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Tierschutzrelevante Aspekte der Eulenhaltung

Eulen-Rundblick Nr. 67 – Mai 2017: Seiten 31-36

von Wolfgang Scherzinger

1 Einleitung

Abbildung 1: Malaienkauz. Eine Präsentation in geringer Sitzhöhe und ohne jede Deckung – bei vollem Tageslicht – widerspricht der natürlichen Lebensweise von Eulen zur Gänze, und kann mit hoher Stressbelastung verbunden sein (Foto: Martin Lindner)
Abbildung 2: Viginia-Uhu. Massive Beinverletzung durch Leder-Geschüh (Foto: The Owl Foundation, Vineland)
Abbildung 3: Die große Nähe zu fremden Personen verstärkt die Belastung von Eulen bei der Flug-Show, die allein auf Grund der erzwungenen Tagesaktivität bereits als Tierschutzwidrig einzustufen wäre (Jung-Uhu in Show bei Berkeley; Foto: V. Flores)

Die Beziehungen zwischen Menschen und Eulen haben sich in der jüngeren Vergangenheit zu Gunsten einer weltoffenen und aufgeklärten Betrachtung dieser hoch spezialisierten Beutegreifer gewandelt, und statt „unheimlicher Nachtgespenster“ erkennen wir in den Eulen wichtige und schützenswerte Glieder unserer Ökosysteme.

Die Faszination, die von den gedrungenen Vögeln mit dem ausdrucksvollen „Gesicht“, ihrem meist seidig weichen Gefieder und dem – für unsere Ohren – lautlosen Flug ausgeht, wird heute aber zunehmend für Geschäftsinteressen missbraucht. Der attraktive Einsatz von lebenden Eulen für Tierschauen, Flugvorführungen oder gar als Streicheltiere wird meist als Information und Aufklärung pro Artenschutz angeboten, ist aber häufig mit tierschutzwidriger Tierhaltung und Präsentation verknüpft. Dieser Beitrag richtet sich nicht gegen eine artgerechte Tierhaltung im Rahmen von Zuchtprogrammen oder Rehabilitation für Forschung und Arterhaltung, sondern gegen einen rasch anwachsenden Trend zum show-business auf Kosten der Gesundheit und Unversehrtheit von Wildtieren.

Abbildung 4: Bis auf wenige Ausnahmen halten Eulen eine Individualdistanz gegenüber Artgenossen, selbst gegenüber dem Paarpartner ein, und meiden allzu engen Körperkontakt. Nur fehlgeprägte Jungvögel dulden widerspruchslos intensive Berührung oder gar Umklammerung durch fremde Personen. – Uhus eignen sich nicht als Streicheltiere; sie sind weder Puppen noch domestizierte Schmusekatzen! (Foto: Fleckenuhu Bubo africanus; Foto: „A Satisfied Owl“ von Toukou Sousui. Licensed under a Creative Commons Attribution 2.0 Generic (CC-BY2.0). Accessed 6.3.2017. www.flickr.com/photos/sousui/20533432585/ in/photostream/)

Die Haltung von Eulen in Gefangenschaft ist komplex, da die arteigenen Ansprüche der großteils dunkelaktiven Vögel an Deckung und Rückzugsmöglichkeit zu berücksichtigen sind sowie bestmögliche Sicherheit vor Rivalen, Konkurrenten oder Fressfeinden zu gewährleisten ist. Da Eulen tagsüber mehr oder minder reglos ruhen, unterschätzen viele Tierhalter den hohen Raumbedarf der meisten Vertreter aus dieser Vogelgruppe während ihrer Aktivitätsphase. Eulen sind durchaus gewandte Flieger, wobei Arten mit reißend-schnellem Flug besonders viel Flugraum benötigen (z. B. Sperlingskauz, Sperbereule). Auch folgt die oft zu beobachtende Haltung von Eulen in dunklen Gewölben oder rundum abgeschirmtem Gemäuer einer falschen Romantik, zumal die „Nachtvögel“ sich sehr gerne sonnen und auch beregnen lassen. Auch dass Eulen in frischem Wasser ausgiebig baden und – speziell zur Brutzeit – regelmäßig trinken, bleibt in vielen Tierhaltungen oft unberücksichtigt.

2 Stressbelastungen durch Missachtung artspezifischer Ansprüche

Im kommerziellen Schaubetrieb werden solche grundlegenden Bedürfnisse der Eulen nicht nur ignoriert, die durchaus stressempfindlichen Vögel werden vielmehr Situationen ausgesetzt, die ihrem Verhalten zur Gänze widersprechen:

2.1 Flugvorführungen außerhalb der artspezifischen Aktivitätszeit. Von den europäischen Eulenarten können nur Schneeeule, Sumpfohreule und Steinkauz als dämmerungs- und lichtaktiv eingestuft werden. Sperlingskauz, Sperbereule und Habichtskauz sind vorwiegend dämmerungsaktiv, fakultativ auch tagaktiv. Alle anderen Arten haben ihren Aktivitätsschwerpunkt in der Dunkelphase, was in besonderem Maße für Zwergohreule, Rauhfußkauz und Schleiereule gilt (Abb. 3, 5). Die für die Show erzwungene Flugaktivität bei vollem Tageslicht stellt zumindest für die letztgenannten Eulenarten eine Tierschutzwidrige Stresssituation dar.

2.2 Aus Kostengründen und zur Platzersparnis werden Eulen im Schaubetrieb häufig durch Lederriemen an den Beinen an einer Sitzstange fixiert – analog zur Falknerei. Auch wenn Besucher diese Anbindehaltung häufig einer Volierenhaltung gegenüber bevorzugen, weil die Vögel völlig „frei“ wirken – und nicht „hinter Gittern eingesperrt“, so wird in aller Regel übersehen, dass der Bewegungsradius derart fixierter Eulen oft kaum einen Meter weit reicht (Abb. 1).

2.3 Da nur den wenigsten Individuen einer Eulenshow tatsächlich ein Freiflug gewährt wird, erduldet der Großteil die Anbindehaltung lebenslang – meist ab dem frühen Ästlingsalter! (Im Fall eines Sperlingskauzes, der im Freiland ein Revier von gut 1 km2behaupten würde, bietet die Anbindehaltung gerade noch wenige Dezimeter an Bewegungsraum.) Eine dauerhafte Fixierung mit eng anliegenden Lederriemen kann darüber hinaus zu schweren Schäden an den Beinen führen (Überdehnung infolge wiederholter Abflugversuche, Entzündungen infolge permanenten Scheuerns an der Befiederung; Abb. 2; McKeever 2015).

2.4 Zur besseren Handhabung und Präsentation sind Sitzkruken, Jule oder Hohes Reck möglichst niedrig gehalten, zumal abgesprungene Vögel in dieser Situation leichter auf ihren Sitzplatz zurückfinden, ohne sich mit dem Geschüh zu verheddern. Dadurch sind Eulen, die im Freiland einen gut gedeckten Ruheplatz in sicherer Höhe aufsuchen würden, gezwungen, in Brust- oder Augenhöhe der Besucher zu sitzen, völlig ungeschützt vor deren Blicken, ohne jede Deckung und auch ohne jede Fluchtmöglichkeit (Abb. 1). (Einer solchen Stressbelastung wären freilebende Eulen nur bei ausweglosen Situationen gegenüber einem überraschend auftretenden Fressfeind ausgesetzt.) Die Belastung wird potenziert, wenn das Publikum ganz nahe an die Vögel herantreten kann, um z. B. aus nächster Nähe zu fotografieren, oder im Extremfall sogar zum Berühren, Streicheln oder „Schmusen“ aufgefordert wird (Abb. 3, 4; Tab. 1).

Abbildung 5: Zweifelsohne bietet der gewichts- und lautlose Schwebeflug von Schleiereulen eine besondere Attraktion einer Flug-Show. Für die rein dunkelaktive Eulenart kann eine erzwungene Tagesaktivität aber durchaus hohe Stressbelastung bewirken (Foto: „Male Barn Owl 4“ von Tony Hisgett. Licensed under a Creative Commons Attribution 2.0 Generic (CC-BY2.0). Accessed 6.3.2017. https://www.flickr.com/photos/hisgett/6796262454/)

2.5 Bis auf ganz wenige Ausnahmen sind Eulen Einzelgänger, leben bestenfalls paarweise, jedenfalls nicht in sozialen Verbänden. Die Präsentation mehrerer Eulenindividuen in enger Nachbarschaft widerspricht dem Bedürfnis nach Mindestdistanz und Rückzug. Im Schaubetrieb wird diese Stresssituation durch die Kombination unterschiedlicher Eulenarten in enger Nachbarschaft noch verstärkt, zumal kleinere Arten ins Beutespektrum der größeren Eulen fallen (Abb. 6, 7). Dieses Problem steigert sich in der üblichen Kombination von Eulen mit Greifvögeln und Falken, im Extrem auch mit Jagdhunden (Tab. 1). Das allmähliche Abstumpfen der Eulen im Dauerstress wird fälschlich als „Gewöhnung“ interpretiert. Sehr viel realistischer fallen derart exponierte Eulen in einen „Konfliktschlaf“, ein Verhalten, das freilebende Eulen nur bei völlig auswegloser Feindbegegnung zeigen (Abb. 7).

Abbildung 6: Gefährliche Nachbarschaft: kleine Eulenarten ängstigen sich in so enger Nachbarschaft mit größeren Arten, passen sie ja durchaus in deren Beuteschema! Eine solche Gruppierung ist deshalb nur bei jagdlich unerfahrenen Jungtieren denkbar (Eulen als Besucherattraktion im „Owl-Cafe“, Japan; Foto: http://goinjapanesque.com/ja/08799/)

2.6 Auf Grund ihrer runden, „übergroßen“ Köpfe und der ausdrucksvollen Augen wirken manche Eulenarten auf den menschlichen Betrachter geradezu „puppenhaft“, was häufig ein Bedürfnis nach Berühren, wenn nicht Streicheln oder gar „Schmusen“ auslöst. Schausteller bieten einen solch engen Kontakt mitunter gezielt an (z. B. werben „owl cafes“ mit einem solchen Angebot; Abb. 4, 6, 7), wiewohl gesunde Eulen solche Berührungen typischerweise meiden – auch dem Artgenossen gegenüber. Selbst „trainierte“ Individuen reagieren entsprechend ablehnend – mit erregtem Schnabelknappen, Fauchen, Unlust- Zwitschern oder Abwehr-Schirken, wenn nicht sogar Zubeißen. – Eulen sind – und das gilt auch im Schaubetrieb – echte Wildtiere; sie eignen sich weder als Heimtiere noch als Kuschelobjekte (vgl. Nosowitz 2015).

Tabelle 1a: Haltungsbedingte Stressbelastung von Eulen im Schaubetrieb


Tabelle 1b: Haltungs- und Trainingsbedingte Stressbelastung von Eulen im Schaubetrieb

3 Gezielte „Produktion“ show-tauglicher Eulen

Es steht außer Frage, dass Eulen, die in engem Kontakt mit Menschen aufwachsen, dessen Nähe und Berührung besser tolerieren und weniger gestresst reagieren als Vögel aus Naturbruten. Folgerichtig werden Eulen für den Schaubetrieb vermehrt von Hand aufgezogen. Unter Berücksichtigung essentieller Kriterien können solche Handaufzuchten durchaus zu vollwertigen Vögeln heranwachsen, die arttypisches Verhalten zeigen, inklusive Fortpflanzung und Jungenaufzucht (Tab. 2). In diesem Zusammenhang müssen als Schlüsselkriterien der enge Sozialbezug zu arteigenen Eulen ab frühem Nestlingsalter und eine vollwertige Ernährung herausgegriffen werden. Denn zum einen wird das Erkennen der eigenen Art durch „Prägung“ auf die Merkmale des anwesenden „Kumpanen“ in sehr frühem Alter festgelegt. Dabei spielen Nestgeschwister eine ebenso wichtige Rolle wie die Elterntiere. Dieser irreversibel bzw. zeitlebens festgelegte Lernprozess entscheidet über späteres Rivalenverhalten sowie die Partnerwahl im fortpflanzungsfähigen Alter (Thaler-Kottek 2016).

Abbildung 7: Exponiert in vollem Tageslicht und ohne Deckung, ohne Bewegungsmöglichkeit an das Sitzreck fixiert und in artfremder Nachbarschaft stumpfen dauergestresste Eulen emotional ab, und fallen in einen „Konfliktschlaf“ (Streichel-Eulen im „Owl-Cafe“, Japan; Foto: „Jungle Cafe, Asakusa“ von „Wombatarama“. Licensed under a Creative Commons Attribution – Non-Commercial – NoDerivs 2.0 Generic (CC BY-NC-ND 2.0). Accessed 6.3.2017. https://www.flickr. com/photos/wombatarama/30978061703/)

3.1 Durch gezielte Handaufzucht von Einzelvögeln erreicht der Tierpfleger eine „Prägung“ auf menschliche „Kumpane“. Solche Eulen begegnen in ihrer Jugend auch anderen Menschen völlig vertraut, betteln diese an und lassen sich auch bereitwillig kraulen. Kaum erwachsen, kann sich dieser freundliche Bezug allerdings rasch umkehren, denn jetzt erkennen die Vögel im Menschen entweder einen gleichgeschlechtlichen Rivalen, den sie in ungehemmter Aggression attackieren, oder sie sehen einen Paarpartner, den sie beständig anbalzen, mit dem sie gelegentlich auch zu kopulieren versuchen. Umgekehrt verhalten sich solch „fehl-geprägte“ Eulen ablehnend bis aggressiv gegenüber den „richtigen“ Artgenossen, weil sie diese als artfremd einschätzen (Tab. 2). Somit sind auf Menschen geprägte Eulen nicht nur für Artenschutzprojekte – wie Zucht oder Wiederansiedlung – gänzlich unbrauchbar, sondern können durch ihr aggressives Verhalten sogar zum Gefährdungsrisiko für Personen werden (Vier Pfoten2015)! Derartig fehlentwickelte Eulen werden mit zunehmendem Alter für Streichelangebote oder Flug-Shows ungeeignet – und werden daher auch laufend durch „liebe“ Jungtiere ersetzt! Liest man die einschlägigen Inserate, dann landen die „verbrauchten“ Alt-Eulen vermutlich beim Präparator.

Tabelle 2: Aufzucht von Eulenjungen für den Schaubetrieb

3.2 Große Zuchtbetriebe, wie sie sich in letzter Zeit ausschließlich zur „Produktion“ von Jungeulen für Schauzwecke etablieren konnten, ziehen Jungeulen – per Hand – in gemischten Gruppen auf. Nestlinge lernen somit neben dem menschlichen Pfleger (als „Eltern-Kumpan“) diverse artfremde Eulen als „Geschwister-Kumpan“ kennen. Sofern sie im Adultstadium überhaupt zur Brut schreiten, bevorzugen sie in jedem Fall den artfremden Partner gegenüber dem artgleichen. Es verwundert daher nicht, dass gerade bei fehlgeprägten Handaufzuchten in „gemischten“ Gruppen sehr ungewöhnliche Art-Hybride aufgezogen werden: wie Waldohreule x Waldkauz (Askani 2003), Schneeeule x Uhu (Burkhardt 2013), Bartkauz x Habichtskauz (Wings 2016). – Aktuell werden durch Handaufzucht absichtlich fehlgeprägte Eulen unterschiedlichster Arten für Schausteller und als Maskottchen gezielt beworben (z. B. Wings-Eulenzucht/Holland). Diese Fehlentwicklung gipfelt derzeit in den japanischen „owl cafes“, wo eigens „trainierte“ Jungeulen auf Julen zum Kraulen und Kosen für jedermann angeboten werden, für selfies herumgetragen werden können oder einfach nur als Dekoration auf den Kaffeehaustischchen angebunden sind (Abb. 4, 6, 7).

3.3 Um die durch Handaufzucht erreichte „Zahmheit“ dauerhaft zu erhalten, versuchen manche Züchter, die natürliche Entwicklung der Jungeulen zu reifen Altvögeln zu unterbinden. Eine solche Infantilisierung kann im Einzelfall durch besonders intensive Betreuung einzeln gehaltener Jungvögel erreicht werden (Kraulen, Herumtragen, Füttern mit kleinen Leckerbissen), am sichersten gelingt sie aber durch Mangelernährung. Das Rezept heißt Unterernährung trotz Sättigung (mit minderwertigem Futter). Die Jungvögel entwickeln zwar ein arttypisches Altersgefieder, so dass die körperliche Kümmerform nicht gleich auffällt, doch stagniert die Reifung ihrer Verhaltensausstattung. Infolge sogenannter „Deprivation“ (vgl. Thaler-Kottek 2016) verharren die Vögel lebenslang im Stadium eines unselbständigen Jungvogels, damit in dauerhafter Abhängigkeit vom Pfleger – und betteln entsprechend auch noch im Erwachsenenalter (Tab. 2). Solche Verhaltenskrüppel wirken auf unbedarfte Besucher besonders „süß“, vermitteln aber bestenfalls ein Zerrbild einer gesunden Eule (Vier Pfoten 2015). Auch sind solche Vögel für Artenschutzprojekte verloren.

4 Richtlinien gegen einen tierschutzwidrigen Missbrauch von Eulen für Schauzwecke

Wiewohl Eulen in zunehmendem Maße in Flugvorführungen und Tierschauen eingesetzt werden, wird die missbräuchliche Aufzucht und stressende Schaustellung vielfach nicht in vollem Umfang erkannt. Ja sogar renommierte Zoologische Gärten unter wissenschaftlicher Leitung setzen Schauflüge mit nachtaktiven Schleiereulen als Besucherattraktion ein, sowie Uhujunge als Streichelobjekte oder „zahme“ Bartkäuze für das Familienfoto.

In Österreich aber haben Tierärzte und fachlich geschulte Tierschutz-Ombudsleute die Problematik jüngst aufgegriffen, und – im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit in Wien – einen Leitfaden zur Beurteilung derartiger Schaustellungen im Spiegel der aktuellen Tierschutz-Gesetzgebung erstellt. Dieser Leitfaden (Arbeitsgruppe des Vollzugsbeirats 2015) sei hier in stichwortartigen Auszügen vorgestellt:

4.1 Lebende Tiere dürfen für Filmaufnahmen, Werbung oder Schaustellung nicht herangezogen werden, wenn damit schwere Angst, Leiden oder Schmerzen verbunden sind (TSchG § 5 Abs. 1 und 2); ebenso ist eine Bewegungseinschränkung unzulässig, wenn diese schwere Angst verursacht. Entsprechend ist die Anbindehaltung verboten (TSchG § 16 Abs. 1, 2, 3 und 6).

4.2 In der 2. THVO (Anlage 2) wird explizit ein Verbot der Anbringung eines Geschühs für Eulen (sowie Greifvögel, Rabenvögel etc.) ausgesprochen, sofern diese nicht als Beizvögel geflogen werden. In Konsequenz dürfen Eulen nur in ausreichend großen und artgerecht gestalteten Volieren gehalten werden.

4.3 Bei der Jungvogelaufzucht ist die Prägung auf dieselbe Art sicherzustellen; eine Fehlprägung auf Menschen ist zu vermeiden. Handaufzuchten müssen die Ausnahme bleiben und dürfen nicht aus kommerziellen Gründen erfolgen (2. THVO § 4 Abs. 5 und Anlage 2).

4.4 Das Futter muss den ernährungsphysiologischen Bedarf der Vögel in ihren verschiedenen Entwicklungsstadien decken. Dabei muss das dargebotene Futter der artspezifischen Beutebehandlung entsprechen (2. THVO § 4 Abs. 7).

4.5 Eulen dürfen keinem Stress durch unmittelbare Nähe von anderen Tieren und Besuchern ausgesetzt werden. Entsprechend muss bei der Präsentation von Eulen ein ausreichender Abstand zum Betrachter eingehalten werden. Darüber hinaus ist eine verhaltensgerechte Rückzugsmöglichkeit zu gewährleisten (2. THVO Anlage 2). Das Berühren der Eulen durch Besucher und andere fremde Personen ist zu untersagen.

4.6 Typisch dunkelaktive Eulen dürfen nicht zu artfremder Tagaktivität gezwungen werden (z. B. im Rahmen von Schauflügen).

5 Ausblick

Tierschutz, Artenschutz, Naturschutz und Umweltschutz erscheinen uns oft als voneinander unabhängige, z. T. sogar widersprüchliche Konzepte zur Bewahrung der Schöpfung bzw. einer lebenswerten Umwelt. In den hier dargelegten Aspekten zur tierschutzgerechten Eulenhaltung fließen aber gleich mehrere Schutzziele zusammen, da eine art- und verhaltensgerechte Tierhaltung Ansatzpunkt für Zuchtprogramme zur Wiederansiedlung örtlich verschollener Arten sein kann (z. B. erfolgreiche Projekte mit Uhu, Habichtskauz, Steinkauz), unverfälschte Anschauung für didaktisch-pädagogische Anliegen bietet sowie ein wertvolles Angebot für spezielle Forschungsfragen stellt.

In jedem Fall ist auf breiter Basis darauf hinzuarbeiten, dass die Tierschutz-Problematik bei der Haltung und Schaustellung von Eulen erkannt und thematisiert wird, damit derart sensible Wildvögel wie die Eulen nicht für billige Schaustellerei missbraucht bzw. in ihrer körperlichen Gesundheit und artgemäßen Verhaltensentwicklung nachhaltig geschädigt werden. Dazu müssen Problembewusstsein und kritische Diskussion europaweit erwachsen, um die entsprechenden Kriterien für eine vertretbare Präsentation von Eulen europaweit festzuschreiben.

6 Literatur und Internetquellen

Arbeitsgruppe des Vollzugsbeirats 2015: Leitfaden zur Beurteilungvon Greifvogelvorführungen. Österr. Bundesmin. Gesundheit, AbteilungTierschutz; Wien. https://www.vetmeduni.ac.at/fileadmin/v/fachstelle-tierhaltung/Leitfaden_zur_Beurteilung_von_Greifvogelflugvorführungen_20160217

Askani T 2003: http://www.tanja-askani.de/ta_photos_jaeger.html

Burkhardt W 2013: Der Schnuhu (Schneeeulen-Uhu-Hybride). https://www.tz.de/bayern/ueberraschende-kreuzung-tierreich-schnuhu-mischung-schneeeule-eule-3069906.html

McKeever K 2015: Wildlife Rehabilitation – Leave it to the Professionals. The Owl Foundation News, Vineland- Ontario

Nosowitz D 2015: The bird-brained idea behind Japan’s Owl Cafés. Audubon Society; http://www.audubon. org/news/the-bird-brained-idea-behind- japans-owl-cafes

Thaler-Kottek E 2016: Gscheite Tiere – Intelligenz und Lernleistungen im Tierreich. 119 S., Münster

Vier Pfoten 2015: Greifvogel-Shows. http://www.vier-pfoten.at/projekte/eulen-und-greifvogelstation-haringsee-egs/greifvogelshows/

Wings 2016: http://www.eulenzuchtwings.de

Dr. Wolfgang Scherzinger
Roßpoint 5
D-83483 Bischofswiesen / OT Stanggass

w.scherzinger@gmx.de

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