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euleninfos:eulenarten:uhu

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euleninfos:eulenarten:uhu [2020/09/13 15:51]
lindner [Gefährdung]
euleninfos:eulenarten:uhu [2023/03/09 13:54] (aktuell)
lindner [Schutzmaßnahmen]
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-Text von Karl-Heinz Graef+Text von Karl-Heinz Graef \\ Überarbeitung und Aktualisierung Dr. Wolfgang Scherzinger,​ Dez. 2021
  
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 +===== Merkmale =====
  
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 +@bild(left, "​(:​euleninfos:​eulenarten:​a0d8af616d.jpg,​ Portrait eines Uhus)"​)@
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 @bild(right,​ "​(:​euleninfos:​eulenarten:​43a47f8f6e.jpg,​ Ausgewachsener Uhu)"​)@ @bild(right,​ "​(:​euleninfos:​eulenarten:​43a47f8f6e.jpg,​ Ausgewachsener Uhu)"​)@
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-===== Merkmale =====+Der Uhu ist mit einer Größe von 61-67 cm die größte Eulenart weltweit und mit keinem anderen Vogel zu verwechseln (etwa doppelte Größe einer Waldohreule). Weibchen sind auffallend größer (im Mittel 2,6 kg; nordische Uhus bis zu 5 kg) als Männchen (im Mittel 1,9 kg).
  
-@bild(left, "​(:​euleninfos:​eulenarten:​a0d8af616d.jpg,​ Portrait eines Uhus)"​)@ +Das Gefieder ​der Oberseite ist rostbraun ​bis fahl erdbraun, ​mit dunkler Fleckung und Bänderungdie Unterseite etwas heller rostfarben ​bis blass-beige, ​mit kräftigen, dunkelbraunen Längsflecken und sehr feinen QuerlinienIm Erscheinungsbild ​sind der massige runde Kopf und die großen, orangegelben Augen typisch, nicht zuletzt ​die langen „Federohren“,​ die meist schräg zur Seite abgestellt werden. In Tarnstellung ​und bei der Balz werden diese Federbüschel wie zwei „Hörner“ steil aufgerichtet. Singende Uhus blähen ​die Kehle ballonartig auf, so dass ein weißer ​Kehlfleck als optisch wirksames Signal ​sichtbar ​wirdBei einer Flügelspanne von 160-170 cm sind im Flugbild ​der dicke Kopfdie breiten, ​fast brettartigen ​Flügel ​und ein relativ kurzer Schwanz charakteristisch– Junguhus im „Wanderstadium“ entwickeln en flauschig-dichtes Mesoptil, mit dunkler Augeneinfassung im ausgeprägten Schleier.
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-Der Uhu ist mit einer Größe von 61-67 cm die größte Eulenart ​der Welt und mit keinem anderen Vogel zu verwechseln. +
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-Er ist etwa doppelt so groß wie eine Waldohreule! Die Oberseite ist rostbraun mit dunkler Fleckung und Bänderungdie Unterseite ​ist etwas hellerrostfarben mit kräftigen, dunkelbraunen Längsflecken und sehr feiner QuerbänderungSehr auffällig ​sind auch die langen „Federohren“,​ die normalerweise ​schräg zur Seite oder nach hinten stehen, der dicke runde Kopf und die großen, orangegelben Augen. Beim Rufen wird durch das Aufblähen der Kehle ein weißer ​Fleck sichtbar. ​Die Weibchen ​sind auffallend größer als die Männchen und bis zu 1/3 schwerer. Im Flug fallen ​der dicke Kopf und die breiten, ​langen ​Flügel ​auf. +
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-===== Fortpflanzung ===== +
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-@bild(right,​ "​(:​euleninfos:​eulenarten:​1df486efbf.jpg),​ +
-  (:​euleninfos:​eulenarten:​4ba8d37402.jpg,​ Gesicht eine Junguhus)")@ +
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-Die Revierabgrenzungen und die Paarbildung finden schon im Oktober bei der Herbstbalz statt, die eigentliche Balz dann von Februar bis März. Das Weibchen legt bereits von Anfang März bis Mitte April in drei bis vier Tagesabständen meist 2-3in sehr seltenen Fällen auch bis zu 5 große, weiße Eier. Das Gelege wird ab dem ersten Ei nur vom Weibchen für etwa 34 Tage bebrütet. Da zum Zeitpunk des Legebeginns oft noch winterliche Verhältnisse herrschen, verlässt das Weibchen sehr selten und nur für ganz kurze Zeit den Brutplatz. Je nach Lage des Brutplatzes verlassen die Jungvögel zwischen der 5 und 9 Lebenswoche die Brutnische. Die volle Flugtüchtigkeit erreichen sie erst mit etwa 10 Wochen und die volle Selbständigkeit erst mit etwa 5 Monaten.+
  
 ===== Lebensraum ===== ===== Lebensraum =====
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   (:​euleninfos:​eulenarten:​f584ae350b.jpg)"​)@   (:​euleninfos:​eulenarten:​f584ae350b.jpg)"​)@
  
-Der Uhu besiedelt ​in Mitteleuropa ​viele verschiedene Biotope. Zum Brüten bevorzugt er aber nischenreichesfelsiges Gelände oder Steinbrüche. Die Brutnischen sind meist frei anzufliegen ​und witterungsgeschützt. Seit den 1990-er Jahren nimmt der Anteil ​der Boden-Bauwerks- ​und Baumbruten kontinuierlich zuFür Baumbruten nutzen ​die Uhus Nester ander Großvögel, da sie selbst keine Nester bauen.+Der Uhu kann in Mitteleuropa ​sehr unterschiedliche Lebensräume besiedeln: von einsamen Almenmatten und Waldschluchtensteilen Felsabbrüchen ​und Steinbrüchen bis zur offenen Kulturlandschaft,​ wobei er – sofern nicht verfolgt – Industrieanlagen und Siedlungen keineswegs meidet. Eine eben so große Plastizität zeigt der Uhu bei der Nutzung der Jagdgebietewobei er offene Landschaften in abwechslungsreicher Gliederung ​und höchstens lockerem Baumbestand bevorzugtVorteilhaft ist die Nähe von stehenden oder fließenden Gewässern, da es hier ein meist hohes Nahrungsangebot gibt, speziell bei Schneelage im Winter. Auch werden Mülldeponien,​ Miststätten und Getreidesilos wegen der leichten Erreichbarkeit von Ratten und Mäusen regelmäßig aufgesucht 
  
-In der abwechslungsreich gegliederten Landschaft jagt er vorwiegend ​auf den offenen ​und nur locker bewaldeten FlächenEr bevorzugt die Nähe von stehenden ​oder fließenden Gewässernda es hier meist auch ein entsprechend hohes Nahrungsangebot gibt.+Zum Brüten bevorzugt ​der Uhu geschützte Nischen und Bänder in Felswänden,​ nutzt aber auch Absätze in Kiesgruben, ​auf hohen Gebäuden oder technischen Konstruktionen. Ein freier An- und Abflug erscheint maßgebend. Seltener Brut in großen Baumhorsten (z. B. von Greifvögeln,​ Störchen, Reihern), ausnahmsweise Bodenbrut unter verkippten Wurzeltellern ​oder einfach am Stammfuß starker Bäume. Der Anteil bisher nur ausnahmsweise bestätigter Boden-Bauwerks- und Baumbruten nimmt seit den 1990-er Jahren kontinuierlich zu.
  
 ===== Nahrung ===== ===== Nahrung =====
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 @bild(right,​ "​(:​euleninfos:​eulenarten:​107c877b56.jpg,​ Reste eines Igels\, der von einem<​br/>​Uhu geschlagen wurde)"​)@ @bild(right,​ "​(:​euleninfos:​eulenarten:​107c877b56.jpg,​ Reste eines Igels\, der von einem<​br/>​Uhu geschlagen wurde)"​)@
  
-Das Beutespektrum des Uhus ist sehr vielseitig. ​Häufige Tierarten im Uhurevier bilden auch einen entsprechend hohen Anteil an der NahrungDies kann in verschiedenen Gebieten zu einer völlig ​unterschiedlichen ​Zusammensetztung der Hauptbeutetierarten führenHauptsächlich werden IgelMäuse ​und Ratten, Junghasen ​und Kaninchen ​sowie Rabenvögel ​und Tauben erbeutetAber auch Greifvögel, ​EulenFrösche ​und Fische ​können ​höhere Anteile ausmachen.+Das Beutespektrum des Uhus ist ungewöhnlich ​vielseitig ​- und kann vom Grasfrosch bis zur Forelle, von der Feldmaus bis zum Jungfuchs sowie von der Ringeltaube bis zum Auerhahn reichenAls Opportunist nutzt der Uhu die im Gebiet jeweils häufigsten und leicht erreichbaren Tierarten (zB. Kaninchen, Ratten, Feldhühner). Artenreiche Beutelisten sind daher als Hinweis auf das Fehlen ​einer „bequemen“ Hauptbeute zu werten. Entsprechend verschieden können dann Beutelisten aus unterschiedlichen ​Landschaften sein: zB. Dominanz von Wanderratten an BauernhöfenSiedlungsrand ​und Müllkippen,​ Überwiegen von Igeln in naturnahen Laubmischwäldern,​ häufig auch Raufußhühner über der Waldgrenze, JunghasenKaninchen und Rebhühner in der Agrar- und WeidelandschaftRegelmäßig werden ​auch Raben- und Greifvögel ​erbeutet; selbst andere Eulenarten können zur Beute werden (speziell Waldkauz und Waldohreule). 
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 +===== Fortpflanzung ===== 
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 +  (:​euleninfos:​eulenarten:​4ba8d37402.jpg,​ Gesicht eine Junguhus)"​)@ 
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 +Uhus besetzen i. R. ein Ganzjahres-Revier. Abgrenzung durch Reviergesang ​und Paarbildung finden schon bei der Herbstbalz ab Oktober statt; Schwerpunkt der Frühjahrsbalz dann von Februar bis März. Typischerweise monogam, doch keine engere Bindung an den Paarpartner. Männchen wie Weibchen äußern kräftige, zweisilbige „buho“-Strophen unterschiedlicher Tonhöhe. Zur „Intim-Balz“ auch Bettelrufe des Weibchen sowie Nestzeige-Laute in tuckerndem Stakkato vom Männchen. Legebeginn früh im Jahr, in Mitteleuropa meist Anfang März bis Mitte April, im Extrem „Winterbruten“,​ mit Eiablage bereits in Dezember oder Januar. Nachdem das Weibchen eine flache Mulde in den Untergrund gescharrt hat, legt es an die 2-3 große, weiße Eier (ausnahmsweise Gelege mit 5-6 Eiern). Legeanstand 2-3 (4) Tage. Nur das Weibchen brütet, und beginnt damit schon ab dem erst-gelegten Ei. Es verlässt die Brutmulde nur für kurze Pausen, zumal zu dieser Jahreszeit noch winterliche Verhältnisse herrschen ​können. Bebrütungsdauer etwa 34 Tage. Bereits zum Schlupf wirken Uhu-Nestlinge kompakt und robust; sie nehmen rasch an Gewicht zu und kriechen schon mit 10 Tagen unter dem hudernden Weibchen hervor. Dieses betreut und beschützt die Nestlinge wenigstens bis zum Alter von 3-4 Wochen intensiv. Je nach Lage des Brutplatzes verlassen die Jungvögel die Brutnische zwischen der 5. (z. B. leicht begehbares Felsband) und 9. Lebenswoche (z. B. exponierte Nische in glatter Wand). Die volle Flugtüchtigkeit erreichen sie mit etwa 10 Wochen und die volle Selbständigkeit erst mit etwa 5 Monaten
  
-===== Gefährdung =====+===== Bestandsentwicklung und Gefährdung =====
  
 @bild(right,​ "​(:​euleninfos:​eulenarten:​85eb465e4f.jpg,​ Uhu an einem Stacheldraht verendet)"​)@ @bild(right,​ "​(:​euleninfos:​eulenarten:​85eb465e4f.jpg,​ Uhu an einem Stacheldraht verendet)"​)@
  
-Heutzutage ist der Uhu bei uns kaum noch durch direkte menschliche Verfolgung wie AbschussFang oder Aushorstung gefährdet. Viel bedrohlicher sind die Störungen an den Brutplätzen und hier besonders an den Brutfelsen ​durch Freizeitklettererdie teilweise ​aus Unwissenheitoft genug aber unter Missachtung von Hinweis- ​und Verbotsschildern zustandekommenDies führt leider sehr häufig zu BrutaufgabenBaumund Bodenbruten sind insbesondere durch Forstarbeiten während der Brutzeit gefährdet.+Noch zur Mitte des 20. Jhdt galt der Uhu in Deutschland als sehr seltene und hochgradig gefährdete Art, die sich – auf Grund langjähriger Verfolgung - in ungestörte Waldlandschaften mit unzugänglichen Felswänden zurückgezogen hatte. Dank verschärfter Artenschutzgesetze (inklusive Verbot der Aushorstung von Junguhus zur Hüttenjagd),​ Minderung der Verlustrate ​durch Kollisionen an FreileitungenFreihaltung der Brutgebiete von groben Störungen und letztlich einer Vielzahl systematischer Auswilderungen von Junguhus ​aus der Gefangenschaftsnachzucht,​ erholte sich der Uhubestand in wenigen Jahrzehnten, und kann heute – zumindest in Mitteleuropa - als weitgehend gesättigt geltenIn Konsequenz stieg der Europäische Bestand auf heute 18.500-30.300 Paare.
  
-Es gibt sehr große Verluste ​an Stromleitungen und Spanndrähten,​ im Straßen- und Bahnverkehr ​und an StacheldrahtzäunenNeuerdings gibt es Todesfälle an Windkraftanlagen. ​Die Ausräumung der Landschaft und der Rückgang von KaninchenHamster ​und Rebhuhn als einige ​der Hauptbeutearten ​sind weitere Ursachen.+Doch nach wie vor kommt es zu Verlusten ​an Stromleitungen und Spanndrähten, ​auch durch Stacheldrahtzäune sowie im Straßen- und Bahnverkehr. ​Neu ist das Unfallrisiko durch Windkraftanlagen. ​Weiterhin ist es wichtigStörungen durch Freizeitklettern oder Geo-Caching sowie Campieren ​und lärmende Freizeitgestaltung unter besetzten Brutfelsen zu unterbinden. Solche Aktivitäten können zur Aufgabe ​der Brut oder zumindest zu unzureichender Versorgung der Nestlinge führen. Baum- und Bodenbruten wiederum ​sind insbesondere durch Forstarbeiten während der Brutzeit gefährdet.
  
 =====Schutzmaßnahmen===== =====Schutzmaßnahmen=====
  
-Es müssen Schutz- ​und Ruhezonen um die Brutplätze ​herum eingerichtet werden ​und besonders Naturfelsen mit Uhuvorkommen sollten lokal ganzjährig geschützt werden. In noch aktiven Steinbrüchen sollte der Steinbruchbetreiber auf den Uhubrutplatz hingewiesen werden um eventuell ​anstehenden Abbau im Horstbereich bis zum Ausfliegen der Junguhus ​hinauszuzögern. ​Ganz besonders wichtig ist auch die Entschärfung ​von Masten an Mittelspannungsleitungen durch Isolationsarbeiten,​ Umrüstung von stehenden auf hängende Isolatoren und das Anbringen von Sitzstangen.+Dank zeitgemäßer Gesetzgebung sind direkte Verfolgung ​und Aushorstung heute strafbar, tragen somit nicht mehr zur Bestandsgefährdung bei. Nach wie vor wichtig ist die Entschärfung von Masten an Mittelspannungsleitungen durch Isolationsarbeiten,​ Umrüstung von stehenden auf hängende Isolatoren und das Anbringen von gefahrlosen Sitzstangen. In gravierendem Maße wächst der Freizeitdruck auf die Landschaft, weshalb die Abschirmung der Brutplätze vor Störungen immer wichtiger wird. Entsprechend ist eine Ausweisung von Ruhezonen um die Brutplätze ​zu fordern, zumindest in der sensiblen Zeit der Balz, Brut und Jungenaufzucht von Dezember bis Juni. Dies erfordert ein Kletterverbot an Kletterfelsen. In noch aktiven Steinbrüchen sollte der Steinbruchbetreiber auf den Uhubrutplatz hingewiesen werdenum eventuell ​anstehende Sprengungen und Materialabbau ​im Horstbereich bis zum Ausfliegen der Jungen ​hinauszuzögern. ​Im Einzelfall empfiehlt sich ein Angebot künstlich gestalteter Brutplätze oder auch von Nistkästen bzw. -Plattformen.
  
-/* Artspezialisten werden über [[internals:​artspezialisten]] bearbeitet! */+/* Artspezialisten werden über [[internals:​personendaten]] bearbeitet! */
  
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 Artspezialist der AG-Eulen: \\ @Name@ \\ @Kontakt@ Artspezialist der AG-Eulen: \\ @Name@ \\ @Kontakt@
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euleninfos/eulenarten/uhu.1600005099.txt.gz · Zuletzt geändert: 2020/09/13 15:51 von lindner