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euleninfos:eulenarten:rauhfusskauz

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euleninfos:eulenarten:rauhfusskauz [2021/12/06 21:29]
ppeterman [Fortpflanzung]
euleninfos:eulenarten:rauhfusskauz [2021/12/06 21:58] (aktuell)
ppeterman [Bestandsentwicklung und Gefährdung]
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 Das Gefieder der Ästlinge unterscheidet sich durch eine schoko-braune Grundfärbung ohne die weiße Tüpfelung am Kopf, jedoch mit weißen Augenbrauen und Bartstreifen in markantem Kontrast („Kindergesicht“),​ sowie weißen Flecken an Schulter und Flügel. Das Gefieder der Ästlinge unterscheidet sich durch eine schoko-braune Grundfärbung ohne die weiße Tüpfelung am Kopf, jedoch mit weißen Augenbrauen und Bartstreifen in markantem Kontrast („Kindergesicht“),​ sowie weißen Flecken an Schulter und Flügel.
  
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 +===== Lebensraum =====
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 +Der Verbreitungsschwerpunkt liegt im borealen Nadelwald, doch kann die Art alle geeigneten Waldgebiete zwischen norddeutschem Tiefland und den Berglagen der Alpen, Pyrenäen und Dinariden sowie der Karpaten besiedeln. Als ausgesprochener Höhlenbrüter ist der Rauhfußkauz dabei eng auf Schwarzspechthöhlen angewiesen, wie sie in Mitteleuropa vor allem in räumigen Altholzbeständen aus Rotbuche und Kiefer geboten werden (seltener Tanne, Ahorn, Eiche, Espe). Nutzt ausnahmsweise auch Reisigkobel von Eichhörnchen oder Elsternnester. Tageseinstand meist in deckungsreichem Nadelholz. Jagt im Waldesinneren von niedrigem Ansitz aus, nutzt zur Jagd an Wald grenzende Freiflächen mit schwach ausgeprägter Bodenvegetation,​ wie Waldmoore, Sturmlücken oder kleine Kahlschläge,​ soweit hier höhere Wühlmausdichten gegeben sind.  Meidet großräumige Kahlschlagflächen allerdings mangels Deckung vor Feinden und Witterung.
 +===== Nahrung =====
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 +In allen Brutgebieten stellen Kleinsäuger die Hauptbeute (bis 98 %), wobei regional jeweils Wühlmäuse,​ Waldmäuse oder Spitzmäuse dominieren. Da die Dichte an Rötel- und Erdmäusen ausgeprägten Zyklen folgt, müssen die Eulen in Mangeljahren auf Alternativbeute ausweichen, so dass in Beutelisten auch Schermäuse,​ Maulwurf, Wanderratten,​ Eichhörnchen oder sogar junge Feldhasen aufscheinen. Zur Brutzeit spielen Vögel keine größere Rolle in der Beutewahl (1-10 %, vereinzelt bis 22 %), wohl aber in schneereichen Wintern, wo der Vogelanteil auf bis zu 30 % ansteigen kann; dabei Drosseln, Buntspecht oder junge Haselhühner als größte Beute. Beuteüberschuss wird in Baumhöhlen,​ auf Astgabeln oder Baumstümpfen deponiert.
  
 ===== Fortpflanzung ===== ===== Fortpflanzung =====
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 Nach einer Nestlingszeit von 27-38 Tagen (je nach Schlupffolge) verlassen die Jungen die Bruthöhle, und hocken als meist noch flugunfähige Ästlinge auf benachbarten Bäumen. Volle Flugfähigkeit mit etwa 35 Tagen. Die Jungvögel wandern allmählich aus dem Brutgebiet ab und werden vom Männchen in ergiebige Jagdgebiete geführt. Im Alter von 90-100 Tagen lösen sich die Jungkäuze aus dem Familienverband. ​ Nach einer Nestlingszeit von 27-38 Tagen (je nach Schlupffolge) verlassen die Jungen die Bruthöhle, und hocken als meist noch flugunfähige Ästlinge auf benachbarten Bäumen. Volle Flugfähigkeit mit etwa 35 Tagen. Die Jungvögel wandern allmählich aus dem Brutgebiet ab und werden vom Männchen in ergiebige Jagdgebiete geführt. Im Alter von 90-100 Tagen lösen sich die Jungkäuze aus dem Familienverband. ​
  
 +===== Bestandsentwicklung und Gefährdung =====
  
-===== Lebensraum ===== +@bild(left, "​(:​euleninfos:​eulenarten:​73681bc969.jpgAusgeraubtes ​Rauhfußkauz-Gelege)"​)@
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-Der Rauhfußkauz ist als ausgesprochener Höhlenbrüter auf Alholzbestände von Rotbuchen und Kiefern mit Schwarzspechthöhlen angewiesenAls Ruheplätze bevorzugt er deckungsreiche Nadelholzbestände und zur Jagd braucht er offene Flächen mit geringer Bodenvegetation. Langjährige Untersuchungen haben gezeigtdass in der Nähe von  großflächigen Kahlschlägen und Sturmschäden die Ansiedlung begünstigt wird. Auf solchen Flächen gibt es meist wesentlich mehr Mäuse als in dichten Waldgebieten. In den Bergen ist der Rauhfußkauz ​bis hinauf zur Baumgrenze anzutreffen und auch im Tiefland wird er neuerdings vermehrt nachgewiesen. +
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-===== Nahrung ===== +
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-Hauptbeutetiere sind auch beim Rauhfußkauz die Kleinsäuger,​ wobei Wühlmäuse mit über 50% den größten Anteil ausmachen. Aber auch Spitzmäuse und Echte Mäuse werden sehr häufig erbeutet und können je bis zu 20% der Nahrung ausmachen. In schneereichen Wintern und in Jahren mit sehr wenig Mäusen steigt auch der Anteil an Kleinvögel erheblich an. Beuteüberschuß wird das ganze Jahr über in Höhlen aber auch offen deponiert.+
  
-===== Gefährdung =====+Rauhfußkauzbestände schwanken in Abhängigkeit zu Kleinsäugerzyklen ganz erheblich; außerdem vagabundieren Rauhfußkauz-Weibchen auf der Suche nach bestmöglichem Beuteangebot über selbst weit entfernte Brutbiotope Eurasiens. Entsprechend sind Bestandsangaben für Europa mit 91.000-310.000 Paaren eine nur grobe Annäherung,​ zumal die Hauptvorkommen in wenig kontrollierten Waldgebieten des Hohen Nordens liegen. ​
  
-@bild(left"​(:​euleninfos:​eulenarten:​73681bc969.jpgAusgeraubtes Rauhfußkautz-Gelege)"​)@+Noch gilt die Art als nicht gefährdetdoch wird gerade in den Hauptvorkommen Fennoskandiens ein merklicher Rückgang beobachtetDurch seine enge Bindung an alte Wälder mit großen Baumhöhlen ist der Rauhfußkauz durch gravierende Änderungen in der Waldbewirtschaftung besonders betroffen. Der Umbau alter Naturwälder in Altersklassenwälder mit geringer Umtriebszeit hat großräumig zum Mangel an geeigneten Höhlenbäumen und geschützten Wintereinständen geführt. Auch werden in Wirtschaftswäldern immer noch Höhlenbäume als minderwertiges Holz gefällt. Im Borealwald verursachen Kahlschläge gigantischen Ausmaßes nicht nur Zerschneidungseffekte und Arealverlustedie z. B. die Jungendispersion blockieren, sondern verschlechtern auch den Wetterschutz unter dem Kronendach – und damit die Überlebenschancen für die Kleineulen in harten Wintern.
  
-Durch die Intensivierung der Forstwirtschaft und den Anbau von Fichten-Monokulturen auf großen Flächen hat sich ein Mangel an geeigneten Höhlenbäumen ergeben. Wichtige Höhlenbäume werden leider immer wieder aus Unkenntnis gefällt. Dazu kommen verstärkt Störungen durch die zunehmende Freizeitgestaltung des Menschen (jogging, mountainbiking,​ walking usw.) in den Wäldern. Dies ist eine sehr ernstzunehmende Gefahr, da immer weiter und tiefer in abgelegene Waldgebiete vorgedrungen wird. 
  
 ===== Schutzmaßnahmen ===== ===== Schutzmaßnahmen =====
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 @bild(right,​ "​(:​euleninfos:​eulenarten:​dbf67e9065.jpg)"​)@ @bild(right,​ "​(:​euleninfos:​eulenarten:​dbf67e9065.jpg)"​)@
  
-Der naturnahe Waldbau mit unterschiedlichen Altersstrukturen ​und hohen Umtriebszeiten ist zu Fördern ​und Besonders ​Buchen- und Kiefern-Altholzinseln ​sind unbedingt zu erhalten Höhlenbäume sollten ​dringend ​gekennzeichnet werden um auch hier ein versehentliches Fällen durch Forstarbeiter zu verhindern. Nisthilfen werden ​gerne angenommen und können die Ansiedlung auch in solchen Gebieten ​ermöglichen ​in denen geeignete natürliche Höhlenbäume noch fehlen.+Zum Schutz der Rauhfußkäuze gilt es zum einen, gut strukturierte Nadel- ​und Mischwälder ​zu entwickeln, die ein Mosaik aus Altbäumen, Dickungen ​und Lichtungen bieten, wobei ausreichend Totholz sowie Altholzinseln mit BuchenKiefern ​oder Eichen für den Schwarzspecht ​als Höhlenbauer – festzulegen ​sind. Die Habitatqualität kann darüber hinaus durch Zulassen langer Umtriebszeiten und Wildnis-Ecken angehoben werden. Von den Eulen traditionell genutzte ​Höhlenbäume sollten ​betriebsintern ​gekennzeichnet werdenum ein versehentliches Fällen durch Forstarbeiter zu verhindern. Nisthilfen werden ​problemlos ​angenommen und können die Ansiedlung ​der Eule auch in Wäldern ohne natürliches Angebot an Bruthöhlen ​ermöglichen, soweit sich Waldstruktur und Jagdgebiete ebenda eignen.
  
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euleninfos/eulenarten/rauhfusskauz.1638822567.txt.gz · Zuletzt geändert: 2021/12/06 21:29 von ppeterman