Portrait
Am 24. September 2001 verstarb unerwartet LUDWIG SCHWARZENBERG einen Tag vor Vollendung seines 88. Lebensjahres. In Schwemlingen bei Merzig (Saarland) am 25. September 1913 geboren wurde er wie sein Vater Lehrer. Er absolvierte seine Lehrerausbildung von 1934 bis 1936 in Bonn und trat seine erste Lehrerstelle in Saarfels an. Über Weiler und Besch gelangte er nach dem Kriege nach St. Ingbert, wo er zunächst Konrektor und 1971 Rektor wurde, bevor er 1975 in den Ruhestand trat. Die meiste Zeit seines Lebens hat er außerhalb der Schule seinem „Hobby“, dem praktischen Naturschutz, gewidmet. Ihn betrachtete der Verstorbene bis heute „als Aufgabe“, nicht als Arbeit. Er war Gründungsmitglied des Landesverbandes Saarland des damaligen DBV (Deutscher Bund für Vogelschutz), der Vorgängerorganisation unseres heutigen NABU, sowie des Ornithologischen Beobachterringes Saar (OBS). Als DBV-Kreisvorsitzender gründete er 20 Ortsgruppen im Saar – Pfalzkreis, eine Leistung, die kein anderer Kreisvorsitzender im Saarland nach ihm erreichte. Als Kreisvertrauensmann für Vogelschutz war er lange Jahre ehrenamtlicher Mitarbeiter der Staatlichen Vogelwarte in Frankfurt. Als „Eulenvater“ war LUDWIG SCHWARZENBERG über Jahrzehnte hinweg Vorbild und fast schon Legende bei mehr als einer Generation im Natur und Artenschutz. Untrennbar mit seinem Namen verbunden ist die weltweit bekannte Schwarzenberg-Steinkauzröhre für den Steinkauz, dem „Kauz Ludwig“ seine letzen Lebensjahre ausgiebig widmete. Im Jahr 1969 baute er die ersten runden Steinkauzröhren. Diese wurden im Laufe der Jahre immer weiter verbessert. Seine Steinkauzröhre wurde in Mitteleuropa in zahlreichen Modellen unterschiedlicher Bauart nachgebaut. Noch in der alten DDR erschien eine Briefmarke mit der Abbildung einer Steinkauzröhre. Seine manchmal „kauzigen“ Ansichten stießen nicht immer auf Zustimmung, aber durch seine Neigung zum selbständigen Querdenken belebte er die Artenschutzdiskussion mit erfrischenden Impulsen! Er betreute bis zu 150 Steinkauzröhren und war am Bau von über 500 Röhren beteiligt.
Um den Lebensraum der Käuze zu erhalten, kümmerte er sich auch intensiv um den Schutz von Streuobstwiesen. Seit 1971 startete er die Kirchturmaktion im Saarland um die damals verschlossenen Kirchen wieder für Schleiereulen und Turmfalken zugänglich zu machen.
So sehr sein Wirken besonders den Eulen galt, setzte er sich doch immer als Ornithologe und vielseitiger Artenkenner für einen umfassenden Naturschutz ein. Nur wenige seiner Weggefährten wissen noch, dass er bereits vor dem zweiten Weltkrieg zusammen mit dem Merziger Botaniker PAUL HAFFNER zahlreiche botanische Exkursionen auf dem Fahrrad durch das Saarland und Umgebung unternahm. LUDWIG SCHWARZENBERG war stets bemüht, sein Wissen durch zahlreiche Veröffentlichungen und Führungen weiterzugeben. Ungefähr 150 Veröffentlichungen stammen aus seiner Feder. Im Jahr 1997 veröffentlichte er seine Erfahrungen im Steinkauz-Schutz in dem von ihm selbst herausgegebenen Buch „Vom Steinkauz zum Hauskauz“. LUDWIG SCHWARZENBERG war ein bedeutender Pionier und Vorkämpfer der Naturschutzbewegung und des Eulenschutzes im Saarland.
Karl Rudi Reiter, 2010 im Eulen-Rundblick 60: 114