Gratulation

Dr. Ernst Kniprath

Ernst Kniprath an einer Vogelfanganlage in Ventes Ragas / Litauen (Foto: Susanne Stier-Kniprath)

Geboren am 24. Juli 1939 in Bonn, Schulzeit und Studium der Biologie ebendort. Intensive Hobbyornithologie seit der Gymnasialzeit. Promotion 1966 in Bonn bei Prof. DR. G. NIETHAMMER zum Dr. rer. nat. mit einem ornithologischen Thema: Untersuchungen zur Variation der Rückenfärbung der beiden Meisen Parus montanus und Parus palustris. J. Ornith. 108: 1-46 (1967)

Bis 1980 folgte wissenschaftliche Arbeit an den Universitäten Bonn und Bochum (Elektronenmikroskopie zur Schalenbildung der Mollusken und anderer Tiergruppen mit etwa 15 Veröffentlichungen) und ein Jahr lang am „Laboratoire Arago“ in Banyuls s. M/Frankreich mit anschließender Promotion zum Docteur d’État ès Sciences in Paris. Danach – nicht der Lebensplanung entsprechend – bis zur Pensionierung 2004 „Pädagogischer Mitarbeiter an einer Volkshochschule“ im Landkreis Northeim, Niedersachsen. Während all dieser Jahre die Verbindung zur Ornithologie durch die Durchführung von Exkursionen und auch Bildungsurlaub mit ornithologischen Themen aufrecht gehalten (mit insges. 15 ornithologischen Veröffentlichungen).

Dann, etwa 1989, erfolgte der intensive Wiedereinstieg in ornithologische Forschung. Es galt, Vorbereitung zu treffen für eine ausfüllende Tätigkeit nach dem Ende der Berufstätigkeit. Die dann eingeschlagene Richtung bestimmte der Zufall. In der Tageszeitung erschien ein Artikel über die intensive Aufhängung von Schleiereulennistkästen durch das Mitglied der AG Eulen, Horst Weiter/Göttingen. Da stand dann auch, dass es in einem Dorf des Landkreises Northeim das ansässige Eulenpaar trotz der vielen Nistkästen vorgezogen hatte, irgendwo unter einem Dach zu brüten.

Nach eigenem Bekunden erschienen Ernst Kniprath Schleiereulen sehr interessant und attraktiv. Und dann war der Steinzeitjäger geweckt: „Die finde ich!“ Und er fand sie. Damit war die Richtung klar. Zuerst beteiligte er sich an den Kontrollarbeiten und auch an der Beringung durch HORST WEITER und übernahm im Laufe einiger Jahre beides für den ganzen Landkreis.

In diesen ersten Jahren der Schleiereulenarbeit bemühte sich Ernst Kniprath auch, seinen Eulenhorizont über die Schleiereulen hinaus zu erweitern. DR. ORTWIN SCHWERDTFEGER/Osterrode, zu der Zeit Vorsitzender der AG Eulen, hatte ihn freundlicherweise eingeladen, an seiner Freilandarbeit zum Rauhfußkauz teilzunehmen. Das bedeutete sowohl Suche nach singenden Männchen im Frühjahr und Fang und Beringung der Altvögel am Nest, als auch Fang von Käuzen bei der Herbstbalz. Die Übereinstimmung mit der Schleiereulenarbeit bestand darin, dass es beide Male Nistkastenpopulationen waren und die Arbeiten nachts erledigt werden mussten. All das fand jedoch nicht in Dörfern sondern im Fichtenwald des Harzes statt.

So ist Ernst Kniprath ein geradezu typischer Seiteneinsteiger ohne den sonst weit verbreiteten Hintergrund: „Schon seit seiner Jugend beteiligte er sich an Nistkastenaktionen.“ Umso intensiver und planvoller ging er die Beringung aller Schleiereulen des Gebietes einschl. der Altvögel an. Es galt, die Vorgaben seines Vorbildes, DR. REINHARD ALTMÜLLER, Lachendorf/Celle, zu erreichen (d.h. ca. 80 % der Altvögel zu kontrollieren). Diese Planarbeit begann mit der Brutzeit 1996.

Schon sehr bald gehörte dazu auch die Veröffentlichung von Teilergebnissen. „Es soll keine Erkenntnis in einer Schublade Schimmel ansetzen oder gar völlig verloren gehen.“

Die Ergebnisse der Arbeit, an der sich seine zweite Frau, Susanne, mit Leidenschaft und Ausdauer seit 1994 beteiligt, wurden regelmäßig dem „Monitoring Greifvögel und Eulen“ zur Verfügung gestellt. Die eigenen Arbeiten zu Eulenthemen (bis 2014 ca. 40) sind zum größeren Teil im Eulen-Rundblick erschienen. Alle sind auf seiner Homepage www.kniprath-schleiereule.de auch auf Englisch zu finden und von dort als pdf herunterzuladen.

Natürlich ist die Kontrollarbeit nicht alleine zu bewerkstelligen, nicht einmal zu zweit. So gehört zur Routinearbeit auch die Organisation einer Gruppe Freiwilliger bei den Nistkastenkontrollen. Weiterhin gibt es seit 1997 unter seiner Leitung eine Gruppe norddeutscher Schleiereulenberinger mit jährlichem Treffen.

Die eigene Beobachtungs- und Forschungsarbeit ist der eher „private“ Teil der Eulenarbeit. Es gibt aber auch einen öffentlichen. Damit gemeint ist die aktive Beteiligung an der Vereinsarbeit in der AG Eulen, seit 2008 als Mitglied des Vorstandes. Ernst Kniprath war tragende Kraft bei der Umwandlung der AG in einen e.V.. Dazu gehörte auch die Erstellung der notwendigen Satzung und der Geschäftsordnung. Seit 2011 bemühte er sich, die AG Eulen an programmatisches Arbeiten heranzuführen. Ein Teil davon war es, ein Vorstandsmitglied für den Eulenschutz zu etablieren. Mit einem Beschluss der MV 2012 zur Änderung der Satzung wurde die Vergrößerung des Vorstandes möglich und 2013 realisiert. Seither gehören Vorstände für Eulenschutz, die innere Organisation (Generalsekretär) und die Außendarstellung zum Vorstand der AG Eulen. Mit der Einführung dieser weiteren Vorstände verband er die erfolgreiche Bemühung, den reinen Männerbund Vorstand für Frauen zu öffnen.

Die Themen der Jahrestagungen 2011-2014 (2011: „Individuelle Markierung von Eulen…“, 2012: „Nisthilfen für Eulen: notwendig – sinnvoll – überflüssig – schädlich?“, 2013: „Bestandstrends bei europäischen Eulenarten“) waren seine Vorschläge. Im Anschluss an das Thema 2012 betrieb er die Produktion eines ersten Positionspapiers durch die AG Eulen (Nisthilfen für Eulen). Weitere sollen folgen. Ernst Kniprath ist der Ansicht, dass Fachverbände – die AG Eulen ist einer davon – auch die Aufgabe, ja sogar die Pflicht haben, vorhandene Fachkenntnisse aufzubereiten und den Amateuren zur Verfügung zu stellen. Dazu gehört auch, dass sie nach innen und nach außen ständig mahnen, die Erkenntnisse auch anzuwenden.

Die Mitarbeit bei der Herausgabe des Eulen-Rundblicks (ER), zuerst als Assistent (2002), dann 2004 (Heft 53/54) als verantwortlicher Redakteur und seit 2009 als Schriftleiter, ergänzt das Engagement in der Eulenarbeit. Dabei versucht Ernst Kniprath, den Spagat zwischen dem Mitteilungsblatt eines Vereins und einer Fachzeitschrift mit z.T. sogar wissenschaftlichem Anspruch zu bewältigen. Dazu gehört auch, nicht nur bisherige Autoren sondern auch neue zu bisher nicht im ER erschienenen Themen zu animieren. Insbesondere liegt ihm daran, zu verschiedenen Themen der Eulenbiologie Zusammenfassungen der bisherigen Literatur zu initiieren. Damit will er für die Leser aber auch für die zukünftigen Autoren des ER den jeweiligen Kenntnisstand darstellen lassen. Er hat selbst zwei solcher Zusammenfassungen geschrieben: „Die Wanderungen der jungen Schleiereulen“ (ER 60, 2010) und „Polygamie bei Eulen“ (ER 62, 2012). Initiiert hat er die Zusammenfassungen: „Sinnesleistungen der Eulen – sehen“ (ER 61; L. HAUSMANN; 2011), „Sinnesleistungen der Eulen – hören“ (ER 61; L. HAUSMANN; 2011) und „Hantaviren und Eulen“ (ER 63; S. Bosch; 2013). Weitere sind in Vorbereitung.

Der Initiative und dem stetigen Einsatz von Ernst Kniprath ist auch zu verdanken, dass der ER seit der Nummer 57 (2007) verlässlich jedes Jahr und seit der Nummer 59 (2009) im Frühjahr erscheint, also noch zu Beginn der Freilandarbeit.

Wenn die Arbeit am Eulen-Rundblick Ende Februar weitgehend fertig ist und die Schleiereulen noch nicht „dran“ sind, ist die richtige Zeit für die Suche nach Uhubrutplätzen im Landkreis Northeim. Im Gegensatz zur Arbeit an den Schleiereulen, die einen wissenschaftlichen Anspruch hat, geht es bei den Uhus nur um die Befriedigung des Jagdtriebes. Er will wissen, wie viele es denn wirklich sind.

Die zeitweilig schleppende Aktualisierung der Webseite der AG Eulen, gegründet im März 2000 von DR. ORTWIN SCHWERDTFEGER, veranlasste Ernst Kniprath 2013, sich intensiver mit der Pflege einer Homepage generell zu befassen. Daher lag es nahe, dass er nach dem Rücktritt des damaligen Webmasters die inhaltliche Betreuung der Webseite der AG Eulen im Dezember 2013 kommissarisch übernahm. In sehr erfolgreicher Zusammenarbeit mit einem Mitglied der AG Eulen, das seither für die EDV-technische Umsetzung zuständig ist, wurde die Homepage ausgebaut und aktualisiert und auch auf Dokuwiki als Redaktionssystem (CMS = content management system) umgestellt. Es ging auch darum, die zukünftige Arbeit für neue Betreuer leichter zu machen. Die neue Homepage ist seit Mitte April 2014 freigeschaltet. Seither betreibt Ernst auch das Projekt „Eulenwiki“. Darin soll in der Art von Wikipedia eine Sammlung all der für Eulenkunde und Eulenschutz wichtigen und auch interessanten Stichwörter aufgebaut werden.

Sein Motto, wie auf unserer Homepage nachzulesen, ist: Für einen Biologen gibt es kein „abgeschlossen“. Alles lässt sich verbessern, Kenntnisse können vertieft werden. Also weiterbohren.

Nachtrag: Der Eulen-Rundblick 67 (2017) wurde Ernst Kniprath gewidmet.

Jochen Wiesner, 2015 im Eulen-Rundblick 65: 91 (verändert)

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