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Bericht über die 31. Jahrestagung der AG Eulen 2015 in Oberhof

von Karl-Heinz Graef

Die 31. Jahrestagung der „Deutschen Arbeitsgemeinschaft zum Schutz der Eulen e.V. (AG Eulen)“ fand dieses Mal vom 16.-18. Oktober 2015 in Oberhof in Thüringen statt. Für die hervorragende Organisation und Planung vor Ort, im vermutlich bisher höchstgelegenen Tagungsort im AWO SANO Ferienzentrum Oberhof, danken wir ganz herzlich Mario Melle, Wilhelm Meyer und Dr. Jochen Wiesner.

Das Tagungsthema „Vorkommen und Bestandsentwicklung europäischer Eulen“ versprach bereits im Vorfeld spannende Vorträge und lockte fast 100 Interessierte aus ganz Deutschland und auch einen aus der Schweiz zur Tagung. Die 11 angemeldeten Vorträge waren dieses Mal sehr „uhulastig“, was sich aber in keiner Weise auch nur im Geringsten irgendwie negativ bemerkbar machte, im Gegenteil es entstanden hochinteressante und angeregte Diskussionen.

Nach einer teilweise recht weiten und anstrengenden Anreise trafen sich die Teilnehmer bereits am Freitagabend zum stets sehr beliebten „Eulenschützer-Stammtisch“. Es gibt immer wieder viel zu erzählen, da viele von uns sich auch nur ein Mal im Jahr auf der Eulen-Tagung treffen und es werden auch jedes Mal neue interessante Kontakte geknüpft und Erfahrungen ausgetauscht.

Pünktlich um 8.30 Uhr eröffnete am Samstag unser Vorsitzender Dr. Jochen Wiesner die Tagung und begrüßte die Anwesenden. Nach der Bekanntgabe einiger organisatorischer Informationen richtete dann der Vorsitzende des „Vereins Thüringer Ornithologen e.V. (VTO)“, Dr. Christoph Unger, seine Grußworte an uns.

Das Vortragsprogramm startete mit unserem Teilnehmer aus der Schweiz. Simon Birrer berichtete uns über die neuen Erkenntnisse der laufenden Bestandserfassung der Eulen zum neuen Schweizer-Brutvogelatlas 2013-2016. Während Waldkauz und Waldohreule kaum Veränderungen in der Brutverbreitung im Vergleich zu den alten Brutvogelatlanten von 1972-1976 und 1993-1996 zeigen, haben die Bestände von Steinkauz und Zwergohreule teilweise massiv abgenommen, zeigen aber inzwischen wieder leichte Bestandserholung. Einen deutlichen Rückgang zeigt die Schleiereule, während es beim Uhu regional recht unterschiedlich ist. Größere Erfassungslücken gibt es noch beim Rauhfußkauz und der Sperlingskauz hat seine Verbreitungsgrenze deutlich nach Norden ausgedehnt.

Anschließend referierte Michael Jöbges über das Vorkommen und die Populationsentwicklung des Uhus in Nordrhein-Westfalen. Um 1960 verschwand der Uhu aus NRW und erst nach einem umfangreichen Wiederansiedlungsprojekt zwischen 1974 und 1994 konnte er wieder als Brutvogel fußfassen. Das Projekt wurde maßgeblich von der AzWU (Aktion zur Wiedereinbürgerung des Uhus) und die EGE (Gesellschaft zur Erhaltung der Eulen) unterstützt und gesteuert. Bereits 1975 fand die erste Brut in der Eifel statt und der Bestand wuchs dann sehr schnell auf rund 250 bis 300 Paare im Zeitraum 2005 bis 2009 an. Es wird vermutet, dass NRW bundesweit inzwischen die größte Uhupopulation beherbergt.

Nach der Kaffeepause folgte der Vortrag von Karl-Heinz Reiser, der uns über den aktuellen Brutbestand des Uhus in Schleswig-Holstein informierte. Auch hier wurde 1981 ein Artenschutzprogramm zur „Wiedereinbürgerung des Uhus in Schleswig-Holstein“ gestartet und mit Hilfe von Nisthilfen wurde zudem ein ausreichendes Brutplatzangebot geschaffen. 2015 wurden in unserem nördlichsten Bundesland wieder 173 Paare festgestellt, von denen 167 auch eine Brut begonnen haben.

Im letzten Vortrag vor der Mittagspause berichtete Dr. Kersten Hänel über den Uhu in einem Teil des Weserberglandes in Südniedersachsen. Von 2005 bis 2015 hat sich hier der Bestand nahezu verdoppelt. 2015 wurden 92 Reviere bzw. 84 Brutreviere festgestellt und es werden zunehmend Baum- und Gebäudebruten entdeckt. Bei über 3000 bestimmten Beutetieren bestand ein Großteil aus Ringeltauben, Rabenkrähen, Wanderratten und Feldmäusen.

Nach einem ausgiebigen Mittagessen zeigte uns Ulrich Augst die Besiedlung Ostsachsens durch den Uhu auf. Nach sehr schleppend verlaufener Wiederbesiedlung mit nur wenigen Paaren galt um 1970 das Vorkommen erneut als erloschen. 1972 wurde der Uhu dann als Brutvogel in der Sächsischen Schweiz wiederentdeckt und heute sind in Ostsachsen wieder gut 40 Paare beheimatet.

Prof. Dr. Volker Zahner eröffnete einen kleinen Block über Höhlenbäume und gewährte uns bei seinem Vortrag Einblicke in die Lebensgemeinschaft Schwarzspechthöhle – Ort der Konkurrenz und Prädation. Über zwei Jahre hinweg wurden 75 Schwarzspechthöhlenbäume mit Hilfe von Fotofallen beobachtet. Sehr beeindruckend hierbei waren die Aufnahmen und die Vorgehensweise der Prädatoren an den Höhlen.

Spechthöhlen – wertvoll, aber gefährdet! war der Vortragstitel von Wilhelm Meyer. Er berichtete über seine Beobachtungen an Schwarzspechthöhlen in Ostthüringen aus den letzten 40 Jahren und zeigte den Nutzen und die Gefährdung auf. Obwohl mit dem neuen Naturschutzgesetz von 2009 bundesweit alle Höhlenbäume ganzjährig geschützt sind, fallen immer noch mehr Höhlenbäume durch die Säge als durch Stürme. Nach der

Nachmittagskaffeepause referierte unsere - leider einzige - weibliche Referentin Christiane Geidel über das Geocaching. Diese moderne Form der Schnitzeljagd ist des einen Freud und des anderen Leid. Die neue Art der Freizeitgestaltung kann zu erheblichen Störungen von felsbrütenden Arten wie Uhu und Wanderfalke führen, wenn die Geocaches in Brutplatznähe versteckt wurden. Aufwendige Recherchen zeigten, dass bei 51% der Uhu- und sogar bei 78% aller Wanderfalkenbrutplätze im Umkreis von 500 m mindestens ein Geocach im Fels versteckt war.

Dr. Ortwin Schwerdtfeger zeigte uns, dass männliche Rauhfußkäuze durch ihren individuellen Gesang identifiziert werden können. Hierzu wurden 100 Tonaufnahmen der Gesänge verglichen und es zeigte sich eine große Variabilität in der Anzahl der Elemente einer Strophe, der Lautstärke, der Tonhöhe und der Pausenlänge. In graphischen Oszillogrammen und Sonagrammen konnte dies sehr anschaulich dargestellt werden. Konstant bleibt bei einem bestimmten Männchen nur der individuelle Rhythmus und das sogar über mehrere Jahre hinweg.

Martin Görner berichtete über die Errichtung von Windkraftanlagen im Wald und die möglichen Probleme für den Vogelschutz. Was über den Baumkronen im Wald passiert und wie Vögel diese Räume nutzen ist noch weitestgehend unbekannt. Durch die Errichtung von vielen Windkraftanlagen in Wäldern ist diese Fragestellung höchst aktuell, da nicht davon ausgegangen werden kann, dass sich die Vögel an die Rotorbewegungen gewöhnen und es lernen rechtzeitig auszuweichen.

Beim Abschluss des Vortragsprogramms stellte Dr. Ernst Kniprath die durchaus berechtigte Frage, wie wir Amateure an unserer Arbeit beteiligen können. Viele an Eulen und deren Schutz Interessierte können sich aus verschiedensten Gründen nicht an der Freilandarbeit beteiligen. Bei der anschließenden Diskussion zeigte sich aber ganz deutlich, dass der erste Schritt vom Interessierten kommen muss und mit Hilfe des Internets kann heutzutage recht schnell Kontakt geknüpft werden.

Nach dem Abendessen fand die Mitgliederversammlung der AG Eulen statt und für den Sonntag waren drei Exkursionen angesetzt.

Exkursion 1 – Fahrt in ein Gebiet des Thüringer Waldes mit aktuellen Sperlingskauz-Nachweisen. Bernd Friedrich und Jochen Wiesner führten die 32 Teilnehmer in ein nahegelegenes Waldstück und zeigten vor Ort die idealen Habitate, die der Sperlingskauz benötigt. Ein Kauz antwortete sogar leise auf Lockrufe und es konnten mehrere mögliche Bruthöhlen gezeigt werden.

Exkursion 2 – Fahrt zu einem Uhu-Lebensraum am Südabhang des Thüringer Waldes. Diese Exkursion mit 13 Teilnehmern wurde von Martin Görner geleitet.

Exkursion 3 – Fahrt in die am Nordabhang des Thüringer Waldes gelegene „Thüringeti“, einer großflächig extensiv beweideten Landschaft mit Steinkauz-Vorkommen. Die Leitung dieser Exkursion mit 23 Teilnehmern hatte Harald Lange. Die Exkursionen waren ein schöner Abschluss einer gelungenen Tagung und unser herzlicher Dank gilt nochmals den Organisatoren vor Ort.

Nach vielen Jahren findet die 32. Jahrestagung der AG Eulen mal wieder im Süden Deutschlands statt. Vom 28.-30. Oktober 2016 treffen wir uns hoffentlich alle bei mir im Hohenlohekreis in Nordwürttemberg im Kloster Schöntal wieder.

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