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euleninfos:eulenarten:uhu

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euleninfos:eulenarten:uhu [2021/12/06 19:56]
ppeterman [Uhu]
euleninfos:eulenarten:uhu [2023/03/09 13:54] (aktuell)
lindner [Schutzmaßnahmen]
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 Der Uhu ist mit einer Größe von 61-67 cm die größte Eulenart weltweit und mit keinem anderen Vogel zu verwechseln (etwa doppelte Größe einer Waldohreule). Weibchen sind auffallend größer (im Mittel 2,6 kg; nordische Uhus bis zu 5 kg) als Männchen (im Mittel 1,9 kg). Der Uhu ist mit einer Größe von 61-67 cm die größte Eulenart weltweit und mit keinem anderen Vogel zu verwechseln (etwa doppelte Größe einer Waldohreule). Weibchen sind auffallend größer (im Mittel 2,6 kg; nordische Uhus bis zu 5 kg) als Männchen (im Mittel 1,9 kg).
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 Das Gefieder der Oberseite ist rostbraun bis fahl erdbraun, mit dunkler Fleckung und Bänderung; die Unterseite etwas heller rostfarben bis blass-beige,​ mit kräftigen, dunkelbraunen Längsflecken und sehr feinen Querlinien. Im Erscheinungsbild sind der massige runde Kopf und die großen, orangegelben Augen typisch, nicht zuletzt die langen „Federohren“,​ die meist schräg zur Seite abgestellt werden. In Tarnstellung und bei der Balz werden diese Federbüschel wie zwei „Hörner“ steil aufgerichtet. Singende Uhus blähen die Kehle ballonartig auf, so dass ein weißer Kehlfleck als optisch wirksames Signal sichtbar wird. Bei einer Flügelspanne von 160-170 cm sind im Flugbild der dicke Kopf, die breiten, fast brettartigen Flügel und ein relativ kurzer Schwanz charakteristisch. – Junguhus im „Wanderstadium“ entwickeln en flauschig-dichtes Mesoptil, mit dunkler Augeneinfassung im ausgeprägten Schleier. Das Gefieder der Oberseite ist rostbraun bis fahl erdbraun, mit dunkler Fleckung und Bänderung; die Unterseite etwas heller rostfarben bis blass-beige,​ mit kräftigen, dunkelbraunen Längsflecken und sehr feinen Querlinien. Im Erscheinungsbild sind der massige runde Kopf und die großen, orangegelben Augen typisch, nicht zuletzt die langen „Federohren“,​ die meist schräg zur Seite abgestellt werden. In Tarnstellung und bei der Balz werden diese Federbüschel wie zwei „Hörner“ steil aufgerichtet. Singende Uhus blähen die Kehle ballonartig auf, so dass ein weißer Kehlfleck als optisch wirksames Signal sichtbar wird. Bei einer Flügelspanne von 160-170 cm sind im Flugbild der dicke Kopf, die breiten, fast brettartigen Flügel und ein relativ kurzer Schwanz charakteristisch. – Junguhus im „Wanderstadium“ entwickeln en flauschig-dichtes Mesoptil, mit dunkler Augeneinfassung im ausgeprägten Schleier.
  
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 Der Uhu kann in Mitteleuropa sehr unterschiedliche Lebensräume besiedeln: von einsamen Almenmatten und Waldschluchten,​ steilen Felsabbrüchen und Steinbrüchen bis zur offenen Kulturlandschaft,​ wobei er – sofern nicht verfolgt – Industrieanlagen und Siedlungen keineswegs meidet. Eine eben so große Plastizität zeigt der Uhu bei der Nutzung der Jagdgebiete,​ wobei er offene Landschaften in abwechslungsreicher Gliederung und höchstens lockerem Baumbestand bevorzugt. Vorteilhaft ist die Nähe von stehenden oder fließenden Gewässern, da es hier ein meist hohes Nahrungsangebot gibt, speziell bei Schneelage im Winter. Auch werden Mülldeponien,​ Miststätten und Getreidesilos wegen der leichten Erreichbarkeit von Ratten und Mäusen regelmäßig aufgesucht.  ​ Der Uhu kann in Mitteleuropa sehr unterschiedliche Lebensräume besiedeln: von einsamen Almenmatten und Waldschluchten,​ steilen Felsabbrüchen und Steinbrüchen bis zur offenen Kulturlandschaft,​ wobei er – sofern nicht verfolgt – Industrieanlagen und Siedlungen keineswegs meidet. Eine eben so große Plastizität zeigt der Uhu bei der Nutzung der Jagdgebiete,​ wobei er offene Landschaften in abwechslungsreicher Gliederung und höchstens lockerem Baumbestand bevorzugt. Vorteilhaft ist die Nähe von stehenden oder fließenden Gewässern, da es hier ein meist hohes Nahrungsangebot gibt, speziell bei Schneelage im Winter. Auch werden Mülldeponien,​ Miststätten und Getreidesilos wegen der leichten Erreichbarkeit von Ratten und Mäusen regelmäßig aufgesucht.  ​
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 Zum Brüten bevorzugt der Uhu geschützte Nischen und Bänder in Felswänden,​ nutzt aber auch Absätze in Kiesgruben, auf hohen Gebäuden oder technischen Konstruktionen. Ein freier An- und Abflug erscheint maßgebend. Seltener Brut in großen Baumhorsten (z. B. von Greifvögeln,​ Störchen, Reihern), ausnahmsweise Bodenbrut unter verkippten Wurzeltellern oder einfach am Stammfuß starker Bäume. Der Anteil bisher nur ausnahmsweise bestätigter Boden-, Bauwerks- und Baumbruten nimmt seit den 1990-er Jahren kontinuierlich zu. Zum Brüten bevorzugt der Uhu geschützte Nischen und Bänder in Felswänden,​ nutzt aber auch Absätze in Kiesgruben, auf hohen Gebäuden oder technischen Konstruktionen. Ein freier An- und Abflug erscheint maßgebend. Seltener Brut in großen Baumhorsten (z. B. von Greifvögeln,​ Störchen, Reihern), ausnahmsweise Bodenbrut unter verkippten Wurzeltellern oder einfach am Stammfuß starker Bäume. Der Anteil bisher nur ausnahmsweise bestätigter Boden-, Bauwerks- und Baumbruten nimmt seit den 1990-er Jahren kontinuierlich zu.
  
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 Noch zur Mitte des 20. Jhdt galt der Uhu in Deutschland als sehr seltene und hochgradig gefährdete Art, die sich – auf Grund langjähriger Verfolgung - in ungestörte Waldlandschaften mit unzugänglichen Felswänden zurückgezogen hatte. Dank verschärfter Artenschutzgesetze (inklusive Verbot der Aushorstung von Junguhus zur Hüttenjagd),​ Minderung der Verlustrate durch Kollisionen an Freileitungen,​ Freihaltung der Brutgebiete von groben Störungen und letztlich einer Vielzahl systematischer Auswilderungen von Junguhus aus der Gefangenschaftsnachzucht,​ erholte sich der Uhubestand in wenigen Jahrzehnten,​ und kann heute – zumindest in Mitteleuropa - als weitgehend gesättigt gelten. In Konsequenz stieg der Europäische Bestand auf heute 18.500-30.300 Paare. Noch zur Mitte des 20. Jhdt galt der Uhu in Deutschland als sehr seltene und hochgradig gefährdete Art, die sich – auf Grund langjähriger Verfolgung - in ungestörte Waldlandschaften mit unzugänglichen Felswänden zurückgezogen hatte. Dank verschärfter Artenschutzgesetze (inklusive Verbot der Aushorstung von Junguhus zur Hüttenjagd),​ Minderung der Verlustrate durch Kollisionen an Freileitungen,​ Freihaltung der Brutgebiete von groben Störungen und letztlich einer Vielzahl systematischer Auswilderungen von Junguhus aus der Gefangenschaftsnachzucht,​ erholte sich der Uhubestand in wenigen Jahrzehnten,​ und kann heute – zumindest in Mitteleuropa - als weitgehend gesättigt gelten. In Konsequenz stieg der Europäische Bestand auf heute 18.500-30.300 Paare.
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 Doch nach wie vor kommt es zu Verlusten an Stromleitungen und Spanndrähten,​ auch durch Stacheldrahtzäune sowie im Straßen- und Bahnverkehr. Neu ist das Unfallrisiko durch Windkraftanlagen. Weiterhin ist es wichtig, Störungen durch Freizeitklettern oder Geo-Caching sowie Campieren und lärmende Freizeitgestaltung unter besetzten Brutfelsen zu unterbinden. Solche Aktivitäten können zur Aufgabe der Brut oder zumindest zu unzureichender Versorgung der Nestlinge führen. Baum- und Bodenbruten wiederum sind insbesondere durch Forstarbeiten während der Brutzeit gefährdet. Doch nach wie vor kommt es zu Verlusten an Stromleitungen und Spanndrähten,​ auch durch Stacheldrahtzäune sowie im Straßen- und Bahnverkehr. Neu ist das Unfallrisiko durch Windkraftanlagen. Weiterhin ist es wichtig, Störungen durch Freizeitklettern oder Geo-Caching sowie Campieren und lärmende Freizeitgestaltung unter besetzten Brutfelsen zu unterbinden. Solche Aktivitäten können zur Aufgabe der Brut oder zumindest zu unzureichender Versorgung der Nestlinge führen. Baum- und Bodenbruten wiederum sind insbesondere durch Forstarbeiten während der Brutzeit gefährdet.
  
 =====Schutzmaßnahmen===== =====Schutzmaßnahmen=====
  
-Dank zeitgemäßer Gesetzgebung sind direkte Verfolgung und Aushorstung heute strafbar, tragen somit nicht mehr zur Bestandsgefährdung bei. Nach wie vor wichtig ist die Entschärfung von Masten an Mittelspannungsleitungen durch Isolationsarbeiten,​ Umrüstung von stehenden auf hängende Isolatoren und das Anbringen von gefahrlosen Sitzstangen. In gravierendem Maße wächst der Freizeitdruck auf die Landschaft, weshalb die Abschirmung der Brutplätze vor Störungen immer wichtiger wird. Entsprechend ist eine Ausweisung von Ruhezonen um die Brutplätze zu fordern, zumindest in der sensiblen Zeit der Balz, Brut und Jungenaufzucht von Dezember bis Juni. In noch aktiven Steinbrüchen sollte der Steinbruchbetreiber auf den Uhubrutplatz hingewiesen werden, um eventuell anstehende Sprengungen und Materialabbau im Horstbereich bis zum Ausfliegen der Jungen hinauszuzögern. Im Einzelfall empfiehlt sich ein Angebot künstlich gestalteter Brutplätze oder auch von Nistkästen bzw. -Plattformen.+Dank zeitgemäßer Gesetzgebung sind direkte Verfolgung und Aushorstung heute strafbar, tragen somit nicht mehr zur Bestandsgefährdung bei. Nach wie vor wichtig ist die Entschärfung von Masten an Mittelspannungsleitungen durch Isolationsarbeiten,​ Umrüstung von stehenden auf hängende Isolatoren und das Anbringen von gefahrlosen Sitzstangen. In gravierendem Maße wächst der Freizeitdruck auf die Landschaft, weshalb die Abschirmung der Brutplätze vor Störungen immer wichtiger wird. Entsprechend ist eine Ausweisung von Ruhezonen um die Brutplätze zu fordern, zumindest in der sensiblen Zeit der Balz, Brut und Jungenaufzucht von Dezember bis Juni. Dies erfordert ein Kletterverbot an Kletterfelsen. In noch aktiven Steinbrüchen sollte der Steinbruchbetreiber auf den Uhubrutplatz hingewiesen werden, um eventuell anstehende Sprengungen und Materialabbau im Horstbereich bis zum Ausfliegen der Jungen hinauszuzögern. Im Einzelfall empfiehlt sich ein Angebot künstlich gestalteter Brutplätze oder auch von Nistkästen bzw. -Plattformen.
  
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euleninfos/eulenarten/uhu.1638816989.txt.gz · Zuletzt geändert: 2021/12/06 19:56 von ppeterman