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ag_eulen:ehrungen:portraits:1944_wolfgang_scherzinger

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ag_eulen:ehrungen:portraits:1944_wolfgang_scherzinger [2014/04/14 17:15]
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ag_eulen:ehrungen:portraits:1944_wolfgang_scherzinger [2020/05/10 00:54]
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-~~TOOLS:​off~~ ~~NOTOC~~ 
-<​smallcaps on> 
-**Portrait** 
-====== Dr. Wolfgang Scherzinger ====== 
-**Naturschützer,​ Eulenforscher,​ Waldökologe,​ Tier- und Pflanzengärtner** 
  
-$bild[left | :​ag_eulen:​ehrungen:​portraits:​dr._wolfgang_scherzinger.png | Wolfgang Scherzinger auf der Treppe<​br>​zu seinem Blumengarten in St. Os-<​br>​wald (Foto: Anna Scherzinger)] 
-Im Eulen-Rundblick über WOLFGANG SCHERZINGERs Eulenaktivitäten zu schreiben bedeutet, „Eulen 
-nach Athen zu tragen“. Deshalb will 
-ich hier versuchen, eine kurze Überschau über sein facettenreiches bisheriges Lebenswerk zu geben, das über 
-Eulenforschung und -schutz hinausreicht. 
- 
-Unsere erstes privates Treffen in 
-Jena, an dem auch JOCHEN WIESNER 
-beteiligt war, fand auf unsere Einladung hin bereits im Jahr 1976 statt. 
-Uhu-, Rauhfußkauz- und Auerhuhnreviere wurden gemeinsam aufgesucht, und unvergesslich bleibt uns 
-WOLFGANGs Diavortrag über sein 
-Sperlingskauz-Studiengebiet im heimatlichen Toten Gebirge der Steiermark. Seit der Veröffentlichung seiner richtungsweisen Doktorarbeit 
-„Zum Aktionssystem des Sperlingskauzes (//​Glaucidium passerinum//,​ L.)“ 
-standen wir in regelmäßigem Briefkontakt,​ und auch danach rissen 
-unsere freundschaftlichen Begegnungen nie ab. Die über den Eisernen 
-Vorhang hinweg illegal organisierten 
-Treffen im tschechischen Böhmerwald gab es bereits in den 70er- und 
-80er-Jahren. Nach der Wende gelang 
-es ab 1995, ein gemeinsames chinesisch-deutsches Forschungsvorhaben 
-zum Studium des kaum bekannten 
-Chinahaselhuhns (//Bonasa sewerzowi//​) 
-zu realisieren,​ in dessen Rahmen 
-nebenbei auch der seltene Davidskauz (//Strix uralensis davidi//) gefunden und später von WOLFGANG gemeinsam mit chinesischen Partnern 
-intensiv studiert wurde. Wichtige 
-Erkenntnisse dieser Forschungen 
-sind u. a. im Eulen-Rundblick Nr. 58 
-(2008) publiziert. 
- 
-WOLFGANG SCHERZINGER wurde am 
-20. Januar 1944 in Wien geboren. 
-Als Kind der durch Mangel geprägten Nachkriegszeit wuchs er in der 
-Gebirgsnatur der Obersteiermark auf, 
-die sicher sein späteres Leben als Naturforscher und -schützer entscheidend prägte. Nach Besuchen der 
-Volksschule und des Humanistischen 
-Gymnasiums in Wien (Matura 1962) 
-studierte er Zoologie, Botanik, Psychologie und Philosophie an der Universität Wien und promovierte 1969 
-über Ökologie und Verhalten des 
-Sperlingskauzes auf der Basis von 
-Freilanduntersuchungen im Toten 
-Gebirge und Nachzuchten zur Beobachtung der Verhaltensentwicklung 
-am „Institut für Vergleichende Verhaltensforschung“ Wien. Seine Anstellung als wissenschaftlicher Assistent dauerte dort von 1966-1970. 
-1971 förderte der Österreichische 
-Forschungsrat seine Mitarbeit am 
-„Handbuch der Vögel Mitteleuropas“ 
-zu den Themen Ontogenese, Verhalten und Stimmen mitteleuropäischer 
-Eulen. Der anschließende Militärdienst war insofern einzigartig und 
-vielleicht nur in Österreich denkbar, 
-als seine Hauptaufgabe in der Betreuung eines „Heereszoos“ bestand und 
-WOLFGANG seinen Neigungen zur 
-Tierhaltung,​ speziell der Aufzucht 
-von Jungeulen, mit dem Ziel exakter 
-Verhaltensbeobachtung selbst dort 
-weiter nachgehen konnte. Zur Versorgung der Eulen wurden sogar eigene Mäusezuchten eingerichtet. 
- 
-Noch 1971 bewarb er sich als Zoologe an den ersten deutschen Nationalpark „Bayerischer Wald“, der seinen 
-weiteren Lebensweg bestimmen sollte, zunächst bis 1977 im Werkvertrag,​ dann als angestellter Nationalparkzoologe. Die Anfangsjahre waren geprägt vom Ringen um die richtigen Zielsetzungen im jungen Nationalpark,​ dessen Team aus Forstleuten auch die Argumente des Zoologen und Vogelschützers verstehen 
-lernen musste. Umgekehrt war der 
-Nationalpark der optimale Ort, um zu 
-einem Experten für Waldökologie 
-heranzuwachsen. Zahlreiche Reisen 
-in Schutzgebiete mehrerer Kontinente weiteten den Blick. Das erfolgreiche Buch “Naturschutz im Wald“ 
-(Ulmerverlag 1996) war ein Gipfelpunkt dieser Entwicklung. 
- 
-Eine der ersten anspruchsvollen Aufgaben waren Bestandserhebungen 
-von Rauhfußhühnern und Eulen auf 
-130 km² Nationalparkfläche und die 
-Planung von Schaugehegen als Besuchereinrichtung im „Tierfreigelände“ 
-mit charakteristischen Vogel- und 
-Säugetierarten der Mittelgebirgslandschaft. Noch heute empfindet der Besucher Bauplanung und Gestaltung 
-der in prachtvollen Bergmischwald 
-mit Felsen eingefügten Großgehege 
-sowie die Gestaltung von Text- und 
-Bildtafeln als beispielhaft und einzigartig. Gruppen begeisterter Tierfotografen aus ganz Europa drängen sich 
-heute um Bären-, Wolfs- oder Luchsgehege. 
- 
-Eine Meisterleistung ornithologischer 
-Feldarbeit in z. T. schwierigstem 
-Gelände war die Bestandserhebung 
-aller Vogelarten in fünf Urwald-Reservaten im Inneren Bayerischen 
-Wald und später ein 12-jähriges Monitoring von Waldvögeln - insbesondere von Spechten - auf „Katastrophenflächen“ nach Borkenkäferbefall,​ die zu umfangreichen Auswertungen und viel beachteten Publikationen führten. 
- 
-Bei der rund 20-jährigen Mitarbeit in 
-der Redaktion der Zeitschrift „Nationalpark“ konnte WOLFGANG sein didaktisches und künstlerisches Geschick ausleben. Die von ihm entworfene Kinderseite mit dem Rauhfußkauz „Stups“ wurde zu einem 
-waldökologischem Kinderbuch wieter entwickelt, illustriert mit eigenen 
-Hinterglasmalereien. Daneben betreute er mit tiergärtnerischem und 
-ethologischem Geschick die Nachzuchten von Vogelarten für Arterhaltung und Wiederansiedlung bzw. Bestandsstützung:​ Kolkrabe, Uhu, Habichtskauz,​ Auer- und Haselhuhn. 
-Dabei entwickelte er z. T. neue Haltungs- und Aufzuchttechniken,​ insbesondere Trainingsprogramme zur 
-Vorbereitung auf das Freiland. 
-Säugetierarten wie Fischotter, Wildkatze, Luchs und Wisent wurden aus 
-den nationalparkeigenen Nachzuchten an andere Artenschutz- und Auswilderungsprojekte vermittelt. 
- 
-Das über 30 Jahre betriebene Projekt 
-zur Wiederansiedlung des Habichtskauzes im Grenzgebirge,​ inzwischen 
-auf Tschechien und Österreich ausgeweitet,​ scheint sich nach langwieriger Anlaufzeit zu einem Erfolg 
-zu entwickeln. Beim Uhu lief die 
-Aussetzung 10 Jahre, beim Auerhuhn 
-15 Jahre und beim Kolkraben 20 Jahre. Nur wenige Tierhalter haben Ausdauer und Vermögen, ihre reichhaltigen Beobachtungen auszuwerten und 
-zu veröffentlichen. Anders bei WOLFGANG SCHERZINGER,​ bei dem die 
-Aufzuchten zu intensiven Studien der 
-Verhaltensentwicklung,​ insbesondere 
-bei Eulen (erfolgreiche Nachzuchten 
-von 16 Arten) und Rauhfußhühnern,​ 
-dienten und die daraus gewonnenen 
-Erkenntnisse in grundlegende Publikationen mündeten. 
- 
-Ein Höhepunkt der zahlreichen Veröffentlichungen wurde das mit THEO 
-MEBS bearbeitete Standardwerk „Eulen Europas“ (2000, Kosmos-Verlag). Von den rund 120 wissenschaftlichen Publikationen in Fachzeitschriften und 80 in populärwissenschaftlichen Journalen wurden die 
-meisten im Alleingang verfasst. Im 
-Rahmen des Chinahaselhuhnprojekts 
-war „team-work“ gefordert, was er 
-auch meisterte. 
- 
-/* {{ :​spacer.png?​45 |}} /* Seitenwechsel für pdf */ 
- 
-Zu den jüngsten Aktivitäten nach seinem wunschgemäß etwas früheren 
-Ausscheiden aus dem Dienst zählen 
-gutachterliche Tätigkeiten (u. a. Evaluierung der Naturschutzarbeit im 
-Nationalpark „Donau-Auen“ 2006 
-und im Gesäuse 2008), Betreuung 
-und Beurteilung studentischer Arbeiten und vieles mehr. Von der Mitarbeit in zahlreichen Gremien und 
-wissenschaftlichen Beiräten sei nur 
-die Arbeit in der Nationalpark-Kommission Österreichs erwähnt, nicht zu 
-vergessen der mehrjährige Vorsitz 
-der „_AG zum Schutz bedrohter Eulen“. 
- 
-Es fehlte auch nicht an Ehrungen: so 
-erhielt er den Umweltpreis des Bayerischen Umweltministeriums und 
-wurde zum Ehrenmitglied des Naturwissenschaftlichen Vereins Bayerischer Wald und der Ornithologischen 
-Arbeitsgemeinschaft Ostbayerns ernannt. Auch nach der Umsiedlung 
-aus seiner Zweitheimat im Bayerischen Wald nach Berchtesgaden - 
-mit großem Enthusiasmus gestaltete 
-er am neuen Wohnsitz ein wahres 
-Gartenparadies - dürfen wir auf weitere Aktivitäten gespannt sein. Dazu 
-wünschen wir unserem Mitglied 
-Gesundheit, Geborgenheit im Kreis 
-seiner Familie und Durchhaltevermögen im Kampf für Vogel- und Naturschutz! 
- 
-;;# 
-Siegfried Klaus, 2011 im Eulen-Rundblick 61: 152 
-;;#  
- 
-{{ :​spacer.png?​30 |}} 
- 
-===== Wolfgang Scherzinger in die „World Owl Hall of Fame“ aufgenommen ===== 
- 
-$bild[right | :​ag_eulen:​ehrungen:​portraits:​ws-mit-preis-2013.jpg | Wolfgang Scherzinger mit Preis] 
-Wolfgang Scherzinger wurde Anfang März 2013 mit dem Champion of Owls Award, dem Spitzenpreis des 11. Internationalen Eulenfestivals in Houston/​Minnesota ausgezeichnet und damit in die „World Owl Hall of Fame“ aufgenommen. Diese Auszeichnung würdigt seine langjährigen wissenschaftlichen Forschungsarbeiten,​ seine vielseitigen publizistischen Aktivitäten und seine hohes Engagement für den Schutz unserer Eulen. 
- 
-Die _AG Eulen spricht Dr. Wolfgang Scherzinger ihren herzlichen Glückwunsch zu dieser hohen Auszeichnung aus und wünscht ihm auch für seine weitere Arbeit in der Eulenforschung. 
- 
-{{:​ag_eulen:​ehrungen:​portraits:​wolfgang_scherzinger.pdf|Pdf-Version}} 
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