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euleninfos:eulenarten:habichtskauz [2021/12/06 18:46] ppeterman [Merkmale] |
euleninfos:eulenarten:habichtskauz [2021/12/06 21:03] ppeterman [Nahrung] |
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- | Text von Karl-Heinz Graef \\ Überarbeitung und Aktualisierung W. Scherzinger, Dez. 2021 | + | Text von Karl-Heinz Graef \\ Überarbeitung und Aktualisierung Dr. Wolfgang Scherzinger, Dez. 2021 |
===== Merkmale ===== | ===== Merkmale ===== | ||
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- | Der Habichtskauz gehört mit einer Größe von 54-61 cm zu unseren großen Eulenarten. Er ist dem nah verwandten Waldkauz sehr ähnlich, jedoch ist er erheblich größer und seine Gefiederzeichnung ist kontrastreicher. Das Gefieder zeigt oberseits dunkle Flecken und unterseits dunkle Längsstreifen ohne Querzeichnung auf gelblichweißem Grund. Der Gesichtsschleier ist sehr deutlich ausgeprägt und auffallend hell mit feiner radialer dunkler Strichelung. Der Schnabel ist horngelb und die schwarzbraunen Augen sind mandelförmig. Im Flug sind die breiten Flügel und der relativ lange keilförmige Schwanz kennzeichnend, die zusammen mit der längsgestreiften Unterseite etwas an einen jungen Habicht erinnern. Daher wohl auch der Name dieser Eulenart. Die Weibchen sind deutlich größer und am Brutplatz ist der Habichtskauz sehr aggressiv. | + | Der Habichtskauz erscheint dem nah verwandten Waldkauz zwar ähnlich, erreicht mit 54-61 cm aber fast die doppelte Größe. Mit rund 1 kg Gewicht sind die Weibchen deutlich schwerer als die Männchen (0,7 kg). Im kugelig-runden Kopf ist der flache Gesichtsschleier mit feiner radialer Strichelung deutlich ausgeprägt. Die schwarzbraunen mandelförmigen Augen erscheinen relativ klein. Der Schnabel ist horngelb (selten orange-gelb). Bei dem Körpergefieder ist die kontrastreich gefleckte bis längs gestreifte Gefiederzeichnung auf hellem Grund typisch, wobei regional sehr unterschiedliche Farbphasen vorkommen (von weißlichem Hellgrau bis sattem Schokobraun, sogenannte „Mohren“). Im Gegensatz zum kräftigen Fleckenmuster am Rücken, zeigt das Gefieder an Brust und Bauch derbe Längsstreifen (ohne Querzeichnung - im Unterschied zum Waldkauz. Dieses einem jungen Habicht ähnelnde Streifenmuster war im Deutschen Namen-gebend für die große Waldeule; die Bezeichnung „//Slagugglan//“ in Skandinavien weist hingegen auf die hohe Angriffsbereitschaft der aggressiven Käuze am Brutplatz hin). Im Flugbild ist neben den breiten Flügeln besonders der lange, keilförmige Schwanz kennzeichnend, beides Voraussetzung für einen kraftvollen und wendigen Flug eines Waldbewohners. |
===== Fortpflanzung ===== | ===== Fortpflanzung ===== | ||
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@bild(right, "(:euleninfos:eulenarten:d5182c17d1.jpg, Habichtskauz (Jungvögel im Baum <br/>sitzend\\))")@ | @bild(right, "(:euleninfos:eulenarten:d5182c17d1.jpg, Habichtskauz (Jungvögel im Baum <br/>sitzend\\))")@ | ||
- | Die territoriale Balz hat ihren Höhepunkt bereits im Herbst und ist besonders lautstark. Je nach Witterung legt das Weibchen bereits von Ende Februar meist jedoch erst Anfang März bis Mitte April in zwei bis drei Tagesabständen 3-4, teilweise auch bis zu 6 weiße Eier. Das Gelege wird ab dem ersten Ei nur vom Weibchen etwa 27-29 Tage bebrütet. Die Jungvögel verlassen noch flugunfähig im Alter von 28-35 Tagen den Nistplatz und klettern dann in den Bäumen der näheren Umgebung herum. Ein bis zwei Wochen später sind dann die ersten Flugversuche zu beobachten. Erst im Alter von etwa 90. Tagen können sie sicher Fliegen und Beuteschlagen. | + | Habichtskäuze sind weitgehend ortstreu und bilden monogame Paare mit ausgeprägter Partnertreue. Die territoriale Balz hat ihren Höhepunkt bereits im Herbst und ist mit Reviergesang, Bellen und schrillen Schreien besonders lautstark. Die Frühjahrsbalz setzt bei ruhigem Wetter schon im Januar-Februar ein und ist durch aggressive Konflikte zwischen den Paarpartnern gekennzeichnet, speziell bei Neu-Verpaarungen. Nestzeigen, Muldenscharren und Beuteübergaben leiten das Brutgeschäft ein. |
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+ | Je nach Region und Witterung beginnt das Weibchen Ende Februar (z. B. Slowakei und Slowenien) bzw. Anfang März bis Mitte April mit der Eiablage (z. B. Fennoskandien). In zwei bis drei Tagesabständen wird das Gelege aus 3-4 weißen Eiern (maximal 6-8) vervollständigt. Bei einer Bebrütungsdauer von 28 Tagen setzt das Weibchen ab dem erst-gelegten Ei mit der Bebrütung ein. Die Jungvögel werden bis zum 10. Lebenstag intensiv gehudert, später hält das Weibchen in Nestnähe „Wache“ und attackiert Brutstörer mit großer Vehemenz. Im Alter von 28-35 Tagen verlassen die noch flugunfähigen Jungeulen den Brutplatz, landen dabei meist auf dem Waldboden und klettern dann kraftvoll in sichere Baumhöhen. Nur ein bis zwei Wochen später gelingen den Ästlingen erste Flugversuche. Ab dem Alter von 90 Tagen können sie sicher fliegen und Beute schlagen; bald darauf kommt es zur Familienauflösung. | ||
===== Lebensraum ===== | ===== Lebensraum ===== | ||
- | Der Habichtskauz bewohnt sowohl Laub- und Mischwälder als auch reine Nadelwälder mit altem höhlenreichen Baumbestand. Je nach geografischer Region scheint er jedoch dann einen bestimmten Waldtyp zu bevorzugen. So sind es in Skandinavien Nadelwälder, im Balkan hauptsächlich Buchenwälder. Er brütet in großen Baumhöhlen oder in alten Greifvogelhorsten aber auch auf den Stämmen abgebrochener Bäume. Hierbei scheinen sonnige Hanglagen bevorzugt zu werden mit angrenzenden offenen Freiflächen zum Jagen. | + | Im Hauptverbreitungsgebiet des nördlichen Eurasien besiedelt der Habichtskauz vorwiegend alte, weitläufige Nadelwälder, doch ist die Art in Mittel- und Südeuropa eher ein Bewohner alter Laub- und Mischwälder. Hier kann die Art von den Niederungen bis zum Bergwald der Montanstufe angetroffen werden. Bevorzugt werden Altbestände mit durchbrochenem Kronendach und eingesprengten Lücken, auch Sturmwurfflächen oder Kahlschlägen, soweit eine höhere Dichte an Kleinsäugern geboten ist. Typischerweise brüten Habichtskäuze in großen Baumhöhlen, doch besetzen sie auch alte Greifvogelhorste, gelegentlich Brut auf Bruchflächen starker Baumstümpfe. Bei Mangel an natürlichen Brutplätzen nimmt der Kauz große Nistkästen problemlos an. |
===== Nahrung ===== | ===== Nahrung ===== | ||
- | Hauptbeutetiere des Habichtskauzes sind Kleinsäuger und hier hauptsächlich Mäuse und Spitzmäuse die etwa 85% der Nahrung ausmachen. Erdmäuse, Rötelmäuse und Schermäuse machen alleine etwa 75% aus. Es werden aber auch Vögel, Frösche, Eidechsen, gelegentlich sogar Fische und auch regelmäßig Käfer erbeutet. Im Wintern können Mäuse auch noch unter 20-30 cm hohem Schnee gegriffen werden. Außerhalb der Brutzeit ist der Anteil an Spitzmäusen erheblich höher. | + | Die sehr kräftige und robuste Eule schlägt Beutetiere bis zur Größe von Krähen, Waldkäuzen oder Eichhörnchen, doch bilden Kleinsäuger zu allen Jahreszeiten den Hauptteil der Nahrung (etwa 85%). Zur Brutzeit machen allein Erdmäuse, Rötelmäuse und Schermäuse an die 75 % der Beute aus. In den Laubwäldern des Westbalkans bringen die Käuze vor allem Siebenschläfer ans Nest. Zur Beuteliste zählen regelmäßig auch Käfer, Frösche, Eidechsen und Vögel, gelegentlich sogar Fische. Außerhalb der Brutzeit ist der Anteil an Spitzmäusen und Maulwürfen oft noch erheblich höher. Im Winter können Mäuse noch unter einer 20-30 cm hohen Schneedecke gegriffen werden. |
===== Gefährdung ===== | ===== Gefährdung ===== |