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ag_eulen:tagungen:2019_bad_blankenburg

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ag_eulen:tagungen:2019_bad_blankenburg [2021/12/10 02:06] (aktuell)
ppeterman [2019_Bad_Blankenburg]
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-====== ​2019_Bad_Blankenburg ​====== +====== ​2019 Bad Blankenburg ​====== 
- **Bericht über die 34. Jahrestagung der AG Eulen sowie das 9. Internationale Symposium Populationsökologie von Greifvogel- und Eulenarten vom 18.10. bis 21.10.2018 ​in Halberstadt,​ Sachsen-Anhalt**+====== ​Bericht über die 35 Jahrestagung der AG Eulen in Bad Blankenburg ======
  
-Abbildung 1: Teilnehmer und Teilnehmerinnen der 34. Jahrestagung ​in Halberstadt ​(Foto: Elke Steinborn)+Die 35. Jahrestagung ​der „Deutschen Arbeitsgemeinschaft zum Schutz der Eulen e.V.“ ​(AG Eulenfand dieses Mal vom 06.-08. September 2019 in Bad Blankenburg in Thüringen statt. Für die Organisation und Planung vor Ort danken wir sehr herzlich Dr. Jochen Wiesner und Wilhelm Meyer. Im Mittelpunkt der Fachtagung der AG Eulen standen Eulenforschung und Eulenschutz mit Schwerpunkt der waldbewohnenden Eulenarten. Insbesondere der Habichtskauz stand mit vier Vorträgen diesmal im besonderen Interesse der jährlichen Tagung der AG Eulen. Neben den Vorträgen aus Deutschland ergänzten Referentinnen und Referenten aus Österreich und der Ukraine die Jahrestagung. Insgesamt konnte der Vorstand der AG Eulen rund 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer begrüßen, die eine mehr oder weniger weite Anreise hinter sich hatten.
  
-Nachdem ​sich im Vorjahr die Deut­sche Arbeitsgemeinschaft zum Schutz ​der Eulen e.Vin Breklum in Schles­wig-Holstein versammelt hatte, fand 2018 die nachfolgende 34Tagung einschließlich Mitgliederversamm­lung in Halberstadt in Sachsen-An­halt stattDer Förderverein für Öko­logie und Monitoring von Greifvo­gelund Eulenarten e.V. veranstaltete unter Kooperation und Mitwirkung der AG Eulen e.V. das 9. Internatio­nale Symposium Populationsökologie von Greifvogel- und Eulenarten.+Das Tagungsprogramm fing mit einem Abendvortrag von Gerhard Brodowski aus Hamburg an. Der Referent beschäftigt ​sich in seiner Freizeit mit der Umsetzung von Artenschutzmaßnahmen,​ mit der Beobachtung der Vogelwelt und vor allem mit der NaturfotografieAuf seiner [[http://​www.brodowski-fotografie.de|www.brodowski-fotografie.de|Internetseite]] sind seine hoch interessanten Aufnahmen ausgestellt.
  
-Die AG Eulen folgte damit der Tradi­tion,​ alle vier Jahre eine gemeinsame Veranstaltung mit dem Förderverein durchzuführen. Die Organisation lag in den Händen von Ubbo Mammen ​und Michael M. Jöbges. Der Einla­dung waren rund 260 Teilnehmer/​In­nen,​ unter anderem aus Ungarn, Ös­terreich,​ Schweiz, den Niederlanden und Schottland, gefolgt. Ein umfang­reiches,​ vielschichtiges Tagungspro­gramm ​wurde mit 26 Vorträgen ge­boten und mit 15 Postern abgerundet.+Der beeindruckende Vortrag über seine Verhaltensstudien an Greifvögeln und Eulen kam beim Fachpublikum gut an und wurde mit anhaltendem Applaus honoriert.
  
-Das Veranstaltungsprogramm be­gann am Anreisetag mit einem öf­fentlichen Bildervortrag von **Win****­fried Nachtigall **und **Silvio Herold**: ​40.000 km und zurück mit den Mila­nen ins Winterquartier“. Die Autoren berichteten von ihren Beobachtungen und den Ergebnissen der Rotmilan-Schlafplatzzählungen ihrer insgesamt vier Reisen auf die Iberische Halbin­sel,​ dem zentralen Überwinterungs­gebiet der Art in Europa.+Danach trafen sich die Teilnehmerinnen ​und Teilnehmer zum sehr beliebten ​Eulenschützer-Stammtisch, um Erfahrungen rund um das Thema Eulen auszutauschen bzwneue Kontakte zu knüpfen.
  
-Es folgten zwei Tage mit wissen­schaftlich hochwertigen Vorträgen ​und interessanten,​ zeitweise kontro­versen Diskussionen. Die AG Eulen steuerte acht Vorträge und mehrere Poster zum Symposium bei. Im Ein­zelnen waren dies vier Vorträge über den Uhu //Bubo bubo, //jeweils ein Vor­trag über den Waldkauz //Strix aluco//, den Sperlingskauz //​Glaucidium passe////​­rinum //und den Rauhfußkauz //Aegolius funereus //sowie ein Vortrag über Eu­len und Greifvögel als Opfer der Vo­gelgrippe (Geflügelpest).+Pünktlich um 09:00 Uhr am Samstag begrüßte der Vorsitzende Michael Jöbges die Anwesenden ​und eröffnete die Fachtagung.
  
-Am Freitag, den 19.10.2018eröffne­ten **Ubbo Mammen **und **Michael MJöbges **die Fachtagung und begrüß­ten die angereisten Teilnehmer/​innen. **Staatssekretär Klaus Rehda **vom Ministerium für UmweltLandwirt­schaft und Energie des Landes Sach­sen-Anhalt überbrachte Grußworte der Umweltministerin ProfDrClau­dia Dalbert. Der Staatssekretär hob das hohe Engagement der ehrenamt­lich tätigenden Greifvogel- und Eu­lenschützer hervor. Die erhobenen Monitoringdaten sowie die Durch­führung von Artenhilfsprogrammen sind unverzichtbare Bausteine für die Arbeit des Umweltministeriums in Sachsen-Anhalt.+Die ersten vier Vorträge behandelten das Thema Habichtskauz-Wiederansiedlung in Österreich und Bayern. Als erster Referent berichtete Johannes Bradtka aus Erbendorf über das Habichtskauz-Projekt in Nordbayernwelches ​den Naturpark Steinwaldden Hessenreuter Wald und das südliche Fichtelgebirge umfasstHauptziel des Projektes isteine selbsttragende Population zu etablierenIn den Jahren 2017 bis 2019 wurden insgesamt 18 junge Habichtskäuze ausgewildertBisher konnte ein Habichtskauz-Revier bestätigt werden.
  
-Der erste Vortragsblock begann mit einem Überblick ​von **Ubbo Mam****­men **und **Ines Stark**„30 Jahre Mo­nitoring Greifvögel ​und Eulen Euro­pas“Die ersten ​Erfassungen ​im Rah­men dieses Programms fanden 1988 stattSeitdem ​werden ​kontinuierlich Bestands- und Reproduktionsdaten von Eulen und Greifvögeln und von fest definierten Kontrollflächen auf­genommenDie Referenten zeigten die Bestandsentwicklung und Re­produktionsparameter ausgewählter Greifvogel- und Eulenarten von 1988 bis 2014.+Der nächste Referent, Dr. Richard Zink aus Wien, berichtete über die Erfahrungen ​von 10 Jahren [[http://​www.habichtskauz.at|Habichtskauz-Wiederansiedlung in Österreich]]. Im Jahre 2007 startete das Projekt zur Wiederansiedlung des Habichtskauzes entlang der Alpennordseite. Ziel ist es, die Populationslücke zwischen den aktuellen Vorkommen nördlich ​und südlich von Österreich zu schließen. Bis einschließlich 2018 wurden 332 Vögel freigelassen,​ davon 180 im Biosphärenpark Wienerwald und 152 im Wildnisgebiet DürrensteinDer Nachweis der ersten ​Brut gelang ​im Jahr 2011, nur zwei Jahre nach Beginn der Wiederansiedlung. Insgesamt gibt es gegenwärtig rund 30 ReviereIm bisher besten Brutjahr 2019 konnten 21 aktive Brutpaare nachgewiesen ​werden. ​Somit ist das Projekt bisher auf einem guten Wege.
  
-Nach diesem Überblick referierte **Dr. Peter Petermann **über Eulen und Greifvögel als Opfer der Vogelgrip­pe (Geflügelpest)Geflügelpest-Fälle bei Wildvögeln sind ein neues Phäno­men, ​das erst seit etwa 2004 regelmä­ßig weltweit beobachtet wird und vor allem Wasservögel betrifftDer Vor­trag beleuchtetein welchem Umfang Eulen und Greifvögel betroffen sind und was über das Ausmaß und die Ur­sachen aktuell bekannt ist.+Nach der Kaffeepause folgte der Vortrag von Frau Dr. Ingrid Kohl mit den Co-Referenten DrChristoph Leditzning und Franz Aigner aus Scheibbs in Österreich mit dem Thema „10 Jahre Habichtskauz-Wiederansiedlung um das Wildnisgebiet Dürrenstein“ in Österreich. Von 2009 bis 2018 wurden im [[http://​www.wildnisgebiet.at|Wildnisgebiet Dürrenstein]] 154 junge Habichtskäuze mit Sendern versehen ​und freigelassenDismigrationsdistanzen von ca. 150 kmÜberlebensraten von etwa 75% im ersten Jahr nach der Freilassung ​und verschiedene Todesursachen (z.B. Prädation durch den Steinadler) wurden erfasst.
  
-Nach den Greifvogel-Vorträgen be­gann ​das eigentliche Eulenprogramm nach der Mittagspause am Sams­tag. Der junge Ornithologe **Vincent Schwartz **(Ungarnberichtete über die Bestandssituation und -entwick­lung des Uhus in Ungarn. Der Uhu war in Ungarn in den 1980er Jah­ren fast ausgestorbenaber zwischen 1987 und 1991 haben Vogelschützer 139 gezüchtete Uhus ausgewildert. In der Folge begann sich die Population langsam zu etablieren. Das Wachs­tum hat sich seit dem Jahr 2004 be­schleunigt und hält derzeit weiter an. Jedoch hat der Schutz der Greifvögelvor allem des Wanderfalken,​ in Un­garn derzeit Priorität vor den Eulen­vögelnDeshalb ist die Freude über die anwachsende Uhu-Population in Naturschutz- und Artenschutzkrei­sen nicht ungeteilt.+Ein weiterer Vortrag über das (Klein)Eulen-Monitoring im Wildnisgebiet Dürrenstein,​ Österreich (IUCN Kategorie I, UNESCO Weltnaturerbe) ​in Kooperation mit Thomas HochebnerClaudia Schütz ​und Gerhard Rotheneder von der Schutzgebietsverwaltung in Scheibbswurde ebenfalls von DrIngrid Kohl gehalten.
  
-**Christiane Geidel **(stellvertretende Vorsitzende ​der AG Eulen) referierte zum Thema: „Wie viel Nachwuchs be­nötigen Uhus zur Aufrechterhaltung einer stabilen Populationsgröße?​“ Der Vortrag stellte ​die Bestandsentwick­lung ​des Uhus in Bayern ​vor, disku­tierte diese im Hinblick auf bestehen­de Gefährdungspotenziale sowie In­dividuenverluste ​und gab eine erste fachliche Einschätzung eines „ange­passten“ Reproduktionswertes.+Das Wildnisgebiet Dürrenstein,​ das den Fichten-Tannen-Buchen-Urwald Rothwald beinhaltet, ist ein totholzreicher Naturbergwald. Von 2015 bis 2019 wurden die Bestände von Rauhfußkauz,​ Sperlingskauz,​ Waldkauz und Habichtskauz erhoben. Mit dem Uhu als Nahrungsgast und der Waldohreule, ​die 2017 als Brutvogel im Wildnisgebiet neu entdeckt wurde, kommen im Gebiet sechs Eulenarten vor. Die Daten der ersten vier Jahre des Projektes ergaben, dass der Rauhfußkauz und der Waldkauz die häufigsten Eulenarten im Gebiet sind. 2016 erhöhte eine Buchenmast die Dichte der Kleinsäuger. In der darauffolgenden Brutsaison zeigten die Rauhfußkäuze einen signifikanten Anstieg der Revierdichte und hohen Bruterfolg. Im Untersuchungsgebiet brütet der Rauhfußkauz ausschließlich ​in Baumhöhlen, ​vor allem in Höhlen vom Schwarzspecht. Sperlingskäuze kamen in relativ geringen Dichten von 3,0 Revieren/​10km<​sup>​2</​sup>​ vor. Die hohe Dichte der Waldkäuze könnte die Ursache für die relativ geringe Dichte der Sperlingskäuze sein. Habichtskäuze wurden wiederangesiedelt ​und sind relativ selten.
  
-Im Anschluss stellte **Thomas Grün****­korn **(BioConsult SH) Zwischener­gebnisse einer Studie zur besseren Ab­schätzung des Kollisionsrisikos ​des Uhus an Windenergieanlagen ​(WEAvordie BioConsult SH im Auftrag des Landesverbands Eulenschutz Schleswig-Holstein durchführt. Ziel dieser Studie ist esdetaillierte Da­ten zu Raumnutzung ​und Flugver­halten von mehreren Uhu-Brutpaaren ​in zwei Jahren zu erheben. Die ers­ten Ergebnisse dieser Studie zeigten überwiegend bodennahe Flüge ​des Uhus. Nach Aussage des Referenten besteht nur ein geringes Kollisionsri­siko für UhusEine kontroverse Dis­kussion löste sein Vorschlag aus, bei Genehmigungen hoher Windräder auf den Mindestabstand zu Uhubrutplät­zen zu verzichten, ​der von der Län­derarbeitsgemeinschaft ​der Vogel­schutzwarten empfohlen wird.+Nach der Mittagspause wurden die Vorträge fortgesetzt. Dr. Frank Rau aus Freiburg berichtete über Uhus und Wanderfalken:​ „Dynamische Populationen und Populationsdynamik ​des Uhus in Baden-Württemberg“. Im Rahmen eines von der Arbeitsgemeinschaft Wanderfalkenschutz ​(AGWdurchgeführtenflächendeckenden landesweiten Monitorings in Baden-Württemberg werden seit 1965 VerbreitungBestand ​und Reproduktion beider Arten erfasst. Nachdem sich in Baden-Württemberg die Bestandsgrößen beider Spezies ​in den vergangenen ​zwei Jahrzehnten angenähert haben, hat sich die Differenz zwischen beiden Populationen 2018 wieder etwas erhöht. Die Verbreitung und der Brutverlauf der Wanderfalken 2018 in Baden-Württemberg lassen sich als Folge der Überlagerung verschiedener Prozesse auf Populationsebene ​des Hauptprädators Uhu sowie externer abiotischer Faktoren erklärenGrundsätzlich lassen sich anhand ​der rezenten Bestandsentwicklung die Grundzüge ​der Areal- und Habitatanpassungen erkennen, die als konsequente Reaktion ​der Wanderfalkenpopulation auf die fortschreitende Ausbreitung der Uhus interpretiert werden können.
  
-Nachdem sich die Gemüter nach der Kaffeepause beruhigt hatten, wid­mete sich **Dr. Christian Harms **in seinem ​Vortrag ​ebenfalls dem Uhu: IR-Videokameras bringen Licht ins Nachtleben des Uhus“. Seit 2015 ar­beitete der Referent mit IR-Videoka­meraswelche die Aktivitäten ​und un­gestörten Verhaltensweisen von Uhus an ihrem Brutplatz über längere Zeit kontinuierlich aufzeichnenDas Ver­halten ​der Uhus während ​der Balz, der Brut und der Aufzucht ​der Jungen wurden dokumentiert ​und ausgewer­tet. Die Dynamik ​und Zusammenset­zung ​der Beuteeinträge während der Brutzeit und damit die Nahrungsver­sorgung des Weibchens bildeten da­bei einen besonderen Untersuchungs­schwerpunkt. Der Referent machte anhand ausgewählter Ergebnisse deutlichwie der gezielte Einsatz fotografischer Techniken und insbeson­dere IR-Videokameras das Wissen über Eulen erweitern kann.+Der nächste ​Vortrag ​von Andreas Kämpfer-Lauenstein aus Geseke behandelte das Thema 40 Jahre Rauhfußkauz-Monitoring“ im Arnsberger Wald in Nordrhein-WestfalenVon 1979 bis 2019 wurde eine Rauhfußkauz-Population im Arnsberger Wald mittels RufbestandsaufnahmenBrutkontrollen ​und Beringung möglichst aller Jung- und Altvögel untersuchtAufgrund ​der hohen Abhängigkeit von der Hauptbeutetierart Waldmaus unterscheiden sich die Bestandszyklen des Rauhfußkauzes im Arnsberger Wald von denen anderer Teilpopulationendie besonders von Wühlmaus-Gradationen beeinflusst werden. Im Verlauf ​der letzten 40 Jahren haben die Rauhfußkäuze die angebotenen mardersicheren Nistkästen immer seltener genutzt. Gleichzeit stiegen in dieser Zeit der Bestand des Schwarzspechtes ​und die Zahl der Schwarzspechthöhlen stark an. Die früher typischen irruptiven Bestandsanstiege in einzelnen Jahren wurden immer seltener ​und der Brutbestand schwankt inzwischen nicht mehr so starkbleibt eher auf niedrigem Niveau stabil.
  
-Ein besonderes Erlebnis wurde der Vortrag von **Fred J. Koning **aus den Niederlanden:​ „Der Waldkauz von ,Source to Sink‘“. Der Referent be­richtete über die Entwicklung einer Population ​von Waldkäuzen seit 1961 in einer niederländischen Dünen­landschaft nahe Amsterdam. Seit den 1960 Jahren veränderten sich Flora und Fauna des Untersuchungsgebietes deutlich. Das Hauptinteresse des zeitintensiven Langzeitprojektes wardie Interaktion zwischen ​Waldkauz und anderen Greifvögeln sowie Prädato­ren zu dokumentierenDie Ergebnisse zeigten, dass Habicht ​und Baummar­der Einfluss auf die Fortpflanzung und das Überleben des Waldkauzes haben. Die Untersuchungen belegtenwie sich die Population von Wald­käuzen von einer „Source“- zu einer „Sink“-Population veränderte+Ein Vortrag von Ubbo Mammen ​aus Halle (Saale) behandelte das Thema “Bestandstrends der Eulen Deutschlands“. Auf der Grundlage der Datenbank des Forschungsprojektes MEROS (Monitoring Greifvögel und Eulen Europas) wurde die Bestandsentwicklung ​von Schleiereule,​ Uhu, Steinkauz, Waldkauz, Waldohreule,​ Rauhfußkauz von 1988 bis 2016 in Deutschland dargestellt ​und diskutiertDer Vortrag ist auch ein Plädoyer für systematische Bestandserfassungen ​und ein Aufruf an die Mitglieder der AG Eulen, sich dem Projekt anzuschließen.
  
-Mit besonderer Freude wurde der Vortrag von **DrJochen Wiesner**ehemaliger Vorsitzender der AG Eu­lenverfolgt: „Zum Sozialsystem des Sperlingskauzes – Erkenntnisse aus 35-jähriger Beringungsarbeit an ei­ner kurzlebigen Eulenart“Langfris­tige Beringungen an Sperlingskäuzen zeigendass die Art eine hohe Sterb­lichkeitsrate besitzt. In den ostdeut­schen Bundesländern sind im Zeit­raum 1964 bis 2015 insgesamt 2.970 Individuen beringt worden. Die vor­liegenden Befunde zu ortsnahen ​und ortsfernen Wiederfunden erlauben nicht nur Aussagen zur Dismigration ​der Jungvögel, sondern auch zum Dispersal adulter SperlingskäuzeAus­wertungen ​der Langzeitstudien erga­ben, dass das Sozialsystem des Sper­lingskauzes dem des Rauhfußkauzes entspricht, nicht jedoch dem von Steinkauz und Waldkauz+Nach der Kaffeepause berichtete Ulrich August aus Sebnitz über die Eulen im Nationalpark „Sächsische Schweiz“Im Nationalpark kommen regelmäßig RauhfußkauzSperlingskauzWaldohreule,​ Uhu und Waldkauz vorNachweise von SchleiereuleSteinkauz ​und Sumpfohreule gelangen ​nur als Beutetiere von Habicht und Uhu, doch brüteten die ersten beiden Arten früher in der Umgebung des NationalparksHerr Augst gab Einschätzungen zur Siedlungsdichte ​der dort reproduzierenden Eulenarten.
  
-Der Abschluss ​der Eulenvorträge widmete sich dem Rauhfußkauz. Un­ser „Rauhfußkauz-Papst“ **Dr. Ortwin Schwerdtfeger **(Ansprechpartner bei der AG Eulen für diese Art) referier­te zur Bedeutung des Gesangs beim Rauhfußkauz“. Im Westharz wurden ​die Gesänge vieler Männchen aufgenommensogar außerhalb ​der Brut­zeitDie Analysen anhand von Sona- und Oszillogrammen lassen erken­nendass offenbar bestimmte Ei­genschaften der Gesänge bei einzel­nen Männchen konstant sind und sich von denen anderer Männchen unter­scheiden. Dies ermöglicht individuel­les Erkennen von Männchen durch ih­ren Gesang+Erstmalig im Rahmen ​der Jahrestagung ​der AG Eulen referierte Yehor Yatsiuk aus der Ukraine über sein Thema: ​Waldkauz-Monitoring in der Kharkiv-Region einschließlich Homilsha Forest Nationalpark,​ Ukraine“. Der Vortrag fand auf Englisch statt, Frau Dr. Kohl übersetzte dankenswerter Weise. Der Waldkauz ist die einzige Eulenartdie die Wälder in der Ostukraine besiedeltDas Monitoring beinhaltete VogelzählungenNistkastenkontrollen ​und Kontrolle aller bekannten Baumhöhlen im Homilsha Forest Nationalpark,​ diese wurden seit 2009 kontrolliert.
  
-Wie in den Vorjahren fand am Sams­tagabend die **Mitgliederversamm****­lung ​der AG Eulen **stattDie Ergebnis­se ​und Beschlüsse der Mitgliederver­sammlung ​von Halberstadt können im ausführlichen Protokoll im ER nach­gelesen werdenUnter dem TOP „Ver­schiedenes“ wurde die Diskussion um die Gefährdung von Uhus durch Wind­kraftanlagen kontrovers fortgesetzt+Danach gab es eine weitere Premiere auf der JahrestagungDer Referent Jonathan Haw aus Johannesburg (Südafrika) musste aus privaten Gründen seine Teilnahme absagen. Dafür organisierte Frau Dr. Kohl eine Skype-Verbindung nach Südafrika. Herr Haw berichtete über den Eulenschutz ​und Bildungsarbeit in Südafrika und über die Erfolge ​von 20 Jahren Township Owl Project (owlproject.org). Das Owlproject.org bewegte viel für den Eulenschutz,​ insbesondere auf der sozialen und gesellschaftlichen Ebene. Es genießt internationale Anerkennung und kooperiert mit dem Wildnisgebiet Dürrenstein.
  
-Den Abschluss der Tagung bilde­ten am Sonntagmorgen zwei **Ex****­kursionen**. Eine Wanderung führte zum Episodischen See „Bauerngra­ben“,​ alternativ konnte das Muse­um Heineanum in Halberstadt be­sichtigt werden. Der derzeit trockene Episodische See im Biosphärenreser­vat „Karstlandschaft Südharz“ wur­de von den Teilnehmern der Exkur­sion einmal umrundet unter der sach­kundigen Leitung von **Armin Hoch **vom Biosphärenreservat,​ der enga­giert ​und humorvoll ​die Besonderhei­ten dieses einzigartigen Gipskarstge­biets erläuterte. Die Landschaft wird bis heute geprägt ​und dynamisch ge­staltet durch den geologischen Unter­grundder durch Karsthöhlen unge­wöhnliche Erscheinungen wie den nur zeitweise Wasser führenden See her­vorbringt,​ aber auch Flora und Fauna beeinflusst, ​zu der auch der Uhu ge­hörtebenso wie Kraniche, die immer wieder zu hören waren.+In den Pausen ​und besonders nach dem letzten Vortragsblock hatten ​die Tagungsteilnehmerinnen ​und –teilnehmer Gelegenheitsich die im Foyer ausgestellten Eulenbilder anzuschauen ​und zu bewerten. Am Fotowettbewerb beteiligten sich 27 Fotografen mit 73 Fotos. Als Siegerbild wurde das Foto von Stefan Schawo „Steinkauz mit Buntspecht“ ausgewählt. Die fünf bestplatzierten Fotos können auf der Homepage ​der [[https://​www.ageulen.de/​doku.php?​id=eulen_menschen#​fotowettbewerb_bei_der_jahrestagung_der_ag_eulen_in_bad_blankenburg_2019|AG Eulen]] – angeschaut werden. Herzlichen Dank allendie sich am Wettbewerb beteiligt haben bzw. allen, die eine Bewertung der Bilder vorgenommen haben.
  
-//Michael MJöbges//+Ergänzend wurde im Foyer das Poster von  [[http://www.researchgate.net/​profile/​Christian_Harms2/​research|Dr. Christian Harms]] ausgestellt zum Thema: Was bedeutet die Elektrifizierung der Kaiserstuhlbahn für den Uhu //Bubo bubo//?
  
-Abbildung 2: Gut besucht: ​die von Ubbo Mammen (am Rednerpult) ​und seinen Mitarbeitern or­ganisierte Tagung (Foto: Heidi Hillerich)+Ein weiteres Poster von Dr. Christian Harms, Josef Hipp und Siegfried Hilfinger behandelt ​die Konkurrenz ​von Gänsesäger //Mergus merganser// und Uhu //Bubo bubo// um eine Bruthöhle ​am Kaiserstuhl – Die Auseinandersetzungen 2018 und 2019 im Vergleich.
  
-Abbildung 3: Spannende Informationen aus Ungarn: Vincent Schwartz ​(hier mit Christiane Geidelberichtete über die Bestandsentwicklung des Uhus (Foto: Josef Gerl)+Am Samstagabend fand die jährliche Mitgliederversammlung ​(MVsatt. Verlauf und Ergebnisse sind in diesem Heft publiziert. 
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 +Zum Abschluss der Tagung fand am Sonntagvormittag bei gutem Wetter in der näheren Umgebung von Bad Blankenburg eine Exkursion statt. Die Führung übernahmen Dr. Jochen Wiesner und Wilhelm Meyer, ​die uns in einer Muschelkalklandschaft Lebensräume von Schwarzspecht,​ Rauhfußkauz und Sperlingskauz zeigten. Ihnen beiden danke ich sehr herzlich für die fachlich hervorragende und eindrucksvolle Exkursionsführung. Alle Exkursionsteilnehmerinnen und –teilnehmer fuhren dann zufrieden mit vielen neuen Eindrücken nach Hause. 
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 +Die nächste Jahrestagung der AG Eulen wird vom 23. bis 25. Oktober 2020 in Münster ​(Westfalenstattfinden. Der Vorstand und Beirat der AG Eulen freut sich, viele Eulenfreunde und Mitglieder der AG Eulen auf der nächsten Jahrestagung 2020 in Nordrhein-Westfalen begrüßen zu dürfen. Bleiben Sie gesund und haben Sie weiterhin viel Freude an der Beobachtung der heimischen Eulenwelt. 
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 +Michael M. Jöbges 
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 +[{{:​ag_eulen:​tagungen:​dsc_8385-630.jpg|Die Tagungsteilnehmer}}] 
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 +[{{:​ag_eulen:​tagungen:​exkursion-8.sept.2019-3-630.jpg|}}]
  
  
  
ag_eulen/tagungen/2019_bad_blankenburg.1639090422.txt.gz · Zuletzt geändert: 2021/12/09 23:53 von ppeterman