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Die Liste der Eulenmonographien aus der Serie der „Neuen Brehm Bücherei“:
Art | Bibliographische Angaben |
---|---|
Schleiereulen | SCHNEIDER 1977 |
Uhu | PIECHOCKI & MÄRZ 1985 |
Schnee-Eule | PORTENKO 1972 |
Sperlingskauz | SCHÖNN 1980 |
Steinkauz | SCHÖNN et al. 1991 |
Bartkauz | MIKKOLA 1983 |
Waldkauz | MELDE 1989 |
Sumpfohreule | GERBER 1960 |
Rauhfußkauz | MÄRZ 1968 |
Eulen | ECK & BUSSE (1973) |
Zwergohreule | MALLE & PROBST (2015) |
(Nachdruck 1995)
34 Unterarten der bei uns vorkommenden mitteleuropäischen Form der Schleiereule Tyto alba findet man in Europa, Afrika, Asien, Nord- und Südamerika, genauso wie in Australien. Nach Norden zu wird ihre Verbreitung durch die Unwirtlichkeit des Klimas und damit verbunden durch die nicht immer gewährleistete Nahrungsgrundlage sowohl in Nordamerika wie in Europa - hier auch nach Osten - begrenzt. Die mitteleuropäische Schleiereule ist in ihrer Biologie und Ethologie stellvertretend für die übrigen Formen und teilweise auch die übrigen Arten, die uns vor allem im indo-australischen Raum begegnen, behandelt, zumal unsere Kennt- nisse über diese Formen und Arten teilweise noch sehr mangelhaft sind. Aufgeführt werden in diesem Zusammenhang auch die sogenannten Graseulen, die ihren lebensraum im Grasland Südafrikas und des indo-australischen Faunengebietes haben. Zur Abrundung des Gesamtbildes wird zum Schluß auf die Maskeneulen eingegangen, die in ihrem Aussehen an Schleiereulen erinnern. Wegen Veränderungen in der Systematik der Schleiereulen wurde der Nachdruck ergänzt. ISBN 3 89432 468 6
G. Braun Verlag Karlsruhe, 1993
Aula Verlag Wiebelsheim, 1994
Conception, réalisation, photogravure: Bruno Voidey - 21000 Dijon, Impression: Néo Typo - Besancon, Indicatif éditeur: 2-9523558, ISBN 2-9523558-0-0, ALBA ALUCO
Seit das schöne Schleiereulenbuch von W. Epple vergriffen ist, ist man immer in Schwierigkeiten, wenn man ein schön bebildertes und im Text wirklich stimmiges Buch verschenken oder empfehlen will. Jetzt hat sich die Situation wieder verbessert. AG Eulen-Mitglied Hugues Baudvin hat seine langjährige Erfahrung aus der Arbeit mit Schleiereulen in Burgund zusammengefasst: Schleiereulen werden beschrieben, ihre Ansprüche an den Lebensraum, ihre Nahrung und der gesamte Brutablauf dargestellt. Die vielen Gefährdungen und auch die Möglichkeiten zum Schutz spielen eine große Rolle. Das Buch ist zweisprachig, aber leider ist Deutsch nicht dabei. Man muss Englisch oder Französisch beherrschen, um von den profunden Kenntnissen des Autors zu profitieren. Der Titel „alba“ sagt, dass es sich um die westlichen, meist sehr hellen, unterseits oft weißen Vögel der Form Tyto alba alba handelt. Das Sprachproblem gilt natürlich nicht für die Fotos von Philippe Perrot. Viele, viele wunderschöne Fotos von Schleiereulen in allen Altersstufen, Aktivitäten und Lebenslagen. Und nur selten sieht man eine Eule „nur so“. Zur Bildkomposition gehören Architekturdetails (Kirchen, Taubenhäuser, Bauernhäuser) und sorgfältig ausgewählte Gerätschaften und anderes Zubehör zur bäuerlichen Landschaft. Daher kann, auch wer mit den beiden Sprachen weniger geübt ist, voll genießen.
Ernst Kniprath
1995: De Kerkuil [die Schleiereule] Friese Pers Boekereij bv Leeuwarden ISBN 90 330 1060 7 / CIP
[Mehr als ein halbes Jahrhundert Schleiereulenschutz]
1982: . T&AD Poyser London ISBN 0 85661 032 1
1998: Arlequin Press ISBN 1900159 70 8
1994: Cambridge Univ. Press ISBN 0 521 39290
2010: (S. Sweeney, Translation). Tyto, Nenakonice, Tschechien. 368 Seiten. ISBN 978-80-254-6487-8.
Das Buch ist die englische Übersetzung des im Jahre 2008 in Tschechisch erschienenen Buches. Das großformatige, gebundene Buch besticht auf den ersten Blick durch die vielen Farbfotos von Schleiereulen und ihren Brutplätzen und durch ein gediegenes Layout (allerdings fehlen Nummerierungen von Tabellen und Abbildungen; im Text wird jedoch auf deren jeweilige Seitenzahl verwiesen). Es ist aber weit mehr als ein schönes Bilderbuch. Es ist die minutiöse Darstellung der intensiven Schutzbemühungen an der Schleiereule und der Erforschung vor allem ihrer Brutbiologie in der tschechischen Republik, der sich der Autor mehr als 20 Jahre vor allem in Böhmen widmete. Sein Enthusiasmus drückt sich darin aus, dass er im ersten Jahrzehnt seine ehrenamtliche Eulenarbeit mit dem Fahrrad (50 bis 100 km Tagesstrecken) nach der Arbeitszeit als Landarbeiter erledigte. Ab 1993 konnte er diese Tätigkeit als Angestellter einer Naturschutzbehörde weiter führen.
Nach einleitenden allgemeinen Kapiteln zur Geschichte und Biologie der Art folgen etwa 200 Seiten zu Brut –und Nahrungsökologie, Wanderungen und der Brutverbreitung der Schleiereule von vor 1940 bis 2007 in Tschechien. Es folgen eine Diskussion der Rückgangsursachen unter Einbeziehung publizierter Ergebnisse aus anderen Regionen Europas, eine Auswertung von tschechischen Ringfunden hinsichtlich Todesursachen und Altersverteilung und abschließend die Darlegung von Schutzmaßnahmen.
Das Buch bietet eine enorme Datenfülle zur Schleiereule in Tschechien. Meines Wissens ist bisher nur in den Niederlanden über einen so großen geografischen Raum und so langen Zeitraum detailliertes Material zur Brutverbreitung und Brutbiologie der Schleiereule zusammengetragen und publiziert worden. Allerdings werden die Daten überwiegend nur beschreibend dargelegt und selten eingehend analysiert. Diese wird hoffentlich noch in der einen oder anderen Publikation nachgeholt, sei es vom Autor selbst oder von anderen Personen, denen mit dem Buch eine enorme Datenfülle zur Verfügung steht. Auch methodische Aspekte kommen zu kurz. Es wird z.B. nicht angegeben, wie intensiv und umfassend die Erfassungen in den einzelnen Untersuchungsperioden waren, so dass die Bestandsentwicklung der Schleiereule selbst seit den 1970er Jahren in Tschechien unklar bleibt.
KAREL POPRACH geht für Tschechien von 300 bis 350 Brutpaaren im Jahr 1990 und von 150 bis 450 Brutpaaren im Zeitraum 1998 bis 2007 aus. Rasterflächen-Kartierungen in ganz Tschechien ergaben fallende Brutbesetzungsraten für die Schleiereule: von 1973 bis 1977 waren noch 58 %, von 1985 bis 1989 50 % und von 2001 bis 2003 nur noch 38% aller Rasterflächen besetzt. Auch zwei längerfristige Bruterfassungen auf 410 bzw. 815 km² großen Kontrollflächen zeigen bis Mitte der 1990er-Jahre einen deutlichen Bestandsrückgang. Der Autor geht davon aus, dass von 1992 bis 1997 das niedrigste Bestandsniveau in Tschechien erreicht wurde, ab dem verstärkt neue Nistmöglichkeiten geschaffen wurden. Ab 1998 wurden die Erfassungen offensichtlich landesweit intensiviert und ab diesem Jahr bis 2007 werden auch jährliche Brutpaarzahlen für ganz Tschechien angegeben, die ohne einen ersichtlichen Trend zwischen 63 (2004) und 418 (2001) Erstbruten schwankten.
Bei den Rückgangsursachen wird das wichtige Thema Nahrungsangebot leider nur oberflächlich thematisiert. Es wird z.B. die Chance nicht genutzt, die langfristigen, landesweiten Erfassungen von Feldmäusen durch die staatlichen Pflanzenschutzämter detaillierter auszuwerten und in Beziehung zu der Bestandsentwicklung der Schleiereule zu setzen, wie es z.B. SCHÖNFELD & GIRBIG (1975) für eine Probefläche in der DDR getan haben. Insofern überrascht nicht, dass der Autor sich bei den Schutzmaßnahmen weitgehend auf das Schaffen von Niststätten und das Verhindern menschlicher Todesursachen wie Ertrinken in Wasserbehältern oder Verfliegen in Rohre oder Kamine konzentriert, während er das Thema Verbesserung der Lebens- und Nahrungsbedingungen in der Agrarlandschaft völlig ausspart. Dies wäre umso wichtiger gewesen, als es in weiten Teilen Tschechiens eine intensive Großfelderwirtschaft gab und gibt.
Hubertus Illner
Quelle: Eulen-Rundblick
Barn Owls. Evolution and Ecology - with Grass Owls, Masked Owls and Sooty Owls. Cambridge University Press. - 297 S., 2 Tabellen, 43 Graphiken, 22 Karten, 26 Farbfotos; rund 120 aquarellierte Zeichnungen von L. WILLENEGGER.
Auf der Basis 30 jähriger Forschung an Schleiereulen Tyto alba (vorwiegend in der Schweiz, aber auch in Israel) und der Auswertung von rund 3.600 Veröffentlichungen legt der Autor, Teamleiter des langjährigen Schleiereulen-Projekts an der Universität von Lausanne, eine vielseitige Synopse zum aktuellen Kenntnisstand über die evolutionäre Ökologie dieser ungewöhnlichen Vogelart vor, dabei die Radiation der weltweit verbreiteten Tytonidae stets im Auge behaltend.
In den letzten Jahren wurde die Schleiereule zur Modell-Art für unterschiedlichste Fragestellungen, wie nach den aero-dynamischen Kriterien des „lautlosen“ Flugs, der neuro-physiologischen Spezialisierungen des Gehörs sowie der optischen Leistungsfähigkeit des Auges und - als bisher unbeachteter Aspekt – nach der Bedeutung von Melanin bei Färbung und Musterung des individuellen Gefieders hinsichtlich Physiologie, Verhalten und Reproduktionserfolg.
In 12 Kapiteln werden der Entwicklungsweg von eozänen Frühformen der Eulen bis zur globalen Ausbreitung der Schleiereulen-Verwandtschaft, die Formenvielfalt zwischen Steppe und Tropenwald, die nacheiszeitliche Besiedlungsgeschichte Europas sowie die wichtigsten Stationen im Leben dieser hoch spezialisierten Mäusejäger dargelegt (z. B. Lebensräume und Siedlungsdichte, Jagdtechniken und Beutelisten, Balz und Paarbildung inklusive diverser Paarungssyteme, Brutplätze, Legebeginn, Gelegegrößen und Jahresbruten, Schlupf und Nestlingszeit, Bruterfolg, Mauser, Jungendispersal und Wanderungen, Rekrutierung und Populationsdynamik). Jedes Kapitel schließt mit einer Liste weiterführender Literatur ab.
ROULINs Buch will aber keine weitere Zusammenfassung einer allgemeinen Biologie der Schleiereule liefern, vielmehr die komplexen Selektionsschritte nachzeichnen, die die Evolution dieser Vogelart bestimmen, seien es Anforderungen durch Klima, Lebensraum, Beuteverfügbarkeit, aber auch Sozialstruktur, Prädation und Parasiten. Entsprechend werden den Fakten immer wieder offene Fragen gegenübergestellt, dabei in anregender Weise auch recht unkonventionelle Ideen.
Unterstützt durch gut lesbare Graphiken und eine außergewöhnlich reiche Illustration gelingt es dem Autor auch sprachlich, selbst verwirrend-komplexe Zusammenhänge verständlich darzustellen, ohne dabei inhaltliche Abstriche zu machen. Diese Form der Vermittlung ist besonders hilfreich bei den Betrachtungen zum Polymorphismus des Schleiereulengefieders, durch die Roulin völlig unerwartete Beziehungen zwischen der Grundfärbung und der Tüpfelzeichnung des Brust- und Bauchgefieders und der individuellen Leistungsfähigkeit der Eulen aufdecken konnte.
In Summe ein stimulierendes Buch, das sowohl eine „lebendige“ Forschungsarbeit vermittelt als auch all´ die Schleiereulenfreunde anspricht, deren jahrelanger Einsatz bei Beringung und Kartierung ein unabdingbares Detailwissen erbringt, und in einem dringenden Appell zu Schutz und Förderung dieser ungewöhnlichen Nachteule ausklingt.
W. Scherzinger Quelle: Eulen-Rundblick
2019: The Eagle Owl. Poyser / London. 384 S (davon 38 S Literaturzitate); 122 Grafiken, 26 Fotos und Karten in Farbe; 22 Tabellen sowie eine Liste aller Beutetierarten des Uhus; zahlreiche schwarz-weiß Zeichnungen zur Illustration. (Preis ca. 55,- €) ISBN: 978-1-4729-0066-1
Die Eulenforschung hat durch die Konzentration ganzer Wissenschaftler-Teams auf Schwerpunkt-Arten und außergewöhnlich lange Beobachtungszeiträume ganz neue Dimensionen erreicht. Dabei werden über das deskriptive Sammeln von Daten zu Biologie, Verhalten und Ökologie hinaus, Fragestellungen zur Optimierung der Beutewahl bzw. des Energiehaushalts, zur Effektivität von Paarungssystemen, zur Einnischung und Konkurrenzmeidung oder zur Investition bei der Jungenaufzucht in den Vordergrund gesetzt, dabei stets die innerartliche Bandbreite individueller Reaktionen und Leistungsfähigkeiten im Auge.
Diesem Anspruch folgt dieses inhaltsreiche Kompendium zur Biologie des Eurasischen Uhus Bubo bubo mit dem sich VINCENZO PENTERIANI seit gut 30 Jahren beschäftigt. In den 13 Kapiteln findet sich zum einen die sehr umfangreiche Auswertung des Schrifttums zu Evolution und Taxonomie, der Vielfalt an Körpermaßen und Gefiederfärbung von aktuell 15 anerkannten Unterarten und ihrer genetischen Differenzierung, weiters zum artspezifischen Mauser-Rhythmus und zur Vielfalt besiedelter Habitat-Typen sowie Neststandorte. Dabei wird die erstaunliche Plastizität dieser weltweit größten Eulenart herausgestellt, die so ziemlich alle Landschaften nutzen kann, sogar zur Verstädterung neigt, sobald die Nachstellungen durch den Menschen nachlassen.
Des Weiteren bemühen sich die Autoren um möglichst aktuelle Bestandszahlen, wie sie über Informanten aus ganz Europa, auch Russland gemeldet wurden. Entsprechend breiten Raum nimmt der Vergleich von regionalen Abundanzen ein, speziell mit dem Schwerpunktgebiet eigener Forschungen im Süden Spaniens, wo außergewöhnliche Uhu-Dichten von bis zu 40 Paaren pro 100 km2 möglich sind. Als kraftvoller Spitzen-Prädator vermag der Uhu zwar Beute von der Größe eines Auerhuhns, Jungfuchses oder Feldhasen zu erbeuten, doch bevorzugt er „bequeme“ Beute, die leicht und in steter Anzahl zu erreichen ist. Je nach Region können Ratten, Kaninchen, Igel oder auch Krähen, Frösche und Fische eine solche Hauptbeute stellen (Differenzierung nach Anzahl und nach Biomasse in 20 thematischen Landkarten). Bemerkenswert ist das Töten anderer Eulen, auch Greifvögel, das als Minderung der Beute-Konkurrenz interpretiert wird.
Einen Schwerpunkt bilden Fragen zur Fortpflanzungsbiologie, von der Staffelung des Legebeginns – in Abhängigkeit von Beuteangebot und geographischer Position, bis zu Gelegegrößen, Jungenentwicklung und Bruterfolg. Im Hinblick auf die Bedeutung für die überregionale Populationsdynamik werden Ergebnisse zu Dispersion und Migration telemetrisch kontrollierter Uhus nach Entwicklungsphasen und Altersklassen differenziert. Bei den ungewöhnlich hohen Siedlungsdichten im Forschungsgebiet kommen Verhaltensweisen zum Ausdruck, die bei Mitteleuropäischen Verhältnissen bisher unerkannt blieben: wie der abendliche Gesangsbeginn nach einer „Rangordnung“, die jagdliche Nutzung von Nachbarrevieren oder eine Vermischung flügger Junguhus aus verschiedenen Bruten.
Da sich diese analytischen Diskussionen im Wesentlichen auf die Uhu-Bestände im südlichen Spanien beziehen, mit nahezu konstant hohem Angebot an Kaninchen als Hauptbeute - und entsprechend außergewöhnlicher Siedlungsdichte der Eulen, könnte ein Vergleich die Uhuvorkommen in Mittel- und Nordeuropa – hinsichtlich Beuteangebot und Reproduktionserfolg – als nahezu suboptimal bis pessimal erscheinen lassen. Real belegt hier aber die beeindruckende Expansion der Uhubestände, dass diese langlebige Eule auch mit geringerer und unregelmäßiger Fortpflanzungsrate sehr vitale Populationen aufbauen kann- bis an die landschaftlichen Kapazitätsgrenzen.
Neben dieser informativen Darstellung zur Biologie des Uhus ist dieses Buch gleichzeitig eine „Werkschau“, weshalb Fragestellungen und Ergebnisse wissenschaftlicher Publikationen aus dem Team der Autoren in den Einzelkapiteln diskutiert werden. Im Vordergrund stehen Interpretationen im Rahmen aktueller Theorien zur Soziobiologie, Öko-Ethologie, Kaskaden-Theorie, Optimum Foraging-Theorie, zum Konflikt zwischen Selbsterhalt und Fortpflanzung, zur Populationsdynamik und die Frage nach evolutionsbiologisch prägenden Selektionsvorteilen individueller Lebensstrategien. Diese inhaltliche Verschneidung ist zweifellos anregend, erschwert aber auch die Lesbarkeit, was durch eine differenzierende Gliederung der mitunter langatmigen Texte hätte abgemildert werden können.
In Summe geht dieses Buch weit über eine Uhu-Monografie hinaus, versucht es doch die „Nische“ dieser großen Eule im breiten Kontext aus Habitatwahl, Jagdstrategie, Konkurrenz- und Feindvermeidung, Reproduktionsleistung und Ausbreitungspotenzial im Spiegel evolutionsbiologischer Optimierung zu verstehen.
Wolfgang Scherzinger Quelle: Eulen-Rundblick
1985: Der Uhu. Neue Brehm Bücherei
2012: The Snowy Owl. T & AD Poyser/London (304 Seiten, 7 Tabellen, 31 Schwarz-Weißfotos, 62 Farbfotos, 74 Graphiken, 5 Karten; 13 Verhaltensskizzen).
Dank eines ungewöhnlichen Autorenteams, mit dem Russen POTAPOV, der als Experte für Greifvögel und Eulen des Hohen Norden in Oxford studierte und heute in den USA lehrt und dem Glaziologen SALE, der als Autor zahlreicher Bücher über die Arktis und ihre Tierwelt auch einem breiteren Publikum bekannt wurde, erfasst dieses Buch in insgesamt 11 Kapiteln eine bemerkenswerte Materialfülle zu Ökologie, Brutbiologie, Populationsdynamik sowie Dispersions- und Migrationsverhalten der Schneeeule aus deren gesamtem Verbreitungsgebiet (von Fennoskandien bis Ostsibirien und von der Beringsstraße bis Alaska und Kanada). Da dem Leser in Mitteleuropa in aller Regel weder die reichhaltige russische Literatur noch die Forschungsergebnisse aus Sibirien zugänglich sind, verdient diese gut lesbare Publikation besondere Beachtung.
Scheinbar paradox, vermuten die Autoren auf Grund paläontologischer Belege ein mediterranes, wenn nicht afrikanisches Ursprungsgebiet der Schneeeule, und plädieren für die Beibehaltung der eigenständigen Gattung Nyctea. Im Zuge ihrer Ausbreitung in die boreale Tundra dürfte die Art die ursprüngliche Gefiederpigmentierung abgebaut haben, so dass heute ein kontrastreich schwarz-weiß gebändertes oder nahezu weißes Gefieder im Winter als Tarnkleid, im Sommer hingegen als Warntracht fungiert.
Schneeeulen sind kraftvolle Jäger, die im Überwinterungsgebiet auch Moorschneehühner und Wasservögel (Meerenten, Gänse), seltener Greifvögel und Fische erbeuten. Im Sommer-Habitat spielen Lemmingarten eine Schlüsselrolle. Entsprechend bildet die komplexe Beziehung zwischen dem zyklisch schwankenden Beuteangebot und der Brutaktivität bzw. dem Bruterfolg der Eule einen Schwerpunkt dieser Artmonographie. Wie Langzeitstudien aus Ostsibirien zeigen, ist die Bereitschaft zu Nestbau und Eiablage nicht nur von der Menge an Lemmingen sondern auch von deren Qualität abhängig: Im Gegensatz zu Eisfuchs oder Sumpfohreule, die auch mit kleinen Lemmingen bzw. Mäusen ihre Jungen großziehen können, benötigt die Schneeeule große Lemminge, mit einem Mindestgewicht von 40g (bevorzugt über 50g). Diese Voraussetzungen sind nur in Massenjahren der Nagetiere gegeben. In Mangeljahren kommt es hingegen zu Brutausfall und Brutverlust, im Extrem auch zu großflächigem Verhungern von Altvögeln.
Die besten Chancen haben adulte Eulen, die bei gutem Beuteangebot in der Taiga nördlich des Borealwaldes überwintern, und ebenda so früh wie möglich mit der Brut beginnen (damit größere Eier, große Gelege – mit bis zu 14 Eiern, höhere Vitalität der Jungen). Eulen, die den Winter südlich des Borealwaldes verbrachten, kommen hingegen meist zu spät ins Brutgebiet (damit kleine Gelege, unsichere Beuteversorgung der Jungen).
Angaben zu Bestand und Siedlungsdichte sind nur vage abzuschätzen, da kaum Beobachter in den Brut- und Überwinterungsgebieten leben. Jedenfalls dürfte der Weltbestand nicht über 32.000 Paaren liegen. Abgesehen von gut belegten Ergebnissen aus Langzeitprojekten muss folgerichtig Vieles zu Verbreitung, Dispersion und Migration der Schneeeule anekdotenhaft bleiben. - Die reichhaltige Nennung von Einzelbeobachtungen folgt nicht immer den Kapitelüberschriften, vielmehr finden sich interessante Details an oft unerwarteter Stelle im Text eingestreut. Die Datengrundlage spekulativer Ansätze bleibt oft unklar; auch gleitet eine allzu saloppe Diktion im Einzelfall ins Journalistische ab (z. B. Kopulationen zum „Vergnügen“).
Abgesehen von solchen Schwächen übertreffen die umfassende Materialsammlung zur Biologie der Schneeeule und die vielseitige Diskussion zu den Lebensverhältnissen im Hohen Norden die bisherigen Monographien bei Weitem, weshalb „The Snowy Owl“ nicht nur den Eulenfreunden nachhaltig zu empfehlen ist.
W. Scherzinger
Quelle: Eulen-Rundblick 65
1972: Die Schnee-Eule. Neue Brehm Bücherei. ISBN 3894322179
Die Schnee-Eule ist ein Charaktertier der Arktis. Sie gehört zu den Weiten der hoch nordischen Ebenen wie Polarfuchs und Eisbär.
Ein schmaler Saum an den Küsten Nordeuropas, Asiens, Nordamerikas und Grönlands ist ihr Brutgebiet. Hier zieht sie ihre Jungen auf und jagt den Lemming, ihr bevorzugtes Beutetier. Im Winterhalbjahr kommt es zu weiten Wanderungen der Vögel, wenn der Schnee in der Arktis zu hoch liegt und die Nahrung nur schwer zu erreichen ist. Ob der Vogel regelrechte Zugwege einhält, ist noch nicht erwiesen. Es hat den Anschein, daß die Schnee-Eule auf der Suche nach Nahrung umherstreicht. In manchen Jahren kommt es zu Invasionen, die Tausende Vögel weit nach Süden führt. Besonders eindrucksvoll sind die Einflüge in die Oststaaten Nordamerikas. Jahrzehnte seines Lebens widmete der Verfasser dem Studium der Schnee- Eule. Er beobachtete sie auf Reisen nach Nowaja Semlja und Taimyr, am Anadyr und auf der Tschuktschen-Halbinsel, besonders aber auf der Wrangellnsel. Umfangreiche Literatur wurde vom Verfasser kritisch ausgewertet und mit eigenen Untersuchungen verglichen. Dazu kamen Umfragen in sowjetischen Jagdzeitschriften, die viele Beobachtungen von Jägern aus allen Teilen Eurasiens erbrachten. So entstand eine fundamentale wissenschaftliche Monographie, die an Vollständigkeit nichts zu wünschen übrigläßt.
Habichtskauz Wiederansiedlung in Österreich – Ein Urwaldbewohner kehrt zurück.
Anlässlich des 10. Jahrestags des Auswilderungs- und Ansiedlungsprojektes für Habichtskäuze (Strix uralensis) im östlichen Österreich brachte die Österreichische Vogelwarte, Außenstelle Seebarn, diesen großformatigen, reich bebilderten Band heraus, um sowohl diese wenig bekannte Eulenart als auch die aufwendigen Maßnahmen der Nachzucht in menschlicher Obhut, der Vorbereitungsarbeiten im Gelände sowie des Monitorings des Wiederansiedlungserfolgs einem breiten Publikum vorzustellen.
Das Projekt zielte auf die Etablierung regionaler Brutbestände in Österreich ab, die eine Vernetzung der Habichtskauzvorkommen im Böhmerwald (CZ, D, A) mit denen in Slowenien bzw. in der Slowakei ermöglichten – quasi als „Trittsteine“. Dem Team um die Projektleiter Dr. Zink und Dr. Leditznig gelang es dabei, sowohl für das Freilassungsgebiet im Wienerwald (Wien und Niederösterreich) als auch im Wildnisgebiet „Dürrenstein“ (Niederösterreich) eine effektive Kooperation mit den Ländern, den Hochschulen, Tiergärten und Zuchtstatio-nen, Waldbesitzern, dem Jagdverband und rund 70 Ehrenamtlichen zu gewinnen, um eine Ansiedlung dieser großen Waldeule auch weitab der Freilassungsorte zu sichern. Seit 2009 kamen 332 Jungkäuze zur Freilassung, die ausschließlich aus Nachzuchten aus dem Netzwerk an Tiergärten, Zuchtzentren und Vogelschutzstationen stammten, wobei sowohl auf Inzuchtmeidung wie auch auf passende genetische Herkunft strikt geachtet wurde. Ansiedlungserfolg, Paarbildung und Brutgeschehen konnten im Freiland mit moderner Telemetrietechnik, codierten Fußringen, genetischer Analyse von Mauserfedern und dem Angebot von über 400 speziellen Nistkästen verfolgt werden. Bis dato dürften sich an die 30 Reviere etabliert haben, mit jährlich bis zu 18 aktiven Brutpaaren.
Für die Bildgestaltung konnten professionelle Naturfotografen gewonnen werden, die dem inhaltsreichen Jubiläumsband eine ungewöhnlich qualitätsvolle Gestaltung verleihen und die Abschnitte zu Verbreitung, Habitatwahl, Beutebedarf, Brutbiologie und Jugendentwicklung des Habichtskauzes lebensnah und ästhetisch illustrieren. – Ein Schmuckstück für jede Eulen-Bibliothek!
(Bezug: Österr. Vogelwarte, Außenstelle Seebarn: Hauptstraße 68, A-3483 Seebarn/Wagram; ISBN-Nr. 978-3-200-06370-9)
Wolfgang Scherzinger, 2021 im Eulen-Rundblick 71: 133
1983: Der Bartkauz. Neue Brehm Bücherei
Hauptsächlich im Norden Europas und Nordamerikas ist der Bartkauz anzutreffen, einer der geheimnisvollsten Vögel der Taiga.
Vorzüglich ist er an ein leben in den feuchten moosbewachsenen Kiefernwäldern angepaßt. Sein Gesichts- schleier ist der größte aller Eulen und exakt kreisförmig. Das weist auf einen hochentwickelten Gehörsinn hin, den er mit anderen Eulen der Gattung Strix gemein hat. Der Bartkauz ist eine der größten Eulen, doch seine Nahrung besteht vorwie- gend aus kleinen Säugern wie Mäusen und Spitzmäusen. Allein das Männchen jagt während der Brutzeit, und Beutefang kann während des ganzen Tages er- folgen. Bartkäuze wählen in Nordeuropa in der Regel alte Horste von Habicht, Bussard und auch vom Steinadler als Nistplatz. In vielen Gegenden, so in Mitteleuropa, ist er selten und nur sporadisch vertreten, aber in Schweden und Finnland gibt es reiche Vorkommen. Gewöhnlich führen diese Eulen eine umherstreifende lebensweise. Auf der Suche nach Nahrung wandern sie innerhalb der Nadel- waldzone. Der Verfasser studierte über zehn Jahre den Bartkauz in Finnland. Umfangreiche literatur wurde sorgfältig ausgewertet und in der vorliegenden Monographie auch mit eigenen Untersuchungen verglichen. ISBN 3 89432 227 6
1983: Der Bartkauz. Neue Brehm Bücherei
Hauptsächlich im Norden Europas und Nordamerikas ist der Bartkauz anzutreffen, einer der geheimnisvollsten Vögel der Taiga.
Vorzüglich ist er an ein leben in den feuchten moosbewachsenen Kiefernwäldern angepaßt. Sein Gesichts- schleier ist der größte aller Eulen und exakt kreisförmig. Das weist auf einen hochentwickelten Gehörsinn hin, den er mit anderen Eulen der Gattung Strix gemein hat. Der Bartkauz ist eine der größten Eulen, doch seine Nahrung besteht vorwie- gend aus kleinen Säugern wie Mäusen und Spitzmäusen. Allein das Männchen jagt während der Brutzeit, und Beutefang kann während des ganzen Tages er- folgen. Bartkäuze wählen in Nordeuropa in der Regel alte Horste von Habicht, Bussard und auch vom Steinadler als Nistplatz. In vielen Gegenden, so in Mitteleuropa, ist er selten und nur sporadisch vertreten, aber in Schweden und Finnland gibt es reiche Vorkommen. Gewöhnlich führen diese Eulen eine umherstreifende lebensweise. Auf der Suche nach Nahrung wandern sie innerhalb der Nadel- waldzone. Der Verfasser studierte über zehn Jahre den Bartkauz in Finnland. Umfangreiche literatur wurde sorgfältig ausgewertet und in der vorliegenden Monographie auch mit eigenen Untersuchungen verglichen. ISBN 3 89432 227 6
1995: Neue Brehm Bücherei
1968: Neue Brehm Bücherei
Während der in Eurasien beheimatete Rauhfußkauz zur Zeit des Alten Brehm recht gut bekannt war, hatte man Anfang dieses Jahrhunderts wenig Ahnung von ihm.
Seine versteckte und nächtliche lebensweise erschwerte die Beobachtung. Erst als man anfing, Vögel nicht nur zu töten oder zu fangen, sondern auf ihr Verhalten, ihre stimmlichen Äußerungen zu achten, wurde der Rauhfußkauz wiederentdeckt und ist nun in allen deutschen Mittelgebirgen und auch im norddeutschen Tiefland als Brutvogel festgestellt worden.
Der Biotop des dem Steinkauz ähnlichen Vogels, der seinen Namen nach den befiederten Füßen erhalten hat, sind tiefe stille Wälder, wo er als Höhlenbrüter alte Bäume bewohnt. Seine schönen melodischen Rufe verraten seine Anwe- senheit weithin. Schon Anfang März, bei oft noch tief winterlichen Witterungsverhältnissen, beginnt er seine Brut. Nach dem Nahrungsangebot - in guten oder schlechten Mäuse- oder Lemmingjahren - richtet sich die Eizahl dieser Mäusejäger. Bei Nahrungsmangel unternehmen die Vögel weite Wanderungen, während sie im allgemeinen Standvögel sind. Ihr Hauptfeind ist der Baummarder, auch der Habicht und die größeren Eulenarten stellen ihnen nach.
Auch der Schutz des Rauhfußkauzes, wie der aller anderen auch für den Menschen so nützlichen Eulenarten, ist zur Erhaltung der Biozönose Wald notwendig, und es ist wünschenswert, daß bei forstwirtschaftlichen Maßnahmen diese Forderung des Naturschutzes berücksichtigt wird.
ISBN 3 89432 472 4
The Boreal Owl. Ecology, behaviour and conservation of a forest-dwelling predator.
2012 Cambridge Univ. Press: 359 S. (119 Abbildungen, 49 Tabellen, 64 Schwarzweiß- und 36 Farbfotos)
Diese gewichtige Artmonographie über den Rauhfußkauz (Aegolius funereus) fasst Beobachtungen, Experimente, Telemetriestudien und Beringungsergebnisse aus nahezu 45 Jahren Freilandarbeit im borealen Nadelwald des südwestlichen Finnland (Region Kauhava, Provinz Süd-Ostrobothnien) zusammen. Mit schrittweiser Ausweitung des Kontrollgebiets seit 1966 auf heute rund 1.300km2 konnten neben mehreren Naturhöhlen (i.d.R. vom Schwarzspecht) annähernd 500 Nistkästen in das Langzeitprojekt einbezogen werden (in Summe an die 41.000 Brutkontrollen). Neben biometrischen Daten von Brutvögeln (Fang i.d.R. am und im Nistkasten) und Nestlingen wurden Gefiederentwicklung und Mauserverlauf protokolliert, mit Ableitungen zur Altersbestimmung. Insgesamt wurden an die 2.000 Käuze beringt, mehrere Eulen zusätzlich mit Sendern ausgerüstet (Schwanz-Montage). Zur Indikation des örtlichen Beuteangebots (vornehmlich Erdmaus und die eingebürgerte „Geschwister-Maus“, Rötelmaus sowie Waldspitzmaus, gelegentlich Kleinvögel) wurden beispielhaft die Frequenzen von Beuteübergaben an der Bruthöhle und die deponierten Mäuse in den Höhlen ausgezählt, auch Inhaltsanalysen von Gewöllen und anderen Beuteresten aus den Nistkästen durchgeführt . Zusätzlich wurde im Stichprobenverfahren die Mäusedichte durch Fallenfang ermittelt (50-100 Totschlagfallen je Kontrollgebiet).
Das Team, das mit den Jahren zahlreiche Freiwillige, Beringer, Studenten und Projektpartner einbeziehen konnte, hat sich nicht mit einer Revision von Brutbiologie und Nahrungsökologie des Rauhfußkauzes begnügt, vielmehr zieht sich die Frage nach Anpassungsstrategien dieser Kleineule an das zyklisch schwankende Beuteangebot an Kleinsäugern als „roter Faden“ durch diese konsistente Arbeit: Im Unterschied zu einem unregelmäßig fluktuierenden Beuteangebot in den Wäldern Mitteleuropas, unterliegen die Wühlmausbestände im borealen Nadelwald einem mehr-minder 3-jährigen Zyklus, mit beutearmen Mangeljahren, gefolgt von Anstiegsjahren, in denen der Mäusebestand auf das 50-500-fache (extrem 1.000-fache) hochschnellen kann, um im Niedergangsjahr letztlich wieder abzusinken, wenn nicht sogar abrupt zusammenzubrechen. Wie also können die Mäusejäger ihre eigene Fitness, den jährlichen Bruterfolg und die Anzahl effektiver „Rekruten“ in der Population - trotz des einschneidenden Massenwechsels an Beutetieren von Jahr zu Jahr – bestmöglich erreichen?
Rauhfußkäuze können sich noch vor Abschluss ihres 1. Lebensjahres erfolgreich fortpflanzen, die meisten allerdings nur in guten „Mäusejahren“. Nur große bzw. ältere Eulen brüten auch in Mangeljahren. Entsprechend werden ältere Paarpartner gegenüber Jährlingen bevorzugt. Auf Grund von Weibchenmangel bleibt aber fast ein Viertel der Männchen unverpaart.
In Abhängigkeit vom Beuteangebot bzw. der Kondition der Weibchen fällt der Legebeginn in die Zeit von Mitte März bis Anfang Mai, wobei Eigröße, Gelegegröße sowie Körpergröße und Vitalität der Jungen mit fortschreitender Jahreszeit abnehmen (was zumindest für Töchter gilt). (Mittelwerte für Gelegegröße = 5,7 Eier; extrem = 8-10 Eier; für Jungvögel = 4,95 bzw. für Nestlinge = 2,91). Die Bebrütung setzt typischerweise mit Ablage des 2. Eies ein, so dass das erste Ei – im Vergleich zum letzten Ei (26,6 Tage) – um 3 Tage später schlüpft (29,2 Tage).
Nach erfolgreicher Brut verbleiben Männchen i.d.R. lebenslang in ihrem gewählten Revier. Hier bebalzen sie bis zu 5 Höhlen, um sich mit einem angelockten Weibchen zu verpaaren (87% der Männchen bleiben monogam). In Einzelfällen wurde Polygynie mit 2 (11%) oder gar 3 Weibchen (1%) nachgewiesen. Die Distanz zwischen den einzelnen Bruthöhlen beträgt im Mittel 1,4km (extrem = 4km) In mäusereichen Jahren lohnt diese Strategie, da polygyne Männchen deutlich mehr Nachkommen haben (Extrem = 26 Junge als Lebensleistung eines Männchens). - Zweit-Weibchen polygyner Männchen erleiden hingegen große Nachteile, da das Männchen sich wegen der Versorgung der älteren Jungen ihres Erst-Weibchens um die Nachkommen des Zweit-Weibchens nicht mehr kümmern können.
Die Männchen versorgen Weibchen und Brut über insgesamt 4,5-5 Monate lang mit Beute (mittlerer Beutebedarf eines Brutpaares = 162kg pro Brutsaison). Hinsichtlich des Beuteerwerbs sind in Mangeljahren leichte, langschwänzige Männchen im Vorteil, kräftige, kurzschwänzige hingegen in guten Mäusejahren.
Weibchen versuchen, ihre reproduktive Fitness durch Mehrfachbruten mit jeweils anderen Männchen zu maximieren (serielle Polyandrie). Ein entsprechendes Beuteangebot vorausgesetzt, überlassen die Weibchen die 1. Brut dem 1. Männchen, sobald die Nestlinge etwa 20 Tage alt sind, um eine 2. Brut mit einem weiteren Männchen zu beginnen (bei 70% von sendermarkierten Weibchen nachgewiesen). Dabei legen sie Entfernungen von durchschnittlich 4,5km zurück (extrem = 196km). Diese Strategie lohnt sich für Weibchen, da sie eine Anhebung der Jungenzahlen pro Brutsaison um 70% ermöglicht. In einem Fall wurde die Brut eines Weibchens von 2 Männchen gleichzeitig versorgt (simultane Polyandrie). - Weibchen neigen somit nicht nur zum „Nomadentum“, sie dispergieren auch über erstaunlich große Distanzen (finnische Ringvögel im Mittel = 110km, extrem = 1.099km), speziell Jungvögel im Geburtsjahr nach Zusammenbruch des Beuteangebots. Damit sichern sie einen inter-europäischen Populationsverbund.
Rauhfußkäuze der finnischen Population können bis zu 11 Jahre alt werden, doch ist die Mortalität mit 50% bei Jungvögeln und 33% in den Folgejahren recht hoch, speziell während der Dispersion und in schneereichen Wintern. Die besten Überwinterungsbedingungen finden die Käuze in alten Fichtenwäldern, wie sie aber auf Grund intensivierter Holznutzung großflächig verloren gegangen sind. Neben Uhu und Habicht sind vor allem Habichtskäuze für Verluste durch Predation, für reduzierte Balzaktivität und geringen Bruterfolg verantwortlich.
Es wundert nicht, dass sich im Laufe von 45 Jahren die basalen Bezugsgrößen im Projekt deutlich verändert haben (wie Flächengröße, Anzahl an Nistkästen, beringte und besenderte Brutvögel und Nestlinge). Fragestellungen aus unterschiedlichen Zeitspannen beziehen sich daher auf unterschiedliche Grundlagendaten, so dass Prozentangaben zu bestimmten Aussagen oft - scheinbar – divergieren. Enttäuschend erscheint zunächst die Druckqualität zahlreicher Schwarzweiß-Fotos, doch wiederholen sich alle relevanten Motive in guter Qualität auf den Farbtafeln im Mittelteil.
In Summe besticht diese Monografie durch die große Konsequenz, mit der Eigenschaften und Strategien der Käuze aus sozio-biologischer und evolutions-biologischer Sicht geprüft und diskutiert werden, wieweit sie vorteilhaft oder riskant sind, welche Vorteile sie für die individuelle und/oder reproduktive Fitness bringen, bzw. welche Effekte sich für die Populationsdynamik ergeben. Da die Autoren die 15 Kapitel dieses Buches (von Artbeschreibung und Habitaten im Studiengebiet bis Fortpflanzungsstrategien und Familien-Planung) jeweils als inhaltliche Einheit verfassten, muss der Leser zahlreiche Wiederholungen in Kauf nehmen, was der Verständlichkeit der jeweils abgeleiteten Ergebnisse jedoch entgegen kommt. – Es gibt wohl kein vergleichbares Buch zu Öko-Ethologie und Sozio-Biologie einer waldbewohnenden Eule Europas mit derart breit gefächertem Fragenspektrum und entsprechend detaillierten Antworten, weshalb diese gewichtige Studie über den Rauhfußkauz vorbehaltlos zu empfehlen ist, und nicht nur für „Strigologen“.
Wolfgang Scherzinger
Quelle: Eulen-Rundblick 65
1991: Der Steinkauz. Neue Brehm Bücherei
1997: Vom Steinkauz zum Hauskauz. Eigenverlag
2008: : Conservation, ecology and behavior of Athene noctua. 574 Seiten, 50 Strichzeichnungen, 128 Rasterbilder, 30 Farbbilder, 54 Tabellen. Cambridge University Press, Cambridge/New York. ISBN 978-0-521-88678-9 (hardback).
Nach der ersten umfassenden Steinkauzmonografie von SCHÖNN et al. (1991, Neue Brehm-Bücherei) in deutscher Sprache ist nun die lang erwartete erste englischsprachige erschienen: 574 Seiten Text mit vielen Tabellen, Abbildungen und Fotos, eine Steinkauz-Bibliographie mit 1900 Zitaten, zusammen mit dem harten Einband fast 1,4 kg Gewicht - das allein ist schon beeindruckend. DRIES VAN NIEUWENHUYSE und JEAN-CLAUDE GÉNOT haben viele Jahre in Belgien bzw. Frankreich am Steinkauz geforscht, während DAVID H. JOHNSON an nordamerikanischen Eulen gearbeitet hat und seit einigen Jahren das Global Owl Project leitet. Die Voraussetzungen für eine englische Monografie waren also günstig.
Der Seitenumfang der Monografie ist - bei größerem Format - mehr als doppelt so groß wie bei der vor 17 Jahren erschienenen Artabhandlung. Die Zitate der Bibliographie (darunter auch viele, in denen der Steinkauz nicht das Hauptthema ist) reichen bis zum Jahr 2006 (als Bearbeitungsstand angegeben ist Anfang 2005). Seit 1990 sind einige hundert Zitate dazu gekommen. Allein sieben Promotionsschriften von 1985 bis 2005 (auf Seite 327 haben die Autoren die von ZENS 2005 übersehen) widmeten sich bisher ausschließlich dieser Eulenart. All dies zeugt von einem großen und ungebrochenen Interesse an dieser ansprechenden Eulenart, welches vor allem ab den 1970er Jahren in Mitteleuropa einsetzte, wo der Steinkauz überwiegend im Kulturland, oft in enger Nachbarschaft zum Menschen lebt.
Die an das Ende gesetzte Welt-Bibliographie dürfte nach eigenen Stichproben kaum Lücken aufweisen. Auch viele Publikationen in russischer Sprache sind enthalten, die zum Teil ausführlich zitiert werden, was sehr nützlich für die vielen Leser ohne entsprechende Sprachkenntnisse ist. Der Zugang zu der Bibliographie wird dem Leser über einen Index mit Schlüsselwörtern erleichtert. Die unter den Schlüsselwörtern angegebenen Nummern beziehen sich auf die in der Bibliographie (sämtliche Zitate sind dort durchnummeriert). Noch benutzerfreundlicher wäre es, wenn die Bibliographie mit dem Index in elektronischer Form vorliegen würde. Die Steinkauzexperten würden es zudem sicherlich begrüßen, wenn sie samt Index im Internet für jedermann frei verfügbar wäre. Auf den ersten Blick verwirrt, dass es noch ein gesondertes Literaturverzeichnis gibt. Dort sind rund 1000 Veröffentlichungen aufgeführt, auf die im Text Bezug genommen wird. Hierunter befinden überwiegend solche, die schon in der Bibliographie verzeichnet sind.
Der thematische Aufbau ähnelt in den ersten 11 Kapiteln weitgehend dem seines Vorgängers. Darunter hervorzuheben sind die vier Kapitel Taxonomie und Genetik (mit bisher unveröffentlichten Ergebnissen von M. WINK), Morphologie sowie Habitat. Zu diesen Themen sind besonders viele neue Erkenntnisse aus den letzten 15 Jahren Forschung und aus weit entfernten Regionen eingearbeitet worden. Besonders wertvoll ist die überaus detaillierte, 75-seitige Abhandlung über Verbreitung, Bestände und Bestandstrends im gesamten vom Steinkauz besiedelten Areal. Die erzielte Vollständigkeit und Genauigkeit war oft nur möglich durch die Zuarbeitung von Experten, die für einzelne Länder bzw. Regionen die entsprechenden Daten zum Teil aus unveröffentlichten Quellen recherchierten. Unter den 11 Kapiteln ist mit dem Thema „Verhalten“ nur eines zu finden, welches gegenüber SCHÖNN et al. (1991) deutlich abfällt. Auf nur sieben Seiten wird das in den 1980er Jahren ausführlich beschriebene Verhalten des Steinkauzes ohne Darbietung von Verhaltenskizzen zusammengefasst. Allenfalls die Lautäußerungen, welche unter das Kapitel Morphologie gefasst sind, werden etwas ausführlicher und unter Verwendung neuer Forschungsergebnisse abgehandelt.
Die drei wichtigen Kapitel 12 bis 14 betreten Neuland, deren Themenspektrum findet man gewöhnlich nicht in Monografien: Prioritäten für weitere Untersuchungen, Entwicklung eines Monitoringplans für den Steinkauz und Geschichte und Erfolg ehrenamtlicher Arbeiten am Steinkauz (von R.S. LEIGH). Den Abschluss bilden neben den erwähnten Literaturverzeichnissen ein Glossar, Listen aller bekannten Beutetiere für verschiedene geografische Räume und ein 13-seitiger Sach- und Artenindex.
Wir verdanken den drei Autoren eine Monografie, die - was Detailtreue, Aktualität, thematische Vielfalt und textliches Layout anbetrifft -, nichts zu wünschen übrig lässt. Es ist eine wahre Fundgrube für jeden Steinkauzforscher. Man kann gleichwohl auch den Eindruck gewinnen, dass die Straffung einiger langer Textabschnitte dem Gesamtwerk gut getan hätte. Für meinen Geschmack wurden dagegen einige wichtige Themen wie Mortalität, natürliche Nisthöhlen oder Einfluss von Klima und Witterung nur stiefmütterlich abgehandelt.
Wirklich schade ist, dass viele Fotos unscharf sind, bei einigen die Farbgebung unnatürlich ist (Extrembeispiel: Plate 7) und viele monochrome Fotos wie von einem grauen Schleier überzogen wirken. Das liegt zumindest nicht immer an schlechten Vorlagen, wie einige Fotos zeigen, die sowohl monochrom als auch farbig abgedruckt wurden oder die auch im Steinkauzbuch von BEERSMA et al. 2007 (siehe Besprechung in diesem Heft) abgebildet sind. Ein großer Verlag wie Cambridge University Press sollte Mittel und Möglichkeiten einer digitalen Bildbearbeitung haben, die aber offenbar leider kaum oder gar nicht genutzt wurden. Zudem sind einige Abbildungen praktisch nicht lesbar (z.B. Figure 6.29, 6.31-32 mit jeweils mehreren Grauabstufungen) oder schlicht entbehrlich (z.B. Figure 6.31a). Das Buch sollte jeder zu Rate ziehen, der sich wissenschaftlich mit dem Steinkauz befasst.
Hubertus Illner
Quelle: 2009: Eulen-Rundblick 59: 55-56
2009: - Maatregelencatalogus ter verbetering van het leefgebied van de Steenuil. 106 Seiten. Landschapsbeheer Nederland (Hrsg.), Utrecht. Zu bestellen bei der Niederländischen Steinkauzstiftung „STONE“: De Kistemaker 12, NL- 1852 GW Heiloo, E-Mail: stone@steenuil.nl oder kostenlos herunterladen unter: http://www.steenuil.nl/catalogus/pdf/Handboek.pdf.
Der von der Organisation „Landschaftsschutz Niederlande“ in einer Auflage von 17.000 herausgegebene „Maßnahmenkatalog zur Verbesserung des Lebensraums des Steinkauzes“ ist ein umfassendes Praktikerhandbuch in niederländischer Sprache. Es soll Naturinteressierte in den Niederlanden dazu anregen, den Schutz des Steinkauzes und seines Lebensraumes in die Hand zu nehmen, wovon auch weitere Tierarten profitieren würden. Anlass ist die starke Abnahme des nationalen Brutbestandes des Steinkauzes seit den 1960er Jahren. Auswertungen langfristiger Datenreihen zeigten, dass für den Rückgang in den Niederlanden vor allem eine verminderte Fortpflanzungsrate und eine erhöhte Sterblichkeit im ersten Lebensjahr verantwortlich ist.
Deswegen wird in dem Leitfaden auf diese Aspekte auch besonderer Wert gelegt. In den Kapiteln 4 bis 7 werden ausführlich Maßnahmen zur Verbesserung des Nahrungsangebotes, des Nistplatzangebotes und der Überlebensfähigkeit vor allem im ersten Lebensjahr (Schaffung von sicheren Tageseinständen, Vermeidung von Verkehrstod, Ertrinken und Vergiftung u.a.) erläutert. Vorangestellt sind eine Einführung in die Biologie des Steinkauzes und methodische Anleitungen zur effektiven Umsetzung von derartigen Schutzprojekten im gesellschaftlichen Raum.
In den abschließenden Kapiteln werden die Untersuchungsmethoden am Steinkauz in Anlehnung an das niederländische Methoden-Handbuch von BLOEM et al (2001) erläutert sowie nützliche Erfassungsformulare und Adressen, eine Literaturliste, eine Aufstellung landschaftstypischer Gehölzarten und eine Nistkasten-Bauanleitung abgedruckt. Zahlreiche anschauliche, zum Teil gewitzte schwarz-weiße Zeichnungen veranschaulichen den Maßnahmenkatalog.
Auch wenn das Praktikerhandbuch auf die Niederlande zugeschnitten ist, bietet es auch dem Leser ohne Kenntisse der niederländischen Sprache allein vermittels der Zeichnungen wertvolle Anregungen, was sich natürlich noch erhöhen lässt, wenn ein Wörterbuch zu Rate gezogen wird (z.B. im Internet: http://www.dict2.de/uebersetzungen/niederlaendisch-deutsch).
Hubertus Illner
Quelle: 2009: Eulen-Rundblick 59:56
2007: Broschiert, 119 Seiten. Uitgeverij Roodbont, Zutphen. ISBN 978-90-8740-008-8 Das Ehepaar BEERSMA, beide als Amateure im Steinkauzschutz tätig, und der Biologe Dr. ARNOLD VAN DEN BURG legen ein hübsches Büchlein über den Steinkauz in niederländischer Sprache vor, in dem offensichtlich viele persönliche Erfahrungen Eingang gefunden haben. Das populär geschriebene Buch besticht durch die reichhaltige Illustration. Die überwiegend farbigen, drucktechnisch gut gelungenen Fotos und die wenigen, sehr schönen, gemalten Bilder vermitteln ein authentisches Bild vom Leben des Steinkauzes in unserem Nachbarland, in dem die Brutbestände dieser ehemals häufigen Eulenart in den letzten Jahrzehnten in einigen Provinzen dramatisch geschrumpft sind.
Viele Fotos und Bilder zeigen charakteristische Verhaltensweisen des Steinkauzes. Einige Schnappschüsse machen Verhaltensnuancen des Steinkauzes sichtbar, die man in Gänze erst während langjährigen und intensiven Freiland-Beobachtungen selbst erleben kann. Das günstige Buch wird sicherlich einen breiten Leserkreis im niederländischen Sprachraum finden und die Anschaffung sollte allein wegen des guten Bildmaterials auch für Interessenten ohne entsprechende Sprachkenntnisse lohnenswert sein. Zusammen mit dem Methoden-Handbuch für die Untersuchungen am Steinkauz (BLOEM et al. 2001, herunterzuladen unter: http://www.steenuil.nl/onderzoek/index_onderzoek.htm) und dem hier ebenfalls besprochenen Maßnahmenkatalog von PARMENTIER & VAN PAASSEN (2009) verfügen die niederländischen Naturschützer nun in handlicher Form über hervorragendes Handwerkszeug, mit dem effektiver Steinkauzschutz betrieben werden kann.
Hubertus Illner
Quelle: 2009: Eulen-Rundblick 59: 56
1995: Der Sperlingskauz. Neue Brehm Bücherei
Unter den Eulen Europas ist der Sperlingskauz die kleinste und hinsichtlich der Biologie eine der interessantesten Arten.
Das seltene Vorkommen des Kauzes, seine Dämmerungsaktivität, sowie sein Vorkommen in entlegenen Kammlagen der Mittelgebirge führten dazu, daß die Kleineule in der Vergangenheit zu den unbekanntesten heimischen Brutvögeln gehörte. Es war deshalb eine reizvolle Aufgabe. Vorkommen und Biologie zu untersuchen und diese in vorliegendem Band unter Berücksichtigung der literatur erstmals umfassend darzustellen. Neben Rauhfußkauz und Sperbereule wird der Sperlingskauz als Taiga-Element des sibirisch-kanadischen Faunentyps bezeichnet. Zur Brut werden Höhlen mit- telgroßer Spechtarten benutzt. In der Fortpflanzungsperiode versorgt das Männchen die Familie mit Nahrung, welche vorwiegend aus Kleinsäugern und Vögeln besteht.
Sperlingskäuze sind in der Regel Standvögel und reviertreu. Nach zehnjähriger Beobachtungszeit in den Kammlagen des Westerzgebirges und sorgfältigem literaturstudium legt der Verfasser eine detaillierte Monogra- phie vor, in der neben bekannten Forschungsergebnissen über diese geradezu einmalige Vogelart auch alle Wissenslücken über ihre lebensweise aufgezeigt sind. Vorkommen in Mitteleuropa, Habitatansprüche, Ausdrucksformen und Fortpflanzungsbiologie werden u. a. dargestellt. Ein besonderes Anliegen der Arbeit ist es, durch Vermittlung etho-ökologischer Kenntnisse Grundlagen für Schutzmaßnahmen aufzuzeigen, die auch bei dieser bedrohten Vogelart eine Voraussetzung für ihre Erhaltung bilden.
MALLE G & PROBST R 2015: Die Zwergohreule (Otus scops) in Österreich. – Bestand, Ökologie und Schutz in Zentraleuropa unter besonderer Berücksichtigung der Kärntner Artenschutzprojekte. – Verlag Naturwiss. Verein für Kärnten/Klagenfurt; Sonderheft Nr. 65: 288 Seiten; 145 Abbildungen (Farbfotos, Video-Protokolle, Graphiken, Zeichnungen und Karten), 25 Tabellen und Anhang.
Der Titel ist ein glattes understatement, denn diese Schrift kann durchaus als detailreiche Monografie der Zwergohreule in Mitteleuropa bezeichnet werden, mit umfassender Einarbeitung historischer und aktueller Literatur und einem beeindruckenden Bericht über die bisherigen Artenschutzmaßnahmen im südlichsten Bundesland Österreichs im Anschluss.
Drei allgemeine Kapitel reichen von der Artbeschreibung (inklusive Nestlings- und Jugendgefieder, Mauser und Lautäußerungen) und einem Vergleich der Zwergohreule innerhalb der 53 Arten der Gattung Otus zu einer breiten Beschreibung der Lebensräume in den Kulturlandschaften Mittel-, Ost und Südeuropas, mit Vergleichen von Brut- und Überwinterungsgebieten.
Die acht folgenden Abschnitte konzentrieren sich auf den großräumigen Bestandsrückgang der Zwergohreule in Österreich seit Mitte des 20. Jhdts. und die heutigen Restvorkommen in den Bundesländern Burgenland, Steiermark und Kärnten. Im Rahmen der Bestandserhebung wurden zur individuellen Erfassung Sonagramme aller singenden Männchen herangezogen. In Kärnten wurden seit 1998, dem Beginn des Artenschutzprojekts, 644 Nistkästen angeboten, seit 2004 kamen 60 Nistkästen im Burgenland dazu. In diesem Zeitraum wurden 358 Nestlinge und 6 Weibchen beringt (z. T. mit Transpondern zur automati schen Ablesung am Nistkasten-Flugloch). Der Bruterfolg war mit 3,28 flüggen Jungeulen pro begonnener Brut überdurchschnittlich hoch. Zumindest für die Nestlingszeit konnte die Beuteliste mit Hilfe von Infrarot-Kameras in den Nistkästen protokolliert werden. Die Beutewahl wurde mit der aktuellen Verbreitung der Hauptbeutetiere (vornehmlich große Heuschrecken) verglichen.
Beeindruckend sind die Ausführungen zu den örtlichen Schutzmaßnahmen, wo es mit bewundernswertem Engagement nicht nur gelang zahlreiche Nisthilfen auf Privatgrundstücken zu montieren, zugleich die Akzeptanz für das nächtliche „Getute“ zu festigen, sondern auch zur Pflege und Wiederbegründung von blütenreichen Wiesen und Heckenlandschaften zu ermuntern. Mit der Bereitstellung hunderter Obstbäume von bodenständigen Sorten zur Sicherung und Wiederbegründung von Streuobstbeständen festigt das Projekt auch die landschaftliche Eigenart, zu der die Zwergohreule seit Jahrhunderten zählt, und geht damit weit über reine Artenschutzmaßnahmen hinaus.
Dieses reichhaltig illustrierte und sehr ansprechend gestaltete Buch ist wegen seiner Themenvielfalt und ausführlichen Darstellung jedem an Biologie, Ökologie und Artensicherung Interessierten zu empfehlen, auch abseits aller „Strigologie“.
W. Scherzinger