Balz

Paarungs- und/oder brutwillige Eulen (wie Vögel allgemein) machen ihre Artgenossen darauf aufmerksam. Bei den Eulen tun dies wahrnehmbar die Männchen. Meist handelt es sich um spezielle Rufe, die nur in der Zeit zu hören sind. Bei einigen Arten sind diese Rufe länger und auch durchaus melodisch (Rauhfußkauz, Sperlingskauz) und werden in Analogie zu den Singvögeln Balzgesang genannt. Die Männchen sitzen dazu nicht selten auf erhöhten Plätzen, damit ihr Rufen weithin gehört wird und damit sie dabei gesehen werden. Manche Eulen (Schleiereule, Sumpfohreule, Waldohreule) fliegen dazu auch deutlich sichtbar mit anderem Flügelschlag als sonst herum (Balzflug). Balz unmittelbar vor der Brutzeit, in der gemäßigten Zone also im Frühjahr, dient direkt der Vorbereitung zur Brut. Es gibt allerdings auch eine Herbstbalz, die wegen des langen zeitlichen Abstands zur Brutzeit nicht direkt Brutwilligkeit ausdrückt (Rauhfußkauz, Uhu). Sie dient bei jungen und verwitweten Eulen der Partnersuche. Sicherlich bedeutet sie auch für andere Männchen eine direkte Warnung.
2014 Kniprath

Bartkauz

Ausführliche Infos zu dieser Eulenart finden sich hier: Bartkauz.

Bebrütungsbeginn

Die Mehrzahl der Eulen (außerhalb der Tropen?) beginnt mit der Bebrütung der Eier bereits während der Eiablage, bereits mit dem ersten oder zweiten Ei (Schleiereule, Uhu) oder später (Sperlingskauz). Nur der Sperlingskauz wartet die Vollständigkeit des Geleges ab. Das hat bei den erstgenannten Arten zur Folge, dass die Jungvögel (Pulli) nacheinander schlüpfen, daher unterschiedlich groß sind und nacheinander flügge werden.

Bergerhausen, Wilhelm †

Eulenschützer; die AG Eulen hat ihn mit einem Portrait geehrt und 2010 in ihre Ehrentafel aufgenommen.

Biandrie

ein ♀ mit zwei ♂; hierfür sind in der Literatur zwei eher verwirrende Bezeichnungen üblich. Epple (1985) und Marks et al. (2002) unterschieden simultane und serielle Biandrie, bei Glutz & Bauer (1994) gibt es für den letzten Fall den Begriff „sukzessiv“. Da sich jedoch bei Eulen dasselbe ♀ nicht an zwei Bruten gleichzeitig beteiligen kann, weil allein sie brütet und hudert, ist „serielle“ wie „sukzessive“ Biandrie ein Widerspruch in sich (Aebischer 2008). Beide Termini sollten daher verschwinden. Es bleibt die simultane Biandrie. Dann ist das „simultan“ aber überflüssig. Analog zur Bigynie ist hier das ♀ biandrisch, die ♂ jedoch sind monogam.

Biandrie ist für die Schleiereule lediglich vermutet (Schönfeld & Girbig 1975), einen Nachweis gibt es bisher nicht. Letzteres gilt offensichtlich für alle Eulenarten. Auch die von Solheim (1983) geschilderten Fälle betreffen keine Biandrie in diesem Sinne.
Kniprath 2012: Eulen-Rundblick 62: 123-127

Bigamie

bezeichnet allgemein die Beteiligung von einem Individuum des einen Geschlechts und von zwei Individuen des anderen an der (genetischen) Fortpflanzungspartnerschaft. Wegen der Unsicherheit, welches Geschlecht mit nur einem Exemplar beteiligt ist, sollten stattdessen die eindeutigen Begriffe Bigynie und Biandrie verwendet werden. Für Bigynie ist es definitionsgemäß notwendig, dass sich die Bruten der beiden ♀ überschneiden, so dass das ♂ auch zwei Bruten gleichzeitig betreuen muss, und für Biandrie, dass sich beide ♂ an derselben Brut eines ♀ beteiligen.
Kniprath 2012: Eulen-Rundblick 62: 123-127

Bigynie

die Partnerschaft von einem ♂ mit zwei ♀; es ist definitionsgemäß notwendig, dass sich die Bruten der beiden ♀ überschneiden, so dass das ♂ auch zwei Bruten gleichzeitig betreuen muss.

Bigynie ist sowohl bei der Schleiereule (Marti 1990; Taylor 1994; Kniprath et al. 2002) als auch beim Rauhfußkauz (Kondratzky & Altmüller 1976; Schwerdtfeger 1976, 1984, 1993; Carlsson et al. 1987: 9 % bzw. 14 % der ♂ in zwei Wühlmaus Peak-Jahren; Korpimäki 1988, 1989, 1991: 34 Fälle; Holmberg 1980, Zang & Ristic 1992) als in Jahren mit sehr guter Nahrungsgrundlage (Schwerdtfeger 1976; Carlsson et al. 1987) Korpimäki 1989, 1991; Shawyer 1998) nicht allzu selten vorkommend nachgewiesen. Einen Fall schildern Lehtoranta (1986) für den Bartkauz Strix nebulosa (nach Marks et al. 1989), Marks et al. (1989) für den Sägekauz Aegolius acadicus und Sonerud et al. (1987) für die Sperbereule Surnia ulula. Für die Zwergohreule Otus scops ist Bigynie wenigstens in Gefangenschaft belegt (Koenig 1973). Norgall (1985) schließt aus Beobachtungen auf Bigynie bei der Waldohreule. Es gibt Nachweise für die Schnee-Eule Bubo scandiacus (Watson 1957, Hagen 1960) und die (amerikanische) Geflammte Ohreule Otus flammeolus (Linkhart et al. 2008).

In einer bigynen Partnerschaft ist das ♂ als bigyn zu bezeichnen, die beiden ♀ verhalten sich jedoch monogam. Korpimäki (1983) unterscheidet simultane oder Harem- Polygynie von sukzessiver P., die bei v. Haartmann (1969) auch „restricted [eingeschränkte] polygyny“ genannt wird. Diese Begriffe erscheinen überflüssig, wenn Polygynie wie auch Bi- und Trigynie nur für gleichzeitige Bruten verwendet werden. Alles Andere fällt unter serielle Monogamie.

Die beiden Bigyniebruten eines ♂ können mindestens bei der Schleiereule, die nicht territorial ist, sowohl innerhalb eines Brutplatzes (meist Brutkastens) (Marti 1990; Taylor 1994) (= monolokal) als auch (bei der Schleiereule und dem Rauhfußkauz) in Entfernungen von mehreren hundert Metern oder gar einigen Kilometern stattfinden (= bilokal) (Schleiereule: Taylor 1994; Shawyer 1998; Kniprath et al. 2002; Kniprath & Stier 2008; Rauhfußkauz: Kondratzky & Altmüller 1976; Korpimäki 1988; Schwerdtfeger 1984, 1993). Korpimäki (1988) unterscheidet beim territorialen Rauhfußkauz monoterritoriale und polyterritoriale Bigynie, je nachdem, ob die beiden Bruten in nur einem oder in zwei verschiedenen Territorien des ♂ stattfinden.

Das Zustandekommen einer monolokalen Bigyniebrut beschreibt Taylor (1994: 154) so: “… new females sometimes appear, spending anything from a few days to a week or two roosting alongside the incubating female. Very occasionally this association goes a stage further and the second female is mated by the male and produces a clutch.” [… neue ♀ erscheinen manchmal, verbringen etwa ein paar Tage bis zu einer Woche oder auch zwei ruhend neben dem brütenden ♀. Bei sehr wenigen Gelegenheiten geht diese Vergesellschaftung noch ein Stadium weiter: Das ♂ verpaart sich mit dem das Zweit-♀, welches dann ein Gelege zeitigt.] Genau um dieses erste Stadium könnte es sich bei der Schilderung von Frank (2006) gehandelt haben (wenn nicht die Deutung als Helferin zutrifft).

Marti (1990) fand vier bigyne Trios bei der Schleiereule T.a. pratincola und stellte fest, dass die zugehörigen ♂ deutlich weniger erfolgreich waren als monogame. De Jong (1995) beschreibt für die Schleiereule T. a. ssp. die Treue eines bigynen Trios über zwei Jahre. Scherzinger (1968) und Karstinen & Ahola (1982) haben für den Waldkauz Strix aluco, Taux (2006) für den Steinkauz Athene noctua und Watson (1957) für die Schnee-Eule ebenfalls einmal Bigynie nachgewiesen.

Die Häufigkeit, mit der für eine Eulenart Bigynie nachgewiesen wurde, hat offensichtlich damit zu tun, wie viele intensive Untersuchungen dazu es gibt. Die wiederum sind unmittelbare Folge der besseren Kontrollmöglichkeiten bei Arten, die einmal nicht selten und dann auch leicht an Nistkästen zu gewöhnen sind.
Kniprath 2012: Eulen-Rundblick 62: 123-127

Brutehe

Fortpflanzungspartnerschaft

Brutpflegepartnerschaft

Die Bindung von Partnern nur zur Pflege der Brut; nicht alle sind genetisch an der Nachkommenschaft beteiligt (=soziale Partnerschaft). Der ebenfalls gebrauchte Begriff „soziale Fortpflanzungspartnerschaft“ ist ein Widerspruch in sich. Die nicht genetisch beteiligten Partner werden als Helfer bezeichnet.
Kniprath 2012: Eulen-Rundblick 62: 123-127

Brutplatz Nistplatz

Brutreduktion

Viele Eulen beginnen meist mit dem ersten Ei mit der Bebrütung. Daraus resultieren große Unterschiede in der Entwicklung der Nestgeschwister. Das wird als Grundlage für eine bei Nahrungsknappheit noch während der Aufzucht erfolgende Reduktion der Jungenzahl angesehen (GLUTZ VON BLOTZHEIM & BAUER 1989: 257). Der Begriff „Brutreduktion“ lässt die Deutung zu, irgendjemand reduziere aktiv durch Kannibalismus (Infantizid oder Kainismus). Sicher ist nur, dass diese Reduktion (fast) immer beim/bei den Jüngsten und daher Kleinsten einer Brut beginnt. Die Position der einzelnen Jungeule in der Geschwisterreihe (Geschwisterposition) hat also oft eine entscheidende Bedeutung für ihr Überleben. Es gibt kein normales Verhalten der Schleiereuleneltern und wahrscheinlich auch nicht der Nestgeschwister, das man als aktives Eingreifen in die Überlebenschancen einzelner Jungvögeln deuten kann. Man sollte also an Stelle von „Brutreduktion“ einen Begriff etablieren, der eine solche Deutung nicht zulässt. „(Brut-) Schrumpfung“ wäre eher angebracht, wie es schon bei Brandt & Seebaß (1994:122) zu lesen ist.
Kniprath 2016

Brutschrumpfung

siehe Brutreduktion


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